Essen/Mülheim. Schwurgericht: Ein Mülheimer (29) erschlägt in der Essener Fußgängerzone einen 32-Jährigen aus Düsseldorf. Eigentlich wollten alle nur feiern.
Erst wurde gefeiert, dann nahm das Drama seinen Lauf: Vor knapp sieben Monaten ist in der Essener Innenstadt ein 32-jähriger Mann mit einer Bierflasche erschlagen worden. Der Täter kam aus Mülheim. Jetzt muss er ins Gefängnis.
Das Essener Landgericht hat den 29-Jährigen am Donnerstag wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu sieben Jahren Haft verurteilt. Er selbst hatte bis zuletzt von Notwehr gesprochen und auf einen Freispruch gehofft.
Der Angeklagte hatte von Notwehr gesprochen und einen Freispruch erhofft
Es war die Nacht auf den 17. Februar 2024, ein Samstag. Der Angeklagte hatte sich in Essen mit Freunden einen netten Abend gemacht. Auch der Angeklagte, der aus Düsseldorf angereist war, war mit Bekannten durch die Bars gezogen. Gefeiert wurde die Geburt eines Kindes. Auf dem Rückweg in Richtung Hauptbahnhof trafen die beiden Gruppen schließlich aufeinander.
Angefangen hat es mit einer kleinen Rempelei. Dann flogen auch schon die Fäuste. Auch der Angeklagte wurde getroffen und ging zu Boden. Obwohl sich die Situation danach wieder beruhigt hatte, gab der 29-Jährige laut Urteil keine Ruhe. „Er wollte sich für die Niederlage nach der Schlägerei rächen“, hieß es im Urteil.
Bilder aus der Überwachungskamera zeigen, wie der 29-Jährige zur Flasche greift und zuschlägt
Auf einem Überwachungsvideo, das im Gerichtssaal abgespielt wurde, ist zu sehen, wie er schließlich zu einer Flasche greift, ausholt und zuschlägt. Der Mann aus Düsseldorf brach auf der Stelle zusammen.
Die Ärzte hatten später schwerste Kopfverletzungen festgestellt. Der Schädel war gebrochen, das Gehirn schwoll in kürzester Zeit massiv an. Es gab keine Hoffnung. Der 32-Jährige verstarb noch in derselben Nacht. Das hat der Angeklagte jedoch gar nicht mehr mitgekriegt.
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Er war nach dem Schlag zum Hauptbahnhof geflüchtet und hat das Opfer in der Fußgängerzone sterben lassen. Eine Freundin hatte ihn auf dem Weg dorthin noch gefragt: „Was, wenn der tot ist?“ Seine angebliche Antwort: „Dann ist das halt so. Der hat mich auch geschlagen.“
Der 29-Jährige war mit der Bahn noch ein Stück in Richtung Mülheim gefahren, nach einem Anruf der Polizei jedoch an der nächsten Haltestelle ausgestiegen. Dort war er von wartenden Beamten festgenommen worden.
Richterin spricht von „einem völlig nichtigen Anlass“
„Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passiert“, so seine Erklärung im Prozess. „Ich habe die Flasche gesehen, hochgenommen und geworfen.“ Der Kopf-Treffer sei Zufall gewesen. „Ich habe mich nur verteidigt.“ Genau das sahen die Richter des Essener Schwurgerichts jedoch anders.
Sie gehen davon aus, dass der 29-Jährige gezielt nach einer Flasche gesucht und dann mit voller Wucht zugeschlagen hat. „Und das alles aus einem völlig nichtigen Anlass“, so Richterin Vanessa Bergmann.
Mit dem Urteil blieben die Richter unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die zehn Jahre Haft wegen Totschlags beantragt hatte. Einen Tötungsvorsatz hatte das Essener Schwurgericht nicht feststellen können.
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