Essen. Georg Metzendorf wurde als Architekt der Margarethenhöhe berühmt. Im Ruhr Museum ist er nun auch als Gestalter und Möbeldesigner zu entdecken.

Das Schaudepot des Ruhr Museums ist ein Haus voller Geschichte. 25.000 Objekte lagern hier, vom Mammutschädel bis zur Grubenlampe. Und nun verfügt das Haus auch noch über die weltweit größte Sammlung an Metzendorf-Möbeln aus den 1910er und 1920er Jahren. Schränke, Stühle, Bett und Buffet: Möbelstücke voller Geschichte und persönlichem Erinnerungswert werden hier nicht nur gelagert, sondern jetzt auch ausgestellt. Bis zum 10. November ist ein Teil des Mobiliars zu sehen, das dank großzügiger Schenkungen vor allem von Essener und Mülheimer Familien in die Sammlung des Ruhr Museums kam. Der Bestand konnte so von einem auf vier Wohnungseinrichtungen erweitert werden und zeigt Georg Metzendorf, der vor allem als Architekt der Margarethenhöhe bekannt geworden ist, auch als Gestalter und Möbeldesigner.

Katja Schüller, Regine Droste, Ildiko Knöfel und Ruben Knöfel (v.l.)  vor einer von Georg Metzendorf gestalteten Kommode im Schaudepot des Ruhr Museums.
Katja Schüller, Regine Droste, Ildiko Knöfel und Ruben Knöfel (v.l.) vor einer von Georg Metzendorf gestalteten Kommode im Schaudepot des Ruhr Museums. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Das grüne Ensemble etwa hat Ildiko Knöfel und ihre Familie über viele Jahre begleitet. Mitte der 1990er Jahren hat Knöfel die Esszimmer-Einrichtung von der Großmutter geerbt. Doch als irgendwann ein Umzug anstand, stellte sich für sie die Frage, wie man mit dem Erbstück umgeht. Das Ruhr Museum war die richtige Adresse. „Ich bin so glücklich, weil ich mich wirklich nur schwer davon getrennt habe“, sagt Ildiko Knöfel. Sie nahm jetzt wie einige anderere Möbel-Spender im Rahmen einer kleinen feierlichen Übergabe Abschied von dem vertrauten Mobiliar.

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Die grünen Möbelstücke überraschen dabei nicht nur mit einer auffälligen Farbe. Auch die üppige Größe der Kommode ist im Vergleich zu anderen Metzendorf-Möbeln ungewöhnlich. Die Esszimmer-Einrichtung war Anfang der 1920er Jahre eine Auftragsarbeit und zog von der Margarethenhöhe zunächst nach Herten um. Die englischen Soldaten, die das Haus während des Zweiten Weltkriegs eine Weile belagerten, wären dabei nicht ganz so pfleglich mit den Tischen und Schränken der Eltern umgegangen, berichtet Tochter Regine Droste.

Ende der 1940er Jahren erfuhren die Möbel deshalb noch einmal eine Überarbeitung und wurden noch etwas grüner. Mitte der 1990 kamen sie dann zur Enkelin nach Stolzenau und sorgten im Wohnhaus von Ildiko Knöfel für Behaglichkeit. In Essen werden die Stücke von Wissenschaftlern und Restauratorinnen nun auch erforscht, katalogisiert und inventarisiert. „Wir werden uns um die Möbel kümmern“, versicherte Theo Grütter, Direktor des Ruhr Museums, im Rahmen der kleinen Feierstunde anlässlich des 150. Geburtstags von Georg Metzendorf.

Restauratorin Melanie Dropmann ist mit der Erforschung und Pflege der Metzendorf-Möbel beschäftigt.
Restauratorin Melanie Dropmann ist mit der Erforschung und Pflege der Metzendorf-Möbel beschäftigt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die Möbel sind maschinell gefertigt, aber doch keine Einrichtungsstücke von der Stange: Einer der Schränke, so haben es die Recherchen ergeben, soll sogar bei der Weltausstellung in Brüssel 1910 gezeigt worden sein. Denn auch wenn man das von Metzendorf entworfene Mobiliar nach Angaben von Museumschef Grütter sogar im Essener Kaufhaus Eick kaufen konnte, waren die Möbel doch Besonderheiten, zugeschnitten auf das jeweilige Wohnumfeld.

Mehr Infos zu den Metzendorf-Möbeln

Die Metzendorf-Möbel sind nur im Rahmen einer Gruppenführung zu sehen. Die nächste
öffentliche Gruppenführungen „Die Schatzkammer des Ruhrgebiets“ findet am
Samstag, 12. Oktober, 12 Uhr, im Schaudepot auf der Kokerei Zollverein statt, Heinrich-Imig-Str. 9

Eine Sonderführung „Metzendorf Möbel“ ist am Freitag, 25. Oktober, 15 Uhr, zu erleben.

Die Teilnahmegebühr beträgt 11/erm. 9 €, Kinder/Jugendliche/Studierende unter 25 Jahren 5 € Tickets gibt es nur unter www.tickets-rm.de

Familien, die ebenfalls Geschichten zu Metzendorfs Möbeln und deren Verbleib erzählen können oder die vielleicht sogar diese Möbel besitzen, können sich bei Projektleiter Axel Heimsoth (axel.heimsoth@ruhrmuseum.de) melden. 

Weil die Margarethenhöhe damals nicht als großbürgerliche Wohnadresse gedacht war, sondern als Kleinhaussiedlung für die Angestellten der Firma Krupp, fielen auch die Möbel nicht so ausladend und extravagant aus. Neue Bewohner der „Maggi“-Höhe konnten sich die passenden Schränke und Stühle in einer von drei Musterwohnungen damals sogar anschauen und auf Wunsch liefern lassen.

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Einer der Musterwohnungen blieb erhalten. In den 1990ern wurden die noch verbliebenen, gut erhaltenen Möbel um Nachbauten ergänzt. Die stilechte Rekonstruktion konnte damals im Rahmen des Programms Essener Konsens ermöglicht werden. Achim Mikuscheit ist einer der Väter der Aktion und freut sich über den weiteren „Zuwachs“ von Metzendorf-Möbeln. Dazu gehört auch das edle Buffet, das Renate und Günther Buchholz dem Ruhr Museum übergeben haben. Renate Buchholz‘ Großvater Eugen David Spahn soll es damals vom Architekten Georg Metzendorf persönlich in Anerkennung seiner Mitarbeit auf der Margarethenhöhe bekommen haben.

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