Essen-Borbeck. Vampire und Wahnsinn: 50 Akteure der Borbecker „TheaterLaien“ starten ein neues Projekt. Worum es geht und wann es zu sehen ist.

Der Verein „TheaterLaien“ steht vor der nächsten Premiere: Das Amateurtheater gibt Ende September die altbekannte Vampirgeschichte von Bram Stoker zum Besten – allerdings mit Musik. Viel Musik. Und mit großem Ensemble. Sehr großem Ensemble. Mit „Dracula – Das Grusical“ kredenzen die Teilzeit-Schauspielerinnen und -Schauspieler in der Aula des Mädchengymnasiums Borbeck einen echten Leckerbissen. Ein Besuch bei den Proben.

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„Wir sind bescheuert. Wir ha’m nicht alle Tassen im Schrank.“ Oliver Schürmann steht alleine da, gekleidet in einen weißen Frack und mit leicht wirrem Blick. Der Mann ist Nervenarzt, Leiter einer geschlossenen Klinik. Nicht im richtigen Leben, sondern auf der Bühne, versteht sich. Und während vor eben jener Bühne eine Band in die Tasten haut und in die Saiten greift, ist Schürmann bemüht, voller Inbrunst dagegen zu halten. Doch noch ist die Musik zu laut. Oder das Mikro zu leise. Eine Frage der Perspektive.

„Abgefahrene“ Technik auf Borbecker Aula

Es ist nicht das erste Mal, dass der Verein ein Musical mit Orchester auf die Bühne bringt. Schon vor mehr als 20 Jahren widmete man sich etwa Stephen Sondheims „Into the woods“. Auch damals gab es Musik und Verstärker. Doch dieses Mal ist es anders. „Das ist nicht vergleichbar“, sagt Marcel Witte, der den Grafen Dracula spielen wird und für das Interview kurzzeitig auf die Fangzähne verzichtet. „Mittlerweile haben wir bessere Bühnentechnik mit Nebel und Licht von hinten. Das ist schon sehr abgefahren.“

Oliver Schürmann spielt den Nervenarzt Dr. Sewart mit weißem Frack und „Bömmelbommel“..
Oliver Schürmann spielt den Nervenarzt Dr. Sewart mit weißem Frack und „Bömmelbommel“.. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Auch die Größe des Ensembles ist für ein so kleines Theater ungewöhnlich: Mehr als 50 Mitwirkende stemmen dieses Projekt. Und das ist auch dringend notwendig. Da wird musiziert, getanzt, gespielt, andere Vereinsmitglieder entwerfen und nähen die Kostüme und widmen sich dem vampirmäßigen Make-up. Auch ein Bühnenbild, sprich: der Hintergrund eines Gruselschlosses, will erstmal gebaut und gemalt werden. In der finsteren Kulisse wimmelt es nur so von Geistern, Untoten und Vampiren, begleitet von mitreißender Musik und schwarzem Humor.

Vampirjäger van Helsing räumt auf

Und darum geht es in Claus Martins „Grusical“: In der Irrenanstalt von Dr. Sewart wurde ein neuer Fall eingeliefert. Der schüchterne Mister Renfield faselt wirres Zeug und isst rohes Fleisch – obwohl er Vegetarier ist. Doch damit nicht genug: Die verklemmte Krankenschwester Lucy ist offenbar über Nacht zur lüsternen Nymphomanin geworden. Wer sich ein wenig in Stokers Roman auskennt, merkt sofort: Die Personen sind die gleichen bis hin zum Vampirjäger van Helsing, wenn auch die Handlung ein wenig abgewandelt ist.

„Dracula – Das Grusical“

Premiere ist am 27. September, um 19 Uhr; am 28. September beginnt die Aufführung bereits um 17 Uhr. Dann bietet das Theater zusätzlich zu Getränken und Laugenbrezeln auch Kaffee und Kuchen im Foyer an.

Weitere Aufführungen sind am 8. November um 19 Uhr und am 9. November um 17 Uhr im Grashof-Gymnasium, Grashofstraße 55-58, in Bredeney.

Tickets gibt es unter www.tlaien.de/karten-kaufen. Sie kosten an der Abendkasse 13 € (ermäßigt 9 €) und im Vorverkauf 12€ (ermäßigt 8 €).

Aufführungsort ist die Aula des Mädchengymnasiums Borbeck, Fürstäbtissinstraße 52-54, Zugang zur Aula über den Parkplatz an der Drogandstraße.

