Essen-Altendorf. Der Diakonie-Laden in Essen-Altendorf ist offiziell eröffnet. Was es dort neben günstiger Secondhand-Ware zu kaufen gibt.

Eine gediegene, fast schon edle Ladeneinrichtung, viel Glas, aktuelle Damen- und Herrenmode: Der Diakonieladen an der Oberdorfstraße 3 hat nun auch offiziell Eröffnung gefeiert. Nicht nur können hier Menschen mit wenig Geld kostengünstig Sachen einkaufen. Auch können sich Langzeitarbeitslose in den Bereichen Verkauf, Logistik und Verwaltung für den Arbeitsmarkt qualifizieren.

Nicht zuletzt wird hier der Gedanke einer Nachhaltigkeit gelebt, die Schätzchen aus zweiter Hand ein neues Zuhause gibt und so auch Ressourcen schont: Es gibt ein Angebot an preiswerter Secondhand-Ware, aber auch Heimtextilien, Neuware und saisonale Besonderheiten etwa zu Karneval, Ostern oder Weihnachten.  

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Diakonie-Laden in Essen-Altendorf: Top und Shorts für vier Euro

Ein Blick auf die Preisschilder lässt stutzen. Ein Top und eine Bermudashorts, zusammen nur vier Euro? Ein fabrikneues Walbusch-Hemd (zugegeben mit leichten Fehlern) für gerade einmal 4,50 Euro? Was für ein Schnapper. Doch Petra Gurowski holt den Betrachter abrupt herunter von der rosa Wolke.

Die Ladenleiterin zeigt die Realitäten im Stadtteil auf: „Unsere Kunden überlegen es sich dreimal, ob sie sich diese 4,50 Euro überhaupt leisten können.“ So sieht es halt aus im Norden einer Stadt, die immer noch von einem sozialen Äquator geteilt wird. Wer im Diakonie-Laden einkauft, muss allerdings – anders als in der Kleiderkammer – keinen Nachweis erbringen, dass er Sozialleistungen bezieht.

Menschen mit wenig Geld finden im Diakonie-Laden in Essen-Altendorf günstige Waren.
Menschen mit wenig Geld finden im Diakonie-Laden in Essen-Altendorf günstige Waren. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Petra Gurowski lächelt. Bitte nicht falsch verstehen, aber diese Einordung sei ihr jetzt wichtig gewesen. Andererseits sei sie richtig stolz darauf, dass der Laden so viel Charme verströme: „Genau genommen mussten wir gar nicht so viel ändern.“ Ein neuer Boden, alles ein wenig heller, einige Hängemöglichkeiten, das war’s schon: „Hier kann man gut arbeiten.“ Was ihr zehnköpfiges Team auch so sehe.

Laden wird laut Diakoniewerk Essen gut angenommen

Martin Gierse ist Vorstand des Diakoniewerks Essen: „Ich muss sagen, dass es ein richtig schöner Laden geworden ist. Ich bin total angetan.“ Man nehme hier einen Versorgungsauftrag wahr, und zwar mittendrin im Stadtteil. „Ich habe das Team kennenlernen dürfen und die Leiterin. Hier sind viele Hände und viele Herzen. Genau dafür steht das Diakoniewerk.“ Betriebsleiter Florian Schumacher stellt fest: „Der Laden wird richtig gut angenommen hier im Stadtteil. Sowohl, was die Kundschaft angeht, als auch von Menschen, die hier arbeiten möchten. Damit war nicht unbedingt zu rechnen.“

Auch ein Regal mit Spielen finde man im neuen Essener Diakonie-Laden.
Auch ein Regal mit Spielen finde man im neuen Essener Diakonie-Laden. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Geschäftsbereichsleiter Volker Schöler erklärt: „Eigentlich wollten wir hier gar nicht unseren achten Diakonie-Laden in Essen einrichten. Wir waren auf der Suche nach alternativen Wohnangeboten für Bewohner in unserem Haus Immanuel, das erweitert und saniert wird. Hier haben wir einen guten Platz gefunden und als Nebenprodukt auch den Laden übernommen.“ Im Haus Immanuel des Diakoniewerks leben Menschen, die aufgrund einer schwierigen persönlichen Lebensgeschichte, oft in Verbindung mit einer Alkoholproblematik, in einer eigenen Wohnung nicht mehr zurechtkommen.

Leiterin des neuen Essener Diakonie-Ladens arbeitete früher bei Karstadt

Und die nun im Laden an der Oberdorfstraße ein und aus gehen. Petra Gurowski strahlt: „Meine besten Kunden. Die freuen sich, wenn sie hier kleine Aufgaben erledigen können. Da sind schon richtige Freundschaften entstanden. Wir leben hier eine tolle Symbiose. Da habe ich echt Spaß dran.“  

Ladenleiterin Petra Gurowski (vorn 2.v.l.) und ihr Team vor dem neuen Diakonie-Laden. Er befindet sich an der Oberdorfstraße 3 in Essen-Altendorf.
Ladenleiterin Petra Gurowski (vorn 2.v.l.) und ihr Team vor dem neuen Diakonie-Laden. Er befindet sich an der Oberdorfstraße 3 in Essen-Altendorf. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Der Spaß war ihr verloren gegangen im Berufsleben. Die 56-Jährige blickt zurück: „Ich bin ein echtes Karstadt-Kind. Angefangen im Verkauf, dann Abteilungsleiterin in verschiedenen Filialen, zuletzt Controlling in der Hauptverwaltung.“ Nach 36 Jahren Karstadt sei dann Schluss gewesen. „Ich wollte unbedingt was Soziales machen und habe mich hier beworben.“

Vorher befand sich in den Räumlichkeiten in Essen-Altendorf ein Porzellangeschäft

Im neuen Diakonie-Laden in Essen-Altendorf findet man unter anderem Geschirr.
Im neuen Diakonie-Laden in Essen-Altendorf findet man unter anderem Geschirr. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Pfarrer Andreas Müller ist Vorstandsvorsitzender des Diakoniewerks Essen und schätzt das Konzept sehr: „Menschen können kostengünstig einkaufen und Langzeitarbeitslose bekommen eine Chance, sich zu beweisen. Der Diakonieladen ist ein Baustein für viel mehr Teilhabe.“

Montags bis freitags geöffnet

An allen Essener Standorten nimmt das Diakoniewerk Spenden jeglicher Art entgegen, wie etwa Damen-, Herren- und Kinderkleidung, Heimtextilien, Accessoires, Schuhe, Taschen, Spielzeug, Bücher und CDs. Ausgenommen sind Federbetten, Matratzen, defekte Elektroartikel und Computer.

Die Öffnungszeiten des Diakonieladens an der Oberdorfstraße 3 sind montags, dienstags, donnerstags und freitags von 9 bis 17 Uhr, mittwochs von 9 bis 13 Uhr. Die Ladenleitung Petra Gurowski ist unter 0201 2664987500 zu erreichen.

Dann wird es richtig feierlich. Denn Antonie Breckerfeld betritt den Laden, den sie über Jahrzehnte und in Familientradition führte. Vor etwa acht Jahren gab sie ihr Geschäft mit exklusiver Glas- und Porzellanware auf. Der Stadtteil hatte sich gewandelt, die Kundschaft blieb aus, dazu das eigene hohe Alter. Aber nun strahlt die inzwischen 85-Jährige: „Ich bin überrascht, es ist wirklich angenehm hier. Und der Diakonieladen passt auch genau hierhin.“

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