Emmerich. Im Rheinmuseum Emmerich wurde die Ausstellung „Die Stände“ mit Werken von Jost Amman eröffnet. Ein kulturhistorisch interessantes Gesamtwerk.

Die Stände – eine Gesellschaftsordnung, die lange Zeit den Wert eines Menschen definierte. In der gleichnamigen Ausstellung offenbart das Rheinmuseum Emmerich nun die mittelalterlichen Ursprünge der Feudalgesellschaft. Darunter auch mit Illustrationen aus Jost Ammans berühmtem Ständebuch, das über 100 Holzschnitte der Herrscher, Handwerker und Künstler des Mittelalters veranschaulicht. Das Besondere: Jost Amman vollendete sein Werk 1568, womit jenes nicht näher am Nabel der Geschichte sein könnte.

So waren die Stände aufgeteilt

„Seine Holzschnitte zeichnen sich durch die elegante, etwas manierierte Schlankheit der Figuren aus. Durch die detailgenaue Beobachtung und alltagsnahe Darstellung ist sein Werk auch von kulturhistorischem Interesse“, erklärte Museumsleiter Herbert Kleipaß auf der Ausstellungseröffnung am Sonntag. Umso glücklicher sei er, dass der Emmericher Geschichtsverein im vergangenem Jahr einen Nachdruck des Ständebuches erwerben konnte.

Herbert Kleipaß (re.) führte in die neue Ausstellung im Rheinmuseum ein.
Herbert Kleipaß (re.) führte in die neue Ausstellung im Rheinmuseum ein. © FUNKE Foto Services | Konrad Flintrop

Miriam Cyrener, Mitarbeiterin des Stadtarchivs, fügte dem mittelhochdeutschen Ausstellungsstücken erklärende Beschreibungen hinzu. Wer durch die Reihen der Exposition schlendert, kann so nicht allein Kunst bewundern, sondern auch sein historisches Wissen auffrischen. Kleriker und Geistliche bildeten den ersten, Adlige den zweiten und die Bürger oder Bauern den dritten Stand. „In seinen Stand wurde man hineingeboren, außer in den Priesterstand“, so Kleipaß.

Exponate zeigen Interesse am Handwerk

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Durch besondere Verdienste sei es jedoch auch möglich gewesen aufzusteigen, bei Verarmung hingegen abzusteigen. Den ersten Stand stellte Jost Amman mit ausgeschmückten Zeichnungen von Bischöfen, Äbten, Priestern und Mönchen dar. Die Spitze der Schöpfung bildete dabei der Papst. Adlige waren beispielsweise als Herzöge oder Ritter illustriert.

Doch was die Besucher der Ausstellungseröffnung besonders erstaunte waren die Zeichnungen des Handwerks. Vor jenen bildeten sich immer wieder kleine Menschentrauben, die auf interessante Erkenntnisse deuteten. „Durch das Ständebuch stellen wir auch heute manchmal nicht mehr vorhandene Berufe aus“, ging Kleipaß der Faszination auf den Grund. Ein Schwarzfärber beispielsweise verdiente sein Brot mit dem Färben von Kleidung in ein tiefes Schwarz, was damals als geschätzte Kunst galt.

Die Völlerei des Fressend Narr

Bis zum 19. Juni ist im Rheinmuseum die Ausstellung „Die Stände“ zu sehen.
Bis zum 19. Juni ist im Rheinmuseum die Ausstellung „Die Stände“ zu sehen. © FUNKE Foto Services | Konrad Flintrop

Auch sehr skurrile Handwerke fanden Einbindung in die Exposition: Ein älterer Mann mit langem Bart hockt an einem kleinen runden Tisch. Mit Fleischkeulen in beiden Händen zerrt er gierig an einem der Stücke. Vor ihm sammeln sich leere Schalen verschlungener Lebensmittel. Damals durch Völlerei charakterisiert zeigte jenes Kunstwerk einen „Fressend Narr“.

Handwerke, die heute noch ausgeübt werden, erregten die Lust nach Vergleichen: Friseure, Zahnärzte, Elektriker oder Metzger. „Ich hoffe, Sie werden die Ausstellung über die Ständegesellschaft, in welcher wir heutzutage glücklicherweise nicht mehr leben, genießen“, wünschte Kleipaß.

>> Das sind die Öffnungszeiten

Die Ausstellung kann zu den normalen Öffnungszeiten besucht werden. Dienstags bis donnerstags sowie sonntags: 10 bis 12.30 und 14 bis 16.30 Uhr.

Eintritt in das Museum kostet für Erwachsene 2,50 Euro und für Personen bis 18 Jahre 1,50 Euro.