Essen. Lkw dürfen auf der A42 nicht über die Kanalbrücke fahren und müssen die Autobahn verlassen. Das verursacht Kosten in Millionenhöhe.
Oberbürgermeister Thomas Kufen hat einen Besuch von Landesverkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) an der Autobahnauffahrt Bottrop-Süd der A42 am Dienstag (18.6.) zum Anlass genommen, um gemeinsam mit seinem Bottroper Amtskollegen Bernd Tischler darauf hinzuweisen, dass die Umleitung des Schwerlastverkehrs beide Städte mit Kosten in Millionenhöhe belastet. Die Kommunen wollen dies nicht hinnehmen und setzen zudem auf die Unterstützung des Landes bei der Eröffnung einer weiteren Autobahnzufahrt.
„Es sind Schäden entstanden an unserer Infrastruktur, die wir nicht selbst zu verantworten haben“, kritisierte Kufen in Anspielung auf den maroden Zustand der A42-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal. Deren Sperrung habe zur Folge, dass auf innerstädtischen Straßen über Jahre Schlaglöcher gestopft und Risse beseitigt werden müssten.
Lkw-Fahrer suchen Schleichwege durch den Essener Norden
Zwar dürfen Pkw die Autobahnbrücke wieder befahren. Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen aber müssen die Autobahn vorher verlassen. Sie müssen die gesperrte Brücke umfahren. An der Ausfahrt Bottrop-Süd konnte sich Verkehrsminister Krischer persönlich ein Bild von der Lärmkulisse machen. Nicht nur dafür hatten die beiden Oberbürgermeister den Vertreter der Landesregierung eingeladen.
Kufen bezifferte die Kosten, die in Essen bis zum Jahr 2028 für die Beseitigung von Straßenschäden anfallen, auf sechs Millionen Euro, hervorgerufen durch den umgeleiteten Schwerlastverkehr. Dies betreffe nicht nur die offizielle Lkw-Umleitung durch den Stadthafen, unterstrich Essens Baudezernentin am Rande des Ministergesprächs. Nach wie vor suchen Lkw-Fahrer Schleichwege, um die Brückensperrung zu umfahren. Bernd Tischler benannte die dadurch entstehenden Folgekosten für die Stadt Bottrop auf 6,5 Millionen Euro.
Die komplette Berichterstattung zur A42-Sperrung mit Hintergründen, Interview und Fotos finden Sie hier: waz.de/thema/a42-sperrung/
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Beide Kommunen wollen auf diesen Kosten nicht sitzen bleiben, lautete die Botschaft der beiden Oberbürgermeister. Nur war der Landesverkehrsminister der falsche Adressat. Die A42 ist Sache des Bundes und der zuständigen Autobahn GmbH Westfalen, womit der drängende Bau einer neuen Autobahnbrücke über den Rhein-Herne-Kanal eine grundsätzliche Frage aufwirft. Muss der Bund nicht auch für Kosten aufkommen, die eigene Projekte an anderer Stelle nach sich ziehen, in diesem Fall in Essen und Bottrop? Schließlich wird die Kanalbrücke nicht die letzte sein, die es zu sanieren oder zu erneuern gilt.
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Laut Krischer sind sich die Verkehrsminister der Länder in dieser Frage einig. Der Bund sei in der Pflicht. Für die Landesregierung mochte er den beiden Städten aber nicht mehr zusagen, als die Unterstützung des Landes im Rahmen des Möglichen. Einen Scheck, mit dem sich zumindest ein Teil der Kosten decken ließe, hatte der Minister nicht im Gepäck.
Von einer Öffnung der Autobahnauffahrt könnten 2000 Essener Fahrzeuge profitieren
Auf politische Unterstützung setzen die Oberbürgermeister auch in Sachen Autobahnauffahrt Bottrop-Süd. Haben die Städte doch ein Konzept vorgelegt, wonach sich die Auffahrt entgegen der Aussage der Autobahn GmbH doch in Fahrtrichtung Dortmund für Pkw öffnen ließe. 8000 Fahrzeuge pro Tag könnten davon profitieren, davon 2000 aus Essen, heißt es. So viele Nutzen die Auffahrt vor der Sperrung.
Die Zufahrt auf die Autobahn müsste dafür baulich so gestaltet werden, dass Lkw nicht passieren können. Um zu verhindern, dass Transporter, Pkw mit Anhänger oder Wohnmobile mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen über die A42-Brücke fahren, müsste davor eine weitere Wiegeanlage installiert werden. Fahrzeuge, die sich als zu schwer erweisen, könnten die Autobahn dann über eine derzeit geschlossene Notausfahrt verlassen, vorbei an einem Tanklager auf Bottroper Stadtgebiet und weiter über den Rhein-Herne-Kanal in Richtung Bottrop-Welheim. Die Bezirksregierung Düsseldorf stehe dem Vorschlag positiv gegenüber.
Die Autobahn GmbH hingegen hatte stets erklärt, es sei aus technischen und rechtlichen Gründen nicht möglich, die Auffahrt für Pkw zu öffnen. Die Kosten für den Umbau der Zufahrt und für eine weitere Wiegeanlage müsste nach dem Stand der Dinge der Bund tragen. Umgesetzt werden könnte das vorgelegte Konzept allerdings nicht vor Ende des kommenden Jahres, heißt es. Denn eine weitere Brücke, über die der Verkehr in Richtung Welheim geführt würde, müsse zunächst saniert werden.
Die Auffahrt am Autobahnkreuz Essen-Nord bleibt in Richtung Duisburg geschlossen
Kufen und Tischler wollen den politischen Druck auf den Bund mithilfe des Landes gleichwohl aufrechterhalten. Zum Ortstermin an der Autobahnauffahrt hatten die Oberbürgermeister auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) eingeladen. „Die Einladung steht“, sagte Kufen. Das letzte Wort, wie es an der A42 weitergeht, ist aus Sicht der Städte noch nicht gesprochen.
Sicher ist hingegen, dass die Auffahrt auf Essener Stadtgebiet am Autobahnkreuz Essen-Nord in Fahrtrichtung Duisburg geschlossen bleibt. Es fehle an Platz, um auch dort eine Wiegeanlage aufzustellen, sagte Baudezernentin Simone Raskob. Autofahrer müssen also weiterhin ausweichen und in Altenessen auf die Autobahn auffahren. Dieser Umweg sei zumutbar.
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