Emmerich. Auf dem Geistmarkt in Emmerich kamen am Freitag zu einer Kundgebung für den Frieden viele Emmericher zusammen. Ukrainerin sprach unter Tränen.

Eine Friedenstaube vor dem Hintergrund der ukrainischen Flagge. „Stoppt Putins Krieg“, prangt in roter Schrift darunter. Nur eines der vielen Schilder, mit denen die Emmericher am Freitag ein Zeichen der Solidarität setzten. Anlässlich des Ukraine-Krieges organisierte der Integrationsrat eine Friedenskundgebung auf dem Geistmarkt – mit vielen blau-gelben Fahnen.

Sowohl Jung als auch Alt protestierten gegen den Krieg, der bereits Tausende unschuldige Leben forderte. „Die Bürger der Ukraine verloren Sicherheit, ihr Zuhause und auch Angehörige. Es ist unsere Pflicht, diesen Menschen zu helfen“, erklärte Sabina Palluch, Vorsitzende des Integrationsrates, in ihrer Rede. Aktuell befänden sich bereits 50 geflüchtete Ukrainer in Emmerich.

Viele Emmerich haben ein Zimmer für Ukrainer freigeräumt

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So haben viele Bürger Zimmer frei geräumt und zur Verfügung gestellt. Ferner sei es wichtig, das Feindbild nicht auf das russische Volk zu übertragen: „Vergesst nicht, dass es allein Putins Krieg ist. Niemand darf auf Grund seiner russischen Wurzeln verantwortlich gemacht werden.“ So habe Palluch seit Beginn des Krieges vermehrt von Russen gehört, die unter Anfeindungen leiden. Darunter auch eine Vielzahl von Kindern.

Neben dem Appell, aus diesen keinen Sündenbock zu machen, richtete die Vorsitzende eine weitere Bitte an alle Anwesenden: „Bleibt und haltet zusammen.“ Der Chor des Sing Out Kulturbrücke e.V. sang auf dem Geistmarkt wohlklingende Zeilen des Friedens. Bürgermeister Peter Hinze präsentierte den friedlich demonstrierenden Emmerichern einige Augenzeugenberichte ukrainischer Bürger.

Bürgermeister Hinze gibt Berichte wieder

Unvorstellbare Angst, brennende Trümmerhaufen und kreischende Alarmsirenen, die immer wieder erinnern, dass all das nicht nur ein böser Alptraum war. „Ich habe diese Berichte mit dem eines jungen Mädchens verglichen, das vor 76 Jahren vom zerbombten Emmerich schrieb. Ich fand ausschließlich Gemeinsamkeiten. Ich dachte, die Menschheit sei weiter“, erklärte Hinze kopfschüttelnd.

Grade deshalb seien solche Kundgebungen sinnvoll: „Natürlich bringen sie Putin nicht von seinem verblendetem Plan ab. Aber wir zeigen den Ukrainern, dass wir an ihrer Seite stehen und sie nicht allein sind. Sie werden nicht vergessen.“ Mit Adjektiven wie „ekelhaft“, „grausam“ und „terroristisch“ kritisierte Hinze Putin.

Ukrainerin rührte mit ihren Worten die Menge in Emmerich

Ukrainerin Nataliya Moska berichtete unter Tränen.
Ukrainerin Nataliya Moska berichtete unter Tränen. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Welch’ Qual auch die Verwandten der Opfer durchleiden, erzählte Ukrainerin Nataliya Moska unter Tränen: „Mein Vater ist in Kiew. Wir telefonieren jeden Tag, aber ich kann nichts für ihn tun. Ich kann nur zusehen während er jeden Tag Leben oder Tod erwartet.“

Sie bete nicht allein für ihre Angehörigen, sondern auch dafür, dass ihre Heimat ein freies Land bleibt. „Es ist nicht nur ein Krieg gegen die Ukraine, sondern auch gegen unsere demokratischen Werte. Deshalb wird Putin nie gewinnen. Er kann uns nicht brechen. Sława Ukrajini!“, rührte Moska die Menge zu Tränen und unerbittlicher Zustimmung.