Emmerich. 17,4 Millionen Euro soll der Ausbau Gesamtschule am Grollscher Weg kosten. Stadt erklärt die Steigerung. BGE ist unzufrieden und fordert Analyse.
Der Ausbau des Standortes Grollscher Weg für die Gesamtschule wird üppiger als erwartet. Damit beschäftigen sich der Schulausschuss in der Sitzung am Dienstag, 9. März, 16 Uhr, und dann um 18 Uhr der Haupt- und Finanzausschuss in der Aula der Gesamtschule, Paaltjessteege. So soll die Politik an dem Tag final das Bauvorhaben inklusive der Änderungen beschließen.
Die Kostenschätzung für die Umbaumaßnahmen setzt das Architektenbüro Hausmann bei etwa 17,4 Millionen Euro an. Nicht berücksichtigt sind bisher zusätzliche Kosten für die Bauausführung im laufenden Betrieb, für die Ausführung in Bauabschnitten, für Interim- und Ausweichmaßnahmen, Umzüge usw.- Schadstoffbeseitigungskonzept. In der nächsten Phase können die Kosten konkreter beziffert werden.
Baukostenindex ist um 18 bis 20 Prozent gestiegen seit der Grobplanung
In der ersten Grobplanung hatten Hausmann Architekten im Jahr 2016 die Kosten auf elf Millionen Euro geschätzt. Mit einer einfachen Berechnung Fläche mal durchschnittliche Sanierungskosten im Jahr 2015, berichtet Stadtsprecher Tim Terhorst auf Nachfrage. „In dieser Zeit seit 2015 gab es allein eine Baukostenindexsteigerung von 18 bis 20 Prozent, was also in diesem Fall schon zwei bis zweieinhalb Millionen Euro ausmacht“, sagt Terhorst.
Zudem sei mittlerweile das Projekt konkretisiert worden. Das Gebäude wurde genauer untersucht bezüglich der Statik, des Brandschutzes oder der Schadstoffbelastung. „Außerdem hat die Schule ihre Wünsche konkretisiert“, erinnert Terhorst. Deshalb sei eine Steigerung um die verbleibenden vier bis viereinhalb Millionen Euro nicht so ungewöhnlich. Nach den Erfahrungen mit den Gebäuden am Brink und an der Paaltjessteege sei in der nächsten, noch konkreteren Phase nochmal mit einer Steigerung von fünf Prozent der Kosten zu rechnen, erklärt der Stadtsprecher.
Die BGE beantragt eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung
Die BGE ist mit der Kostensteigerung nicht einverstanden. „Die Bürgergemeinschaft Emmerich (BGE) sieht beim städtischen Leuchtturmprojekt Gesamtschule bei der Vorplanung Grollscher Weg ein klares Planungsversagen sowie unverändert deutliche Mängel im Projektmanagement sowie Controlling im Verantwortungsbereich des Bürgermeisters. Trotz hoher Realisierungsrisiken und ohne Wirtschaftlichkeitsuntersuchung soll das Vorhaben bei mehr als 17 Millionen Euro geschätzten Kosten am Grollscher Weg in die weitere Umsetzungsplanung gehen“, so Fraktionschef Joachim Sigmund. Für alle drei Standorte zusammen stünden damit mehr als 40 Millionen Euro an Kosten im Raum.
Für die BGE sei die Vorlage nicht entscheidungsreif. Jahrelange Containerlösungen im laufenden Schulbetrieb der Gesamtschule zeichneten sich ab. Deshalb fordert die Fraktion zur Vorbereitung einer Entscheidung eine Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, die einen Neubau (Blaupause: Am Brink) der bisher von der Verwaltung vorgeschlagenen Lösung einer Sanierung und Erweiterung am Grollscher Weg gegenüberstellt.
Ein Neubau am Grollscher Weg würde 24 Millionen Euro kosten
Dies scheint die Verwaltung im gewissen Rahmen schon vorlegen zu können. Denn schon vor der BGE-Pressemitteilung hatte Tim Terhorst erklärt: „Wir haben auch nochmal dagegen gestellt, was ein Neubau am Grollscher Weg kosten würde. Da gehen wir von 24 Millionen Euro aus“, sagt Terhorst. Am Beispiel Paaltjessteege könne man aber sehen, dass der Erhalt der Bausubstanz durchaus wertig sein könne.
Die BGE fordert darüber hinaus, alternative Standorte (zum Beispiel das Steintorgelände) zu untersuchen und die Kosten für eine Nutzungsdauer von 25 Jahren zu ermitteln, so Joachim Sigmund.
>> Raumbedarfe haben sich geändert
Der einst fünfzügigen Hanserealschule standen als Halbtagsschule im Gebäude Grollscher Weg lediglich allgemeine Unterