Essen-Dellwig. Ingrid (90) und Franz (91) Pannenbäcker aus Essen-Dellwig feiern ihre Gnadenhochzeit. Wie sie ihre Liebe über Jahrzehnte bewahrt haben.
Als Ingrid (90) und Franz (91) Pannenbäcker vor 70 Jahren heirateten, war die Welt eine andere. Essen war geprägt von den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges, vieles war noch nicht wieder aufgebaut, die Wohnungsnot groß. Damit die beiden überhaupt zusammen leben durften, mussten sie den Bund der Ehe schließen. Heute, Jahrzehnte später, hat sich vieles verändert. Nur die beiden, die sind immer noch zusammen. Am Mittwoch, 24. Juli, feiern sie ihre Gnadenhochzeit.
Kennengelernt hat sich das Paar 1951 im Dellwiger Tanzlokal Knotte. „Nach dem Krieg gab es in jeder Pinte Tanz“, erzählt Franz Pannenbäcker. Mit zwei Freunden, die inzwischen verstorben sind, sei er jedes Wochenende dort gewesen – und regelmäßig auf Ingrid getroffen. „Der ist wieder da, oh, wie schön“, habe sie damals immer gedacht, erinnert sich die 90-Jährige.
Essener Paar musste heiraten, um gemeinsam in einer Wohnung leben zu dürfen
Wer den ersten Schritt gemacht hat? Natürlich Franz, so war das damals. „Die Frauen standen nicht auf. Man wartete, bis man aufgefordert wurde. Und wenn man nicht aufgefordert wurde, blieb man den ganzen Abend sitzen“, berichtet Ingrid Pannenbäcker lachend. Nach ihren Treffen habe Franz sie immer durch einen kleinen Park nach Hause gebracht, sie lebte bei ihren Eltern an der Bockmühle.
„Irgendwann haben wir gesagt: Den Weg können wir uns doch sparen“, erzählt Franz Pannenbäcker. Doch unverheiratet durften Mann und Frau damals nicht zusammen wohnen. Also ging es 1954 zum Standesamt Essen-West. „Das war vor meinem 21. Geburtstag, zum damaligen Zeitpunkt war ich also noch gar nicht volljährig. Mein Vater musste mit“, sagt Ingrid Pannenbäcker.
Rezept für jahrzehntelange Ehe: aufeinander eingehen und sich akzeptieren
Die Hochzeitsfeier fand bei Ingrid Pannenbäckers Eltern zu Hause statt, dort wurden kurzerhand die Möbel hinaus geräumt und die Räumlichkeiten in eine Fest-Location verwandelt. Als Geschenke gab‘s Tischdecken – „Acht Stück hatten wir davon“ – und mehrere Garnituren aus Kristallglas. Auch der traditionelle Polterabend wurde in Ingrid Pannenbäckers Elternhaus zelebriert.
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Heute, 70 Jahre, drei Kinder, sieben Enkel und acht Urenkel später, ist das Paar immer noch glücklich und lebt gemeinsam in Dellwig. Was ist das Geheimnis ihrer jahrzehntelangen Verbindung? „Es ist wichtig, immer aufeinander einzugehen und sich gegenseitig zu akzeptieren“, betont Ingrid Pannenbäcker. Franz Pannenbäcker ergänzt: Dafür sorgen, dass man „inne Gänge bleibt“, könne auch nicht schaden. Fit halten musste er sich früher schon von Berufes wegen, er arbeitete sein ganzes Leben lang für die Essener Feuerwehr, bevor er schließlich als Brandoberamtsrat in Rente ging.
Essener Eheleute haben auch schwierige Zeiten gemeinsam durchgemacht
Finanziell war das Paar, vor allem zu Anfang der Ehe, nicht immer auf Rosen gebettet. „Wir haben gebaut, da brauchten wir jeden Pfennig. Ich musste auch arbeiten gehen“, berichtet Ingrid Pannenbäcker, die erst eine Lehre als Kauffrau und Kontoristin machte und nach der Babypause als Buchhalterin tätig war.
Häufig hätten sie sich zur „zur Decke strecken“ müssen, sie erinnere sich noch daran, wie sie Wurst im Angebot gekauft, portioniert und eingefroren habe. „Wir mussten an einem Strang ziehen“, sagt Ingrid Pannenbäcker. Das habe zusammengeschweißt. „Einfach Geld für sich selbst ausgeben, war nicht drin.“ Häufig seien sie in Ferienwohnungen statt in teure Hotels gefahren, um zu sparen.
Die tiefe Verbindung entstehe auch einfach über die Jahre, erklärt Franz Pannenbäcker. „Dass man füreinander da ist, dass man den gleichen Weg geht“, sei entscheidend. „Nach so vielen Jahren weiß man sofort, wenn es dem anderen nicht gut geht. Mein Mann redet dann nicht viel, aber ich erkenne es an seiner Mimik“, sagt Ingrid Pannenbecker. „Und dann wird geprockelt: Wo liegt was quer?“, ergänzt der Gatte mit einem Lachen. „Zu zweit schafft man alles“, ist Ingrid Pannenbäckers Erfahrung. „Manchmal hilft auch einfach Zuhören. Man sagt ja: „Geteiltes Leid ist halbes Leid.“
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Paar aus Essen unternahm Reisen auf alle Kontinente
Auch gemeinsame Hobbys und Interessen haben die Eheleute über die Jahre miteinander verbunden. So reisten und wanderten sie zum Beispiel leidenschaftlich gerne zusammen. „Damit haben wir angefangen, als wir beide in den Ruhestand gegangen sind“, erzählt Franz Pannenbäcker. Sie wanderten zum Beispiel über viereinhalb Jahre verteilt insgesamt 2300 Kilometer auf einem europäischen Fernwanderweg von Flensburg in Schleswig-Holstein nach Oberstdorf in Bayern. Außerdem unternahmen sie mehrere Studienreisen auf alle fünf Kontinente, reisten in diesem Zuge zum Beispiel nach Peru und Vietnam.
Heute haben die Pannenbäckers eigentlich nur noch einen großen Wunsch: Möglichst gesund möglichst viel Zeit zusammen verbringen zu können. Gefeiert wird ihr 70-jähriges Ehejubiläum am Sonntag, 28. Juli, im Kreise von Familie und Freunden. 40 Leute kommen dann zusammen. Das Paar ist sich einig: Dass sie heute noch zusammen sind und in ihren eigenen vier Wänden leben, ist jetzt schon „wie ein Sechser im Lotto“.
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