Essen. Die Ruhrbahn hat ihren Shuttle-Dienst auf das gesamte Stadtgebiet ausgedehnt. Kleinbusse lösen Fahrzeuge im London-Taxi-Style ab.

„Bussi“ ist nun in ganz Essen unterwegs. Die Ruhrbahn hat das Einsatzgebiet ihres goldgelben „Sammeltaxis“ zum 1. Juli auf das gesamte Stadtgebiet ausgedehnt. Neue Fahrzeuge sind im Einsatz. Das kommunale Nahverkehrsunternehmen erhofft sich dadurch mehr Abonnenten auch für Bus und Bahn. Aber: Auch wenn diese Rechnung aufgeht, wird „Bussi“ rote Zahlen schreiben.

Zur Erinnerung: Der Start verlief alles andere verheißungsvoll, mitten in der Corona-Pandemie brachte die Ruhrbahn „Bussi“ im Frühjahr 2021 an den Start. Immerhin sorgten die goldgelben Fahrzeuge im London-Taxi-Style optisch durchaus für Aufsehen.

Die kommen „On Demand“, also auf Abruf. Die Ruhbahn beschreibt es als kinderleicht: „Einfach App aufrufen, Wagen bestellen und von Bussi ruckzuck abholen lassen.“ Der Preis wird nicht nach Straßenkilometern berechnet, sondern nach Luftlinie: Für eine Strecke bis zwei Kilometer sind 5,60 Euro fällig, für 20 Kilometer 24,90 Euro. Abo-Kunden bekommen 25 Prozent Rabatt.

„Bussi“ soll laut Ruhrbahn eine Alternative sein zu den Nachtexpress-Bussen

Das Angebot sollte und soll jene ansprechen, die sonst gar nicht oder selten den öffentlichen Personen-Nahverkehr nutzen, vor allem in den späten Abendstunden. Also „Leute, die zu später Stunde unterwegs sind, aber die nicht mit dem Nachtexpress fahren würden“; so formuliert es Projektleiter Georg Grindau von der Ruhrbahn.

Der Bund ließ sich das Pilotprojekt über zwei Jahre einen Zuschuss von 600.000 Euro kosten. Inzwischen steuert die Ruhrbahn „Bussi“ auf eigene Rechnung. Bis zum 1. Juli zählte die Ruhrbahn durchschnittlich 1000 „Bussi-Fahrten“.

Das Bussi-Modell im London-Taxi-Look sieht schick aus, erwies sich laut Ruhrbahn technisch aber als störanfällig.
Das Bussi-Modell im London-Taxi-Look sieht schick aus, erwies sich laut Ruhrbahn technisch aber als störanfällig. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

Nun, da das Bedienungsgebiet erweitert wurde, deute nach zweieinhalb Wochen alles daraufhin, dass sich die Zahl der Fahrten verdoppeln wird, berichtet Georg Grindau. 20 bis 25 Prozent der Touren seien „Pooling-Fahrten“. Das heißt, unterwegs steigen weitere Fahrgäste zu, weil ihr Fahrziel auf dem Weg liegt. Die Strecke rechnet ein Computer aus. 12.000 virtuelle Haltepunkte im Stadtgebiet steuert „Bussi“ inzwischen an.

Verdoppelt hat die Ruhrbahn auch die Zahl der Fahrzeuge, von fünf auf zehn. Hinzu gekommen sind fünf Mercedes-Kleinbusse, ebenfalls goldgelb lackiert und voll elektrisch unterwegs. Die „London-Taxis“ hätten sich technisch als wenig zuverlässig erwiesen, bedauert Grindau. Eine Zukunft habe das Modell bei der Ruhrbahn nicht. Aktuell sei eines der Fahrzeuge kaputt, ein weiteres falle zumindest vorübergehend aus.

Die Ruhrbahn hält 41.000 Fahrten mit „Bussi“ pro Jahr für realistisch

Die Zahl der Fahrten soll gleichwohl weiter steigen. 41.000 Fahrten pro Jahr hält die Ruhrbahn für realistisch. Davon ist „Bussi“ aktuell noch weit entfernt. „Wir wissen, dass es nicht so schnell geht“, sagt Grindau und wirbt um Geduld. Die Leute seien neugierig und probierten „Bussi“ aus, neuerdings auch in Kettwig und Kupferdreh.

Selbst wenn „Bussi“ das gesteckte Ziel erreichen sollte, wird die Ruhrbahn draufzahlen. Grindau beziffert den finanziellen Aufwand für den Shuttle-Dienst auf 950.000 Euro pro Jahr. Die Hälfe müsse wohl über Zuschüsse gedeckt werden.

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Stadtweit fährt „Bussi“ zunächst bis Ende des Jahres. Ob es dabei bleibt, muss der Rat der Stadt noch entscheiden. Die neuen Mercedes-Bussis sind deshalb nur gemietet.

Die Taxi-Branche sieht „Bussi“ von Beginn an kritisch. Nun macht ihr auch noch „Uber“ Konkurrenz. Immer öfter tauchen Uber-Mietwagen mit Düsseldorfer oder Neusser Kennzeichen im Stadtgebiet auf. Anders als Taxis sind die Mietwagen nicht an feste Tarife gebunden. Macht „Uber“ das Ruhrbahn-Shuttle am Ende überflüssig. „Wir werden die Entwicklung genau beobachten“, sagt Projektleiter Georg Grindau.

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