Essen. Der Online-Lieferdienst aus Essen will sich in einem Verfahren in Eigenverwaltung sanieren. 440 Arbeitsplätze betroffen.

Der Online-Lieferdienst Greenclub, der bis vor kurzem noch unter Pottsalat firmierte, ist in finanzielle Schieflage geraten. Wie das Unternehmen mitteilte, hat es am Donnerstag beim Amtsgericht einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Der Schritt kommt, nachdem erst vor wenigen Wochen die ehemaligen Gründer von Pottsalat ihren Rückzug verkündet hatten.

  • Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!

Der Geschäftsbetrieb läuft an allen zwölf Standorten weiter, teilte Greenclub mit. Die Löhne der Mitarbeiter sind drei Monate über das Insolvenzgeld von der Arbeitsagentur gesichert. Mit der Insolvenz in Eigenverwaltung strebt Greenclub eine Sanierung an. Ziel sei es, „die rund 440 Arbeitsplätze zu sichern sowie den Geschäftsbetrieb zu restrukturieren und aufrechtzuerhalten“, so das Unternehmen in seiner Mitteilung.

Wirtschaftskrise und schlechte Konsumlaune

In einem solchen Verfahren bleibt die Geschäftsführung mit Tobias Drabiniok und Peter Falk im Amt. Allerdings wird ihnen vom Gericht ein Sachverwalter an die Seite gestellt. Das Gericht setzte den Sanierungsexperten Georg Kreplin von der Kanzlei „Kreplin Kuhlmann Nasser“ ein.

Geschäftsführer Peter Falk führt mehrere Gründe an, die für die wirtschaftlichen Probleme verantwortlich seien. Er sprach von einem „schwächeren Geschäft im vierten Quartal“. Die Wirtschaftskrise und die hohe Inflation hätten dies noch verstärkt. Gleichzeitig sei das Konsumklima weiter schwach, die Kunden sparen bei Ausgaben, was auch das Geschäft von Greenclub belaste.

Pottsalat erlebte Shitstorm nach Eklat um Investor

Pottsalat wurde 2017 gegründet und liefert auf Bestellung Salate und Bowls. Das Start-up wuchs besonders während der Coronazeit mit Homeoffice und geschlossenen Betriebskantinen schnell. Defizitär war das Geschäft dennoch. Der jüngste Finanzbericht, den Pottsalat im Bundesanzeiger veröffentlichte, wies für das Jahr 2021 einen Fehlbetrag von über 950.000 Euro aus.

Den Gründern war es jedoch gelungen, finanzkräftige und erfahrene Investoren an ihre Seite zu holen. Die Backwerk-Gründer Dirk Schneider und Hans-Christian Limmer steckten seit ihrem Einstieg 2021 mehrere Millionen Euro in den Lieferdienst.

Der Eklat aber um ein Geheimtreffen Rechtsradikaler in Potsdam, zu dem Limmer eingeladen haben soll, führte im Januar 2024 zum Bruch mit Limmer. Dessen Anteile übernahm Schneider und sorgte zumindest an dieser Stelle für Ruhe im Unternehmen, über das nach Bekanntwerden der Vorwürfe ein Shitstorm hereingebrochen war. Obwohl sich Limmer schnell als Gesellschafter zurückzog, blieb ein Imageverlust zurück.

Mehr zum Unternehmen Pottsalat

Im Frühjahr dieses Jahres fusionierte das Start-up mit dem Monheimer Mitwettbewerber Make. Beide Seiten versprachen sich davon mehr Wachstum und eine bessere wirtschaftliche Basis. Pottsalat hoffte aber auch, sich nach dem Wirbel um Limmer unter neuem Namen neu zu positionieren. Im September verkündeten die drei Gründer von Pottsalat dann allerdings plötzlich ihren kompletten Rückzug und begründeten dies offiziell mit rein privaten Motiven.

Erst kürzlich sicherte sich Greenclub frisches Geld

Die Insolvenzanmeldung kommt insofern auch deshalb überraschend, weil Investor Dirk Schneider erst im September eine Geldspritze von mehr als zwei Millionen Euro angekündigt hatte. Außerdem sammelte Greenclub im Oktober über Crowdfunding nach eigenen Angaben mindestens eine Million Euro von 350 Privatpersonen ein. Eine Anfrage, ob das Geld tatsächlich geflossen ist und was nun daraus wird, ließ das Unternehmen am Freitag unbeantwortet und teilte nur mit: Man sei derzeit intensiv damit beschäftigt, Geschäftspartner zu informieren.

Das aktuelle Management gibt sich derweil zur geplanten Neuaufstellung zuversichtlich: „Wir glauben an unser Konzept, das gesunde Ernährung mit nachhaltigen Liefermethoden verbindet. Mit diesem Verfahren wollen wir den Grundstein für weiteres Wachstum und Stabilität legen“, sagt Tobias Drabiniok. Standorte hat Greenclub in folgenden Städten: Bonn Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Köln, Münster, Stuttgart. Hinzu kommen drei Franchise-Stores in Mannheim, Frankfurt und Mainz.

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]