Der TheaterLaien e.V. ist offen für neue Vereinsmitglieder. Mitwirken können Interessierte auf, vor und hinter der Bühne. Kontakt über info@theaterlaien.de oder telefonisch über die Vereinsrufnummer: 0201 89098631.

Noch laufen die Vorbereitungen, doch in wenigen Wochen ist bereits die Premiere anberaumt. Auch die ersten Karten sind schon verkauft. So langsam wird es also eng mit der Zeit. „Bühnenbau und Technik funktionieren eigentlich immer“, beruhigt Susanne Sack die Nerven der Anwesenden. Sie steht nicht nur auf der Bühne, sondern kümmert sich auch um die Regie. „Worum ich mir wirklich Sorgen gemacht habe ist: Kriegen wir die Lieder gestemmt? Kriegen wir die Choreos gestemmt? Das hat mich alles umgetrieben. Bis heute. Aber es klappt alles ganz gut.“

Mehr als 50 Menschen, die alle einen Beruf haben oder studieren, wollen unter einen Hut bekommen werden. „Ein paar Baustellen haben wir noch“, so Sack. „Einige Szenen sind bisher auf der Strecke geblieben, weil Leute im Urlaub waren oder krank. Und auch die Technik probiert immer weiter.“ Denn neben Duetten und den Auftritten in kleineren Gruppen wie der Teekränzchenrunde, den Schwesternschülerinnen der Irrenanstalt oder den Vampir-Frauen stehen teilweise 13 Leute gleichzeitig singend und tanzend auf der Bühne. Und alle wollen gehört werden. „Auch die Schauspieler müssen sich daran gewöhnen, mit Headset zu singen.“

Vampire im Mädchengymnasium Borbeck

Das musikalische Spektrum dieses Stückes ist breit und reicht von Cancan und Chanson bis zu finsterer Rockmusik bei den Vampirszenen. Ob solo, im seelenvollen Liebesduett, im kleinen Ensemble oder in großer Chor-Formation – hier wird einiges geboten. Heute stehen die „Pflegekinder“ im Mittelpunkt. Sack nennt so die Szenen, die bisher eher stiefmütterlich behandelt wurden. Darunter fallen auch zwei, drei große Vampirszenen mit Gesang und richtig viel Biss im wahren Wortsinn.

Wie das so ist im Amateurtheater: Die Bedingungen können nicht die ganze Zeit über professionell sein. „In den Sommerferien war das Mädchengymnasium geschlossen, und wir konnten die Aula acht Wochen lang nicht nutzen“, klagt Sack. Das sei bei den Herbststücken immer so, aber „bei einem so großen Projekt ist das eine Vollkatastrophe“. Glücklicherweise stand ein Gemeindesaal zur Verfügung, in dem an zwei Samstagen geprobt werden konnte.

Der Verein „TheaterLaien“ führt in diesem Jahr insgesamt viermal „Dracula - das Grusical“ auf.
Der Verein „TheaterLaien“ führt in diesem Jahr insgesamt viermal „Dracula - das Grusical“ auf. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

An Samstagen finden immer jene Proben statt, in denen die Einzelteile, die Musik und das Schauspiel, zu einem großen Ganzen zusammengeführt werden. Heute ist außerdem Kostümprobe: Schürmann steht erstmals verkleidet auf der Bühne und schmettert sein „bescheuertes“ Solo. Was trägt der Irrenarzt von heute so? „Schwarze Hose und weißes Rüschenhemd“, sagt er. „Darüber einen weißen Frack und so einen schwarzen Bömmelbommel.“

Die Kostüme, die in der Verantwortung von Kerstin Griese entstanden sind, seien „der wahre Hammer“, urteilt Sack. „Da passt jede Tasche, jeder Hut ist zeitgemäß.“ Was man vom Stück nicht behaupten kann. Angesiedelt ist es zwar im 19. Jahrhundert, „aber es gibt eine Autobahn und auch schon Fernsehen“, erklärt Witte, der sich zusammenreißen muss, um nicht zu viel von der Handlung zu verraten. „Da ist die Liebesgeschichte zwischen Dracula und Mina, und Jonathan Harker versucht, sie zurückzugewinnen. Und am Ende wird unter den Vampiren ordentlich aufgeräumt.“ Alles mit Band und Orchester und Gesang. Viel Gesang. Und in gut zwei Wochen endlich auch mit Applaus. Großem Applaus.

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