Essen. Auf der Rüttenscheider Straße sind die Arbeiten zur „Verkehrsoptimierung“ abgeschlossen, meldet die Stadt Essen. Die Realität sieht anders aus.

Während die Stadt Essen am Freitagmorgen (18.10.) verkündet, dass die „Arbeiten zur Verkehrsoptimierung abgeschlossen“ sind, ächzen viele ihrer Bürgerinnen und Bürger auf den Straßen. Es staut sich wegen der A40- und A52-Sperrung, eine neue Baustelle sorgt an der Kreuzung Kronprinzen-/Helbing-/Richard-Wagner-Straße wegen einer kaputten Gasleitung für Ärger. Für all das ist die Stadt nicht verantwortlich. Ihre „Verkehrsoptimierung“ bezieht sich aber auch gar nicht darauf, sondern meint die Rüttenscheider Straße. Doch dort sind die meisten Menschen alles andere als zufrieden mit der sogenannten „Optimierung“.

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Zur Erinnerung: Mit unterschiedlichen Durchfahrtsverboten und Abbiegezwängen für den motorisierten Verkehr soll Autofahrern das Leben auf der Rü unangenehm gemacht werden – die Rüttenscheider Straße quasi eine echte Fahrradstraße werden. Davon ist nach der Einführung der „Verkehrsoptimierung“ unter der Woche wenig zu sehen, im Gegenteil. Aktuell scheint es nur Verlierer zu geben: Autofahrer sind sauer, Fußgänger sind sauer, Fahrradfahrer sind sauer. So stellt es sich zumindest am Donnerstagnachmittag dar.

Rüttenscheider Straße: Aggressivität liegt in der Luft

Die Szenerie: der Rüttenscheider Stern, eine, wenn nicht die bekannteste Kreuzung der Stadt. Es ist warmes Oktoberwetter, viele schlendern über die Rü. Eigentlich ein herrlicher Tag. Nicht ins Bild passt da das, was sich auf der Fahrbahn, der Kreuzung, am Ampelüberweg abspielt. Es wird gehupt, gemeckert – ja, ein Passant schlägt mit der flachen Hand sogar auf die Windschutzscheine eines Autos. Dessen Fahrer wollte ganz offensichtlich an der Kreuzung Zweigertstraße weiter über die Rü in Richtung Süden fahren, als er mitten auf der Kreuzung das neue Einbahnstraßenschild (für den Autoverkehr) entdeckte und verwirrt stehenblieb. Was wiederum dem Fußgänger so gar nicht passte, der gerade bei Grün über die Ampel wollte.

Der Verkehr staut sich, die Konsequenz: Auch Radfahrer müssen anhalten. Zumindest zu diesem Zeitpunkt kann von „Verkehrsoptimierung“ nicht die Rede sein, es liegt Aggressivität in der Luft. Viele Autofahrer ignorieren einfach das Einbahnstraßenschild, fahren trotzdem weiter geradeaus. Einbahnstraßenschild hin, Einbahnstraßenschild her. Ob aus Absicht oder Unachtsamkeit lässt sich freilich nicht vor Ort klären.

Ein Video vom Rüttenscheider Stern sehen Sie hier via Instagram:

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Rüttenscheiderin befürchtet „Mord“ und „Totschlag“

Was gilt denn nun am Rüttenscheider Stern? Wer mit dem Auto auf der Rüttenscheider Straße aus dem Norden kommt, darf am Stern nicht weiter geradeaus fahren, sondern muss links in die Klara- oder rechts in die Zweigertstraße einbiegen. Aber: Wer aus der Zweigertstraße kommt, darf weiter rechts in die Rü einbiegen, zumindest bis zur Christophstraße, verrät ein Schild.

„Das wird Mord und Totschlag geben“, befürchtet Lana Adelhütte, 34, von Geburt an Rüttenscheiderin. An diesem Nachmittag ist sie zusammen mit ihrer Dorothea Adelhütte zu Fuß am Rüttenscheider Stern unterwegs. Ihre Mutter lebt bereits seit mehr als 45 Jahren hier im Stadtteil. „Wir wohnen mit Blick direkt auf die Rü“, verrät Lana Adelhütte dem Reporter. Die aktuelle Verkehrssituation erschüttert die beiden sichtbar. Unnötig sei die neu eingerichtete Verkehrsführung an dieser Stelle – und überhaupt: „Mit der Einrichtung hätte man auch noch warten können, bis die Baustelle auf der Alfredstraße beendet ist.“

Rüttenscheider Stern
Lana Adelhütte zusammen mit ihrer Mutter Dorothea Adelhütte am Donnerstagnachmittag am Rüttenscheider Stern. © WAZ | Johannes Pusch

Apropos Alfredstraße. Dort, an der viel befahrenen Hauptstraße, müsse etwas getan werden. „Die neue Regelung wird das Problem jetzt nur verschieben, die Leute werden trotzdem weiter Auto fahren“, meint die 34-Jährige.

Rüttenscheider Stern: Neuer Besuch am Freitagvormittag

Vielleicht war der Zeitpunkt des Besuchs am Rüttenscheider Stern am Donnerstagnachmittag auch unglücklich. Also: Vor-Ort-Besuch am Freitagvormittag. Jetzt ist an der gleichen Stelle deutlich weniger auf den Bürgersteigen und der Fahrbahn los. Von der Aggressivität am Vortag ist gerade nichts zu spüren. Eines ist aber so geblieben: Vielen Autofahrern scheint es weiterhin völlig egal zu sein, ob da ein Einbahnstraßenschild hängt oder nicht. Sie fahren trotzdem geradeaus.

Wie am Vortag haben sie auch jetzt nichts zu befürchten. Zwar steht in der Nähe gerade ein Polizeiauto, Beamte sind aber nicht zu sehen. Vielleicht steht der Bulli dort auch nur zufällig und hat mit Verkehrsbeobachtung gar nichts zu tun. Auch vom Ordnungsamt fehlt beim zweiten Besuch des Reporters am Rüttenscheider Stern jede Spur.

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