Emmerich. 16 Schüler des Gymnasiums in Emmerich zeigten das Stück „Weltuntergang“ zum Auftakt des Programms „1700 Jahre Judentum in Deutschland“.

Am Ende gab es von Regisseur Thomas Brokamp, Deutsch-Lehrer am Willibrord-Gymnasium Emmerich, rosafarbene Rosen für die 16 Schauspieler des Literaturkurses der Q1, die das Stück „Weltuntergang“ vor annähernd 100 Besuchern Mittwochabend im PZ aufgeführt hatten. Mit diesem satirischen Stück des heute fast vergessenen Jura Soyfer eröffnete die Bürgeraktion Pro Kultur ihre eigene Veranstaltungsreihe zu „1700 Jahre Judentum in Deutschland“.

Thomas Brokamp führte zunächst über den Autor des Stücks ein. Der im Jahre 1912 in Charkow geborene Jura Soyfer wusste bereits in jungen Jahren, dass der Weltuntergang nicht mehr abzuwenden sei, nachdem Hitler 1933 die Macht ergriffen hatte.

Schüler traten mit Masken auf

Soyfer, ein Österreicher aus bürgerlich-jüdischem Milieu, sah in der Literatur ein Mittel der Aufklärung. „Die Vielseitigkeit des Textes macht seine Qualität aus“, so Brokamp über das Werk, das 1936 nur einen Monat lang gespielt wurde, bevor es verboten wurde: „Das Stück wird im Original eins zu eins aufgeführt, nur Austriazismen wurden angeglichen.“

Da die Schüler nur mit Masken spielen dürften, was auch die Akustik beeinträchtigen könne, sei es “superanstrengend“ für die Akteure. Doch die haben das dreiviertelstündige Stück bravourös auf die Bühne gebracht. Das zeigten auch der Applaus nach jeder Szene und der große Schlussapplaus mit Beifallsrufen.

Selige Walzerklänge am Anfang

Als der Vorhang aufgeht, ertönen selige Walzerklänge, zu denen die Sonne (Maximilian-Frederik Beckschaefer) auf einem Podest heiter mitgeht. Zu ihr eilen Venus (Anouk Linders), Saturn (Lea Kristin Hegel) und Mars (Marla Maas). Sie diskutieren über den Zustand der Erde. Denn die Sonne meint: „Hier ist eine ekelhafte Dissonanz.“ Das Benehmen der Erde sei sehr merkwürdig. Sie habe sich verändert. Der Mond (Simon Welters) nähert sich um eine Million Kilometer und erklärt: „Die Erde ist krank. Sie hat Menschen.“

Alle Gestirne beauftragen daraufhin den Kometen Konrad (Willriaque Towenou), die Erde zu zerstören. Die als Gestirne kostümierten Jugendlichen gaben gleich ein herrliches Bühnenbild ab. Und dann drehen sich die Meldungen in London, Paris, New York und Shanghai nur noch um den bevorstehenden Weltuntergang, den Professor Guck (Jill Verhey) verhindern will, allein fehlen ihm die finanziellen Mittel dafür. Beim Führer (Luis Kremer) kommt er nicht an. Der will von ihm nur wissen: „Was ist mit meiner Anziehungskraft?“ Worauf Guck nur antworten kann: „Die ist physikalisch gesehen Null.“

Ein Stück mit Aktualität

Egal, wo Guck auch vorspricht, er wird nicht ernst genommen und weggestoßen. Selbst als der Weltuntergang in nur noch zwölf Stunden bevorsteht, sind die Menschen blind und taub. „Sie haben nichts zu denken. Sie haben nichts zu wissen“, befindet ein Wachmann (Florian Ingo Verweyen) über den „idealen Staatsbürger“.

Am Ende tanzt die Sonne wieder zur Walzermusik. Und Komet Konrad kehrt von seiner Mission zurück. Er hat den Zusammenprall mit der Erde vermieden, „weil sich die Menschen sowieso ausrotten“. Das Stück hat an Aktualität nichts verloren. Heute bedroht vor allem die Klimakatastrophe Mutter Erde.

>>> Die Darsteller

Mit dabei waren: Lara-Louisa Banser, Maximilian-Frederik Beckschaefer, Lea Kristin Hegel, Ben Heüveldop, Diane Kakpo, Luis Kremer, Anouk Linders, Marla Maas, Sanne Mars, Anna Müller, Emilia Schramm, Marie Tenhaft, Willriaque Towenou, Jill Verhey, Florian Ingo Verweyen und Simon Welters.

Als Tontechniker fungierte Moritz Bayer. Am Eingang kontrollierten die Lehrerinnen Anna Boss und Cara Schnitzler den coronagemäßen Einlass. Nach dem Schlussapplaus sammelten die jungen Mimen Spenden für ein Pizza-Essen.