Essen. Der Trödelmarkt an der Uni in Essen ist Geschichte. Gibt es wirklich keine Alternivfläche? Wir haben mit Betreiber, Stadt und Uni gesprochen.

Der Markt an der Universität in Essen ist Geschichte, viele Gäste der Traditionsveranstaltung sind noch immer geschockt. Gibt es auf dem Uni-Gelände wirklich keinen anderen Standort? Diese Frage haben wir der Universität Duisburg-Essen gestellt. Deren Sprecherin Astrid Bergmeister begräbt mit ihrer Antwort etwaige Hoffnungen auf eine Fortführung: „Eine geeignete und vergleichbare Alternativfläche kann die Universität Duisburg-Essen leider nicht zur Verfügung stellen.“

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Der Betreiber des Marktes, die Veranstaltungsagentur „Brauns Märkte“ mit Sitz in Münster, wäre gerne dort geblieben. Geschäftsführer Sascha Braun sagt im Gespräch mit unserer Redaktion: „Die Uni-Fläche hat sich perfekt geeignet.“ Von der Anbindung, der befestigten Fläche etc. sei das „schon optimal gewesen“. Man sei von der Nachricht, dass der Ende Juli auslaufende Vertrag nicht verlängert werde, überrascht worden. Seit 2005 habe man den Markt organisiert, zuvor war die mehr als 30 Jahre alte Veranstaltung in anderen Händen.

Trödelmarkt an der Uni in Essen: Eigentlich ein „Versorgungsmarkt“

„Für die Leute war der Markt eine echte Versorgungsmöglichkeit“, sagt Braun. Trotzdem hieß die Veranstaltung am Reckhammerweg bis zuletzt offiziell Trödelmarkt. Diese Bezeichnung führt allerdings auf eine falsche Fährte. Zwar gab es dort Stände, an denen klassische Trödelwaren angeboten wurden. Der eigentliche Charakter des Marktes wurde aber durch Neuware bestimmt, was etliche kritisch sehen. Zu kaufen gab es an Ort und Stelle aber eben auch frische Lebensmittel, an einem Stand sogar Tiefkühlwaren aus zahlreichen Gefriertruhen.

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In Gesprächen mit Stammkunden am vorläufig letzten Verkaufstag (27.7.) wurde deutlich, dass vor allem Obst und Gemüse der Grund für viele waren, warum sie dem Markt teilweise über Jahrzehnte treu blieben. Felix Henkel, der mit dem Markt groß geworden ist, sagte am Wochenende auf dem Veranstaltungsgelände: „Das Kilo Tomaten bekomme ich hier für einen Euro.“


Felix Henkel sagte am letzten Öffnungstag des Marktes auf dem Veranstaltungsgelände an der Uni in Essen: „Das Kilo Tomaten bekomme ich hier für einen Euro.“
Felix Henkel sagte am letzten Öffnungstag des Marktes auf dem Veranstaltungsgelände an der Uni in Essen: „Das Kilo Tomaten bekomme ich hier für einen Euro.“ © Johannes Pusch

Engagierte Bürger schreiben Brief an Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen

In einem Brief an Oberbürgermeister Thomas Kufen, den er zusammen mit sechs anderen verfasst hatte, schrieb er in der vergangenen Woche: „An mehr als 15 Obst- und Gemüseständen werden die Tomaten, Zucchini, Auberginen und Bannen, Ananas, Trauben und Co. zu günstigen Kilopreisen angeboten.“ Er fordert gemeinsam mit den anderen Unterzeichnern, dass sich der Oberbürgermeister doch dafür einsetzen solle, die Verantwortlichen an einen Tisch zu bekommen, um den Markt in Essen zu halten. „Die private Organisation des Marktes macht es sicherlich nicht leicht, politisch Einfluss zu nehmen“, hieß es darin. „Doch unser Anliegen geht nicht dahin, den privaten Betreiber zu unterstützen. Es geht und ausschließlich um die sozialen und kulturellen Belange der Kunden.“

