Rees. Der Verkauf von Elektro-Autos hat auch beim VW-Autohaus Messink in Rees stark zugenommen. Immer mehr Kaufinteressierte machen Probefahrt.
„Isch abe gar kein Auto!“ Irgendwie erinnert die Aussage ja an eine gut gemachte Kaffee-Werbung aus den 90er Jahren. Soll wohl auch. Andreé Messink jedenfalls grinst bei der Frage, ob er denn auch schon mit einem E-Auto unterwegs ist. „Nee, meistens mit dem Rad“, lacht der 57-Jährige. Dabei hätte er genügend fahrbare Untersätze zur Verfügung. Ihm gehört das gleichnamige VW-Autohaus an der Empeler Straße in Rees. Und das erlebt seit Monaten einen echten Run auf E-Fahrzeuge.
Auch wenn auf dem Parkplatz vor der Ausstellungshalle nur ein schwarzes E-Vehikel steht, ein ID.3: Der Slogan „Es wird Zeit umzudenken. Elektrisch beginnt jetzt“ passt ziemlich genau. „Seit dem die Förderung durch den Staat und die Hersteller da ist, erleben wir eine enorme Nachfrage“, sagt Verkäufer Daniel Scholten. Der E Up, das günstigste Modell von VW in Sachen E-Mobilität, kostet Netto nur noch um die 15.000 Euro. „Gut 20 Stück haben wir alleine 2020 verkauft“, meint Scholten.
Die Wartezeit ist enorm
Nur ausgeliefert sind sie noch lange nicht alle. „Die Wartezeit ist enorm. Und VW hat beim Up wegen der Förderung, die erstmal nur bis Ende 2021 vom Staat fließt, auf die Bremse getreten“, sagt der Verkäufer. Deshalb hätten sich mittlerweile einige fürs nächst größere und natürlich teuerere Modell, den ID.3 entschieden. „Der verkauft sich ebenfalls hervorragend. Viel besser als auch vom Hersteller erwartet“, so Daniel Scholten.
Reichweiten laut Hersteller von bis zu 550 Kilometer, Preise, die durch die Förderung ähnlich die von einem vergleichbaren Wagen mit Verbrennermotor sind: Die E-Mobilität ist im Aufwind, auch in Rees. Immerhin schießt der Staat 6000 Euro zu, der Hersteller 3570 Euro (wenn die Autos in Deutschland zugelassen werden), plus Rabatt vom Händler. Der übrigens die E-Fahrzeuge von VW nur noch vermittelt. „Uns gehören die Wagen gar nicht mehr wie sonst üblich“, erklärt Andreé Messink.
Keine 100-KW-Ladestation in Rees und Umgebung
Ladestationen für die immer zahlreicher werdenden E-Fahrzeuge gibt’s natürlich auch in Rees. „Wir beispielsweise haben auf unserem Gelände zwei“, sagt Andreé Messink. Genutzt werden sie reichlich, nicht nur von VW Kunden. „Manche laden ihre Batterie nur kurz auf, um bis nach Hünxe zu kommen. Denn dort stehen die im Umkreis stärksten Ladestationen, mit der eine Batterie in deutlich kürzerer Zeit befüllt werden können. Üblich seien 22 Kilowatt-Stunden, „bei uns haben wir 11 und 22 KW/h“.
Überhaupt sei das der Unterschied zum amerikanischen Hersteller Tesla. „Technisch sind wir auf Augenhöhe, preislich auch“, meint der VW-Händler. Nur hätte Tesla eben überall die 100 KW-Ladesäulen. Da könnten die Wagen fix aufgeladen werden. „Bei uns dauert das schon länger“, so Messink. Deshalb wäre es für Rees schon von Vorteil, wenn die Stadtwerke, die ja gerade neu bauen, dort auch eine starke Ladestation für E-Autos zur Verfügung stellen würden.
Viele lassen vorsorglich Wallbox montieren
Wobei wohl die allermeisten E-Fahrer ihre Autos zuhause laden. „Das rechnet sich total“, weiß Daniel Scholten. Koste eine Kilowatt-Stunde an Ladestationen zwischen 35 Cent und einem Euro, würde man daheim etwa 28 Cent zahlen – ohne eigene Stromherstellung auf dem Dach. Dass da noch viel mehr in Sachen Elektro-Mobilität passieren wird, sehe man auch daran, dass ganz viele, die noch gar kein E-Auto hätten, auch noch keine Photovoltaik-Anlage, sich jetzt aber schon eine sogenannte Wallbox in ihrer Garage installieren lassen würden.
Die braucht man zur Umwandlung des Stroms. „Die Box kostet 900 Euro und wird fast komplett durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau bezuschusst“, so Messink. Durch die Wallbox ist der Ladevorgang gut sieben Mal schneller als an einer regulären Steckdose. Der ID 3 brauche so sieben Stunden, bis die Batterie wieder komplett geladen ist, an der Steckdose dauert das bis zu 39 Stunden.
ID 3 wird vor jeder Probefahrt desinfiziert und gelüftet
Wer möchte, könne übrigens jederzeit eine Probefahrt mit dem ID.3 machen. „Das Interesse ist groß“, sagt der Autohändler. Wegen der Pandemie könne aber pro Tag nur eine Fahrt ermöglicht werden. Denn das Fahrzeug muss danach natürlich geladen, aber wegen der sehr strengen Hygiene-Vorschriften komplett desinfiziert und stundenlang gelüftet werden.