Essen. Viele Fans haben das EM-Finale beim größten Essener Public Viewing gesehen. Trotzdem sagt der Veranstalter am Tag danach: „Das ärgert mich.“
Zum EM-Finale zwischen Spanien und England (2:1) ist es noch einmal richtig voll auf dem Kennedyplatz in der Innenstadt geworden – aus Veranstaltersicht eigentlich ein Grund zur Freude. Nicht so bei Frank Grabowski, der in diesem Jahr das größte Public Viewing der Stadt auf die Beine gestellt hat. „Das ärgert mich“, sagt der Veranstalter am Tag nach dem Finale, das circa 2000 Fußballfans auf dem Kennedyplatz geschaut hätten. „Der Essener scheint es nicht gewohnt zu sein, solche Veranstaltungen wertzuschätzen.“ Rumms.
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Auf Nachfrage führt der Inhaber des Event-Unternehmens „Hammaburg“ aus: „Die Leute kommen, gucken, verzehren aber nichts.“ Die vielen Fremdgetränke vom Sonntagabend – also mitgebrachte Bierdosen und Flaschen „bis der Arzt kommt“ – sind ihm ein Dorn im Auge. Für Pfandsammler hätte sich das Finale gelohnt, aber für den Veranstalter eines Public Viewings? „Die letzten Spiele waren nicht einmal kostendeckend“, sagt er enttäuscht.
Public Viewing in Essen: „Nichts ist so traurig wie ein leerer Platz“
Kurz vor den beiden Halbfinals – „leider ohne deutsche oder türkische Beteiligung“, so Grabowski – habe er sich gemeinsam mit der Essen Marketing GmbH dazu entschieden, auf den eigentlich fälligen Eintritt zu verzichten. Der Grund: Die Halbfinalpartien locken in der Konstellation wohl ohnehin nicht viele Menschen an; am Tag vor der Begegnung Spanien gegen Frankreich sagte Grabowski dann im Gespräch mit unserer Redaktion: „Nichts ist so traurig wie ein leerer Platz.“ Ohne Eintritt kämen mehr Leute, die dann hoffentlich auch das ein oder andere Getränk und den ein oder anderen Imbiss verzehren. Die Veranstalter-Hoffnung sollte sich nicht erfüllen. Stattdessen spricht Grabowski nun von einer Art Picknick, das die Leute mit ihren mitgebrachten Getränken veranstaltet hätten.
Da das Public Viewing durch den gestrichenen Eintritt quasi im öffentlichen Raum stattgefunden hätte, war das auch nicht verboten. Aber, so Grabowski: „Wir hatten eine 60 Quadratmeter große LED-Wand und ein super Soundsystem. Das kostet Geld.“ Er hätte es angemessen gefunden, wenn die Fußballfans dann Essen und Trinken vor Ort kaufen und nicht selbst Mitgebrachtes in solch einer Menge gegessen und getrunken hätten.
Public Viewing in Essen: Veranstalter peilt eine schwarze Null an
Muss der Veranstalter nach vier Wochen Rudelgucken auf dem Kennedyplatz am Ende draufzahlen? Das hofft Grabowski nicht, er peilt eine schwarze Null an. Die Bilanz wäre aber wohl deutlich besser ausgefallen, wenn Deutschland ins Finale eingezogen wäre. Der nicht gegebene Hand-Elfmeter im Viertelfinale gegen Spanien ärgert auch den Public-Viewing-Veranstalter mit Blick auf entgangene Einnahmen.
Alles sei in den vergangenen Wochen aber nicht schlecht gewesen: Frank Grabowski ist in der Rückschau froh darüber, dass das Wetter halbwegs mitgespielt hat. Wenn aber das Rudelgucken zum deutschen Viertelfinale hätte abgebrochen werden müssen – man erinnere sich an die Situation im Dortmunder Stadion, als die Partie Deutschland gegen Dänemark wegen Unwetter sogar unterbrochen werden musste –, hätte es düster aussehen können. Grabowski verweist darauf, dass alleine 80.000 Euro an Personalkosten während der gesamten EM zusammengekommen seien. „Wir zahlen mit 15 Euro pro Stunde über dem Mindestlohn“, sagt er. Anders würde es schwierig werden, überhaupt Personal zu finden.
Public Viewing auf dem Kennedyplatz: Acht Wochen Vorbereitungszeit
Frank Grabowski ist überzeugt davon, dass das größte Essener Public Viewing für ihn hätte erfolgreicher laufen können: „Aber wir hatten nur acht Wochen Zeit.“ Kurzfristig bekam er die Anfrage, die Veranstaltung auf dem Kennedyplatz zu organisieren, sagt er. Der eigentliche Veranstalter habe abgesagt. Und da sein Unternehmen an gleicher Stelle Ende Mai, Anfang Juni die Beach Week – ein Beachvolleyball-Festival – auf die Beine gestellt hatte, sei man ohnehin vor Ort gewesen. Hätte er bereits im November gewusst, dass er ein großes Public Viewing auf die Beine stellt, wäre vieles einfacher für ihn gewesen, ist er überzeugt Dann hätte er wohl sogar während des gesamten Turniers auf Eintritt verzichtet, hätte mehr Zeit für Sponsorenakquise gehabt. „Mein Job ist es, Geld zu besorgen“, sagt der Inhaber der Event-Agentur .„Hammaburg“.
Man merkt ihm die Enttäuschung an, trotzdem kommt ihm dieser ein wenig versöhnlich wirkende Satz über die Lippen: „Wir hatten Spaß, eine tolle Zeit, wirtschaftlich war das aber sehr, sehr durchwachsen.“ Sieht man sich in zwei Jahren zum Rudelgucken der Fußball-Weltmeisterschaft auf dem Kennedyplatz wieder? Deutliche Skepsis liegt bei der Antwort in seiner Stimme. Der Grund sind nicht die mitgebrachten Bierdosen, sondern die Zeitverschiebung. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 findet in Kanada, Mexiko und den USA statt.
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