Rees-Haldern. Die NRZ hat sich umgehört: Was waren die Tops und Flops beim Haldern Pop Festival? Warum der Matsch und die Pfützen für beides genannt werden.
Langsam geht die Sonne über der Halderner Lohstraße auf und die Vögel beginnen ihr Klangspiel. Bald übertönt das fröhliche Flip-Flop des gleichnamigen Schuhs ihre Töne. Ohne Vorwarnung bricht der rhythmische Lauftakt zwischen Campingplatz und Waschanlage jedoch ab. Stille. Fabienne, 26 aus Münster, blickt traurig auf das Schlammloch, in dem ihr Fuß versinkt: „Ich hätte meine Gummistiefel anziehen sollen.“
3. Tag bei Haldern-Pop 2023
Sie war lange nicht die einzige, die während des 40. Haldern Pop Festivals – präsentiert von der NRZ - mit Wetterschwankungen kämpfte. „Kommt die Sonne raus, ist es super warm. Dann regnet es auf einmal wieder. Ich weiß nie, was ich anziehen soll“, grübelte die Lehramtsstudentin. Sie reiste zum Festivalbeginn am Donnerstagmorgen an, um mit ihrer Freundesgruppe das Lager aufzuschlagen. „Ich bin zum ersten Mal dabei. Mir gefällt aber alles, außer das Wetter. Wir sind bei der Anreise zigmal stecken geblieben, das war etwas chaotisch“, resümierte sie, während sie ihren rechten Flip-Flop aus dem Schlamm fischte.
Die Pfützen waren erst nervig, dann aber als Schlamm-Tanzfläche willkommen
Der kurze Weg vom Zelt zu den Sanitäranlagen sei schließlich in einer wahren Abenteuerreise durch diverse Vegetationen gemündet. Doch kam die nasse Erde mehr als Grashalmen und Bauernsaat zugute. „Das ist vielleicht komisch, aber ich finde die Situation dieses Jahr sogar ganz cool“, begann der 52-Jährige Michael aus Rees. So spross die unerschütterliche Feierlaune der Musikliebhaber wie verrückt.
Wo die Regengüsse eigentlich als Flop des diesjährigen Haldern Pop gehandelt wurden, folgte damit schnell ein Perspektivwechsel. „Die Pfütze da hat mich erst genervt, aber irgendwie tanzen alle richtig wild darin. Das ist mal ein Flair“, deutete der 52-Jährige auf eine meterlange Wasserlache nebst der Hauptbühne. Sein Partner stimmte da schnell ein. Die Cargohose hochgekrempelt und knatschgelbe Gummistiefel bis unter die Knie, ging er voll mit dem Modetrend des Haldern Pop 2023. „Dass sich niemand richtig schick machen muss, ist dieses Jahr mein Top“, nickte er. Wer sich doch fürs kleine Schwarze entschied, der packte eben einen Regenponcho drüber.
Das Familiäre lieben alle
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Dieses Jahr erstmals wieder im Merchandisezelt angeboten, erwiesen sich die durchsichtigen Schutzmäntel als Renner. „Ein Muss. Wirklich mit am beliebtesten“, nickte Verkäuferin Annika Verheyen. Schlamm und Schauer lösten damit geteilte Meinung aus.
Einig waren sich die Festivalbesucher jedoch bei jenem Punkt, der das Herz ins Haldern Pop bringt. „Alles ist so familiär, das gefällt mir am besten“, schwärmte Mareike, die mit ihrem Freund unterwegs war. Bei ihr ließ sich die Aussage, wie bei vielen anderen, wörtlich nehmen: „Meine Eltern schwirren hier auch irgendwo rum.“ Gemeinsam zu den Popgrößen abzufeiern sei Tradition für die Anwohner. Wenn Mareike seit ihrem siebten Lebensjahr auch in die Fußstapfen ihrer Eltern tritt, so vermisse sie doch ein breiteres Publikum ihrer Generation: „Noch etwas mehr junge Leute wären gut. Ich hoffe einfach, dass alle ihre Tradition so weitergeben.“
Bianka wollte zu Tom Odell mehr Tränen verdrücken
In die musikalische Sphäre des Haldern Pop einzudringen, lohnte sich immerhin allemal. Schließlich konnten die eingefleischten Fans bereits zum Auftakt die Hand aufs Herz legen und zu ihrer Hymne ansetzen. Tom Odells Auftritt zeichnete für viele das Highlight. „Wunderschön. Ich finde es so beeindruckend, wenn diese großen Namen in unser kleines Dorf kommen“, ließ die 60-Jährige Bianka die Nacht Revue passieren. Einziger Manko: „Ich hätte mir mehr seiner traurigen Lieder gewünscht. Ich war vorbereitet, ganz dicke Tränen zu verdrücken.“