Klassischen Trödel gab es am Markt an der Uni in Essen auch. Der Fokus lag aber auf Neuwaren und Lebensmitteln.
Klassischen Trödel gab es am Markt an der Uni in Essen auch. Der Fokus lag aber auf Neuwaren und Lebensmitteln. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Dass „Brauns Märkte“ eigentlich gerne in der Stadt bleiben würde, bestätigt Geschäftsführer Sascha Braun. In Richtung seiner Essener Gäste und Geschäftspartner gerichtet sagt er: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, eine neue Fläche zu finden.“ An der Uni wird das aber definitiv nicht sein. Deren Sprecherin konkretisiert auf unsere Nachfrage, wofür die Fläche jetzt genutzt werden soll: „Das bisherige Veranstaltungsareal wird als Logistik- und Zufahrtsfläche benötigt.“ Auf dem Campus würde ein Ersatzbau für die Didaktik der Chemie gebaut. Die Bauarbeiten werden mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Was danach mit dem Parkplatz geschehen soll, sei noch nicht klar. So lange kann ein privater Markt-Betreiber wie „Brauns Märkte“ nicht warten, geschweige denn dessen Vertragspartner.

Trödelmarkt-Aus in Essen: Hat die Stadt keine Alternativflächen?

Hat die Stadt keine Alternativflächen, die sie dem Betreiber anbieten kann? Aus dem Essener Rathaus heißt es dazu von Stadtsprecherin Silke Lenz: „Der Betreiber kann auf uns zukommen.“ Das sei bisher aber nicht geschehen. Diese Aussage kann so interpretiert werden, dass die Verwaltung nichts von sich aus unternehmen wird, um den privaten Markt in der Stadt zu halten.

Essens Stadtsprecherin Silke Lenz: „Der Betreiber kann auf uns zukommen.“
Essens Stadtsprecherin Silke Lenz: „Der Betreiber kann auf uns zukommen.“ © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Hat das möglicherweise etwas damit zu tun, dass es von Anwohnern des Trödelmarktes regelmäßig Beschwerden wegen Müll und Lärm gab? Besucher des Marktes vermuteten am letzten Veranstaltungstag, dass dies der wirkliche Grund für das Ende des mehr als 30 Jahre alten Marktes sei. Diese Mutmaßungen kann Silke Lenz nicht bestätigen. Anwohner hätten sich zuletzt nicht massiv beschwert. „Die letzte Beschwerde liegt schon lange zurück“, so die Stadtsprecherin.

Neuwaren gab es auf dem nach mehr als 30 Jahren geschlossenen Markt zu kaufen – ein Umstand, den viele auch kritisch sahen.
Neuwaren gab es auf dem nach mehr als 30 Jahren geschlossenen Markt zu kaufen – ein Umstand, den viele auch kritisch sahen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Auch wenn die Stadt noch nicht in Gesprächen mit dem Marktbetreiber steht, laufen aktuell offenbar mit anderen Grundstückseigentümern Gespräche über andere Flächen. Die Veranstaltungsagentur „Brauns Märkte“ will sich auf unsere Nachfrage nicht weiter dazu äußern. „Ob es direkt Essen wird, muss man sehen“, sagt Geschäftsführer Sascha Braun. Händler könnten sich in das Händlerverzeichnis eintragen, um dort auf dem Laufenden zu bleiben, meldet die Veranstaltungsagentur.

Klingt so, als könnte der Trödelmarkt doch eine Zukunft haben. Nur definitiv nicht an der Uni in Essen, und möglicherweise nicht einmal in der Stadt...

Die Veranstaltungsagentur „Brauns Märkte“

„Brauns Märkte“ ist eine Veranstaltungsagentur, die laut eigener Aussage seit 1987 Floh- und Trödelmärkte in Münster und im Ruhrgebiet organisiert. „Aber auch Stadtfeste-, sowie Antik-, Second Hand- und Nachtflohmärkte werden von uns betreut“, schreibt das Unternehmen.

Ihren Markt an der Uni in Essen bezeichnen sie auf ihrer Webseite als einen „umsatzstärksten Märkte im Ruhrgebiet“ Andere Veranstaltungen finden in der Region unter anderem in Bochum, Gelsenkirchen und Dortmund statt. Weitere Informatinen: braunsmaerkte.de

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