Essen. Die Ereignisse beim Essener Lieferdienst Pottsalat überschlagen sich: Erst verschwindet der Name und bald gehen auch alle drei Gründer.

Der Essener Online-Lieferdienst Green Club, früher Pottsalat, steht vor weiteren tiefen Einschnitten: Erst fusionierte Pottsalat mit dem Mitwettbewerber Make aus Monheim und änderte anschließend den Namen in Green Club. Und nun verabschieden sich auch alle drei Pottsalat-Gründer. Bis Ende des Jahres werden sie aus dem Unternehmen, das sie vor acht Jahren gegründet hatten, aussteigen. Das teilte Green Club jetzt mit. Die Unternehmer führen rein private Gründe für diesen doch überraschenden Schritt an.

2017 eröffneten Ben Küstner, Alexandra Künne und Pia Gerigk ihr erstes Geschäft in einer ehemaligen Pommesbude an der Frohnhauser Straße. Ihr Lieferdienst für Bowls und Salate legte in den kommenden Jahren ein starkes Wachstum an den Tag. Küstner, Gerigk und Künne hatten dabei offenbar den Zeitgeist getroffen, der auf gesunde Gerichte in nachhaltigen Verpackungen setzte. Nach Essen wuchs das Filialnetz schnell über die Stadtgrenzen hinaus unter anderem nach Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg und Münster. Besonders in der Corona-Pandemie profitierte der Lieferdienst von Homeoffice, geschlossenen Betriebskantinen und Restaurants.

Pottsalat wurde 2017 in einer Pommesbude in Essen gegründet

Für das Wachstum hatten sich die Pottsalat-Gründer finanzkräftige Investoren an ihre Seite geholt, ohne die eine solche Expansion sicher nicht möglich gewesen wäre: Die Backwerk-Gründer Dirk Schneider und Hans-Christian Limmer steckten seit ihrem Einstieg 2021 mehrere Millionen Euro in das Essener Start-up. Der Eklat aber um ein Geheimtreffen Rechtsradikaler in Potsdam, zu dem Limmer eingeladen haben soll, führte im Januar 2024 zum Bruch mit Limmer. Dessen Anteile übernahm Dirk Schneider und sorgte zumindest an dieser Stelle für Ruhe im Unternehmen, über das nach Bekanntwerden der Vorwürfe ein Shitstorm hereingebrochen war. Obwohl sich Limmer schnell als Gesellschafter zurückzog, blieb ein Imageverlust zurück. Nach der Fusion mit Make hoffte Pottsalat daher auch, sich unter neuem Namen neu zu positionieren.

Seit Anfang Juli heißt Pottsalat Green Club. So steht es seither auch an der Filiale am Bismarckplatz in Essen.  
Seit Anfang Juli heißt Pottsalat Green Club. So steht es seither auch an der Filiale am Bismarckplatz in Essen.   © Green Club

Fusion mit Make sollte Pottsalat neue Chancen eröffnen

Mit dem Zusammenschluss zu Green Club gaben sich die Geschäftsführer beider Seiten im Frühjahr 2024 zuversichtlich, das neue Unternehmen wirtschaftlich gesünder aufstellen zu können, in dem man Synergien nutzen wollte. Auch die Wachstumsstrategie wollte man so besser vorantreiben. Nach dem verbreiteten Optimismus erscheint die Nachricht vom kompletten Rückzug der Pottsalat-Gründer daher nun erstaunlich.

In der offiziellen Mitteilung heißt es: Die Mitgründer „steigen aus familiären Gründen operativ als auch als Gesellschafter aus dem Unternehmen aus“. Sie wollten sich stattdessen verstärkt um den Nachwuchs kümmern. Zuletzt seien Ben Küstner (39) und Pia Gerigk (38), die ein Paar sind, im Juni Eltern geworden. Auch Alexandra Künne ist mehrfache Mutter.

Ein Sprecher bestätigte auf Nachfrage, dass rein private Gründe hinter dem Rückzug stünden. Pottsalat zu gründen und zu führen bedeute einen massiven Zeitaufwand, der weit über ein Angestelltenverhältnis hinausgeht, sagte er. Daher sei der Wunsch, herauszugehen, schon länger gereift, aber jetzt erst mit dem Zusammenschluss möglich geworden. Die drei Unternehmer „brauchen eine Pause“.

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Künne, Gerigk und Küstner halten über die Pottsalat UG zu jeweils gleichen Anteilen insgesamt 24,43 Prozent am Unternehmen. Das geht aus der letzten Veröffentlichung im Unternehmensregister von Anfang Februar 2024 hervor. Wie viel diese Anteile wert sind, wie viel Geld beim Abschied fließt, ist nicht bekannt. Unabhängig davon hat Investor Dirk Schneider jetzt erklärt, dem Unternehmen erneut eine Geldspritze von mehr als zwei Millionen Euro zu geben. Außerdem bereitet Green Club im Herbst eine weitere Crowdfunding-Runde vor, um weiteres Geld von Kleinanlegern einzusammeln.

Bleibt der Sitz von Green Club nun noch in Essen?

Bei Green Club übernehmen damit künftig die früheren Make-Manager aus Monheim das Ruder komplett: Peter Falk, bislang Finanzchef von Green Club, rückt in die Geschäftsführung neben Tobias Drabiniok auf. Der bisherige Geschäftsführer Küstner hat sich allerdings die Rechte an der für Lieferdienste optimierten Onlineshop- und Lieferdienst-Software gesichert. Über die Summe des Deals wurde Stillschweigen vereinbart. Der Sitz des Unternehmens soll künftig weiterhin in Essen sein.

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