Essen-Margarethenhöhe. Carsharing-Plätze in „einer der engsten Straßen“ auf der Margarethenhöhe: für die Anrainer ein Unding, für den Anbieter Kundenservice.
Seit Anfang Juli sind zwei Parkplätze in der Straße Daheim auf der Essener Margarethenhöhe für Carsharing-Fahrzeuge des Unternehmens Stadtmobil Rhein-Ruhr reserviert. Die direkten Anrainer sind sauer. In einer Nachricht an die Redaktion fragen sie nach den Zugriffszahlen des Anbieters für den Stadtteil und wollen vor allem wissen, warum eine solche Maßnahme „ausgerechnet in einer der engsten und kleinsten Straßen“ umgesetzt wird, in der ohnehin Parkplatzdruck herrscht. Überhaupt: „Warum sollen sich Carsharing-Nutzer nicht wie jeder andere Anwohner auch, Parkplätze suchen müssen?“ Der Anbieter Stadtmobil verweist auf die regulären Vergabemodalitäten; die Stadt auf das Ziel Verkehrswende.
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Vorweg Grundsätzliches: Bei der Einrichtung von „stationsbasierten Carsharing-Stellplätzen“ handle es sich um eine „Sondernutzung“, sagt Stadtsprecherin Maike Papenfuß. „Daher werden diese Standorte nicht von Seiten der Stadt vorgegeben, sondern die jeweiligen Antragstellenden wählen einen aus ihrer Sicht attraktiven Standort aus, der dann von der Stadt auf Machbarkeit geprüft wird.“
Für Ordnung und Übersicht sorgt die Geometrie: „Ähnlich wie bei dem Aufbau der Ladeinfrastruktur wurde das Essener Stadtgebiet für eine möglichst gleichmäßige Verteilung grafisch mit Kacheln überzogen. In dem Fall in der Größe von jeweils 500 mal 500 Metern Kantenlänge“, erläutert Papenfuß. Pro Kachel könnten bis zu vier Stellplätze vergeben werden, „in der Regel zwei pro Anbieter“. Für das neue Angebot auf der Margarethenhöhe habe Stadtmobil Rhein-Ruhr „einen entsprechenden Antrag für den Standort in der Straße Daheim gestellt. Und nach erfolgreich verlaufendem Prüfverfahren wurde die Sondernutzungserlaubnis erteilt“.
Auslastung auf Essener Margarethenhöhe rechtfertigt neues Angebot
Damit betreibt Stadtmobil laut eigener Online-Übersicht derzeit fünf Standorte auf der Margarethenhöhe – an der Straße Daheim, an der Steilen Straße, der Lührmannstraße, am Helgolandring und an der Sommerburgstraße. Reserviert sind dafür insgesamt neun Stellplätze, die für alle anderen Parkplatzsuchenden entfallen. Matthias Kall, Sprecher von Stadtmobil Rhein-Ruhr: „Der neue Standort ist unter den machbaren Lösungen die beste gewesen. Die Alternative wäre der für uns nicht ganz so ideale untere Teil des Ginsterweges gewesen.“
Für die konkrete Standortwahl seien „zahlreiche Kriterien“ ausschlaggebend – angefangen mit der guten Sichtbarkeit des Angebotes bis hin zu der Tatsache, dass „die Plätze möglichst nicht unter Bäumen liegen sollten, damit die Fahrzeuge nicht zu sehr verschmutzen“. Doch auch die allgemeine Parkplatzsituation sei entscheidend. „Und da hat ein gemeinsamer Ortstermin mit der Stadt ergeben, dass es in der Straße Daheim tatsächlich nicht so eng und parktechnisch so kompliziert ist wie an anderen Orten auf der Margarethenhöhe.“ Stichwort: Gehwegparken.
„Das Einrichten von Casharing-Plätzen ist ein wichtiger Baustein zum Gelingen der Verkehrswende.“
Für die Verärgerung der Anrainer zeigt Kall grundsätzlich Verständnis: „Das begegnet uns immer wieder. Und ich kann auch sehr gut nachvollziehen, dass man gerne unmittelbar vor seiner eigenen Haustür parken möchte. Aber wir können leider nicht allen gerecht werden.“
Tatsächlich sei die Auslastung auf der Margarethenhöhe so gut, dass der Ausbau um zwei weitere Stellplätze logische Konsequenz gewesen sei. Wie gut genau, will Kall mit Blick „auf Mitbewerber, die ein Auge auf die Rhein-Ruhr-Region werfen könnten“, nicht sagen. Nur so viel: „Auf der Margarethenhöhe sitzt genau unsere Klientel.“ Seines Wissens seien die dortigen Vergabe-Kacheln „nun vollständig belegt“ – „es gibt aber die Möglichkeit nachzuverdichten, wenn man der Stadt die entsprechenden Auslastungszahlen nachweisen kann“. Ob Stadtmobil künftig von dieser Möglichkeit Gebrauch machen werde, ließ der Sprecher offen.
Stadt Essen verweist auf Beschluss des Landtags NRW
Die unmittelbaren Anrainer indes sehen eben genau diese gute Auslastung nicht. Sie bemängeln in ihrem Schreiben, dass die Carsharing-Plätze nicht dauerhaft genutzt würden – „ab und an steht mal ein Fahrzeug dort“ –, aber dauerhaft reserviert sind. Die beste Lösung aus ihrer Sicht: ein sofortiger Rückbau. Doch den wird es nicht geben. „Das derzeitige mobile Schild“, so Papenfuß, „wird in den kommenden Wochen gegen eine Festbeschilderung ausgetauscht, unabhängig davon hat es seine Gültigkeit“.
Die Stadtsprecherin verweist zudem auf einen entsprechenden Beschluss des NRW-Landtags von 2019, der festlegt, „dass in NRW an allen öffentlichen städtischen Straßen“, Parkplätze als Carsharing-Stellplätze ausgewiesen werden könnten. „Das Einrichten von Casharing-Plätzen ist ein wichtiger Baustein zum Gelingen der Verkehrswende, da so Anreize zum Ausleihen statt zum Anschaffen von Fahrzeugen gegeben werden. Studien belegen, dass ein Carsharing-Fahrzeug zwischen acht und 14 Privatfahrzeuge ersetzt. Daher ist die Einrichtung solcher Stellplätze insbesondere in stark bevölkerten Wohngebieten sinnvoll.“
Matthias Kall seinerseits hat in den vergangenen Tagen zahlreiche Anrainer, die sich direkt bei Stadtmobil beschwert haben, persönlich zurückgerufen. „Ich denke, ich konnte den meisten den Sachverhalt verdeutlichen. Auch, wenn natürlich nicht alle glücklich darüber waren, dass wir da nicht wieder weggehen werden.“
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