Wobei Trödelmarkt eine etwas irreführende Bezeichnung ist. Viele Menschen kommen Woche für Woche, um an den Ständen frisches Obst und Gemüse, Backwaren, Blumen und andere Dinge einzukaufen. „Ich finde, das ist eine Katastrophe“, sagt Felix Henkel (57) über das Aus am vergangenen Samstag. „Ich bin mit dem Markt groß geworden.“ Gegenüber Geschäften seien die Preise für Obst und Gemüse hier nur halb so hoch. Deswegen habe die Veranstaltung für viele Menschen eine „gigantische Bedeutung“, nicht nur in Essen.

Gerade weil es sich um einen „Versorgungsmarkt“ handle, müsse man der Schließung entgegentreten. Felix Henkel hat deswegen mit sechs anderen einen Brief an Oberbürgermeister Thomas Kufen geschrieben. Darin heißt es: „Wir bitten Sie, hier einzugreifen und die Verantwortlichen für diese Entscheidung an einen Tisch zu bitten, um den Markt an dieser Stelle fortführen zu können.“ Felix Henkel denkt an diesem Samstag auch an die Menschen, die an den Ständen ihr Geld verdienen. „Die Existenz der Händler ist jetzt bedroht.“

Ein paar Meter weiter treffen wir Mohamad Omeirat, der gerade dabei ist, Pflaumen in die Auslage seines Standes zu legen. „Ich weiß nicht, wie es jetzt für mich weitergeht“, sagt der Bottroper. 70 Prozent seiner Einnahmen stammten vom Markt an der Uni, erzählt er, den Rest verdiene er auf dem Trödelmarkt am Autokino, der donnerstags stattfindet. „Ich hoffe, dass der Veranstalter eine Alternative findet.“ Diese ist, so hört man, derzeit aber nicht in Sicht. Obst- und Gemüsehändler Mohamad Omeirat sagt mit trauriger Stimme: „Die Besucher waren deutsch, türkisch, arabisch. Ein guter Mix. Es war ein sehr schöner Markt.“

Ende des Trödelmarktes an der Universität in Essen? Veranstalter schreibt von „Übergangsphase“

„Bis zuletzt haben wir versucht, Lösungen zu finden, um diese Pausierung zu umgehen und den Trödelmarkt parallel zu den bevorstehenden Maßnahmen durchführen zu können“, hieß es im Vorfeld seitens des Betreibers. Marktleiter Christian Großmann sagt aber auch am Samstag gegenüber unserer Redaktion: „Auf unbestimmte Zeit fällt der Markt aus.“

Eine Zukunft wird die bei vielen Menschen im Ruhrgebiet beliebte Veranstaltung an Ort und Stelle aber definitiv nicht haben – auch wenn in einem Schreiben des Veranstalters von einer „Übergangsphase“ die Rede ist und man den „Trödelmarkt baldmöglichst in einer neuen und verbesserten Form“ wiedereröffnen möchte.

Doch daraus wird nichts: Die Universität Duisburg-Essen äußerte sich auf unsere Anfrage am späten Freitagnachmittag unmissverständlich: „Der Flohmarkt am Reckhammerweg am Essener Campus findet am Samstag, 27. Juli, letztmalig statt.“ Der Grund dafür sei, dass der Vertrag des Marktbetreibers mit der Universität Duisburg-Essen zur Nutzung der Parkplatzflächen Ende Juli auslaufe. „Das ist der normale Lauf der Dinge“, sagt Uni-Sprecherin Astrid Bergmeister. Sie erklärt: „Der Vertrag wurde aufgrund anstehender Baumaßnahmen für den Ersatzbau für die Didaktik der Chemie nicht verlängert.“ Die Baumaßnahmen werden laut Bergmeister mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Die anschließende Nutzung befinde sich noch in der Planung.

„ Der Flohmarkt am Reckhammerweg am Essener Campus findet am Samstag, 27. Juli, letztmalig statt.““

Viele Menschen hoffen trotz der schlechten Aussichten für den Trödelmarkt an der Uni auf eine Fortführung der Traditionsveranstaltung, darunter Stammgast Jaroslava Kramerová. Sie ist am Samstag noch ein letztes Mal an Ort und Stelle und frühstückt so, wie schon unzählige Male zuvor. „Was mit dem Markt jetzt passiert, ist eine Schande. Es ist einfach nur traurig.“ Ihr gegenüber sitzen Jutta Kunert und Dieter Hoffmann aus Karnap. Letzterer sagt missmutig: „Dann gehe ich jetzt eben auf den Markt in Gelsenkirchen.“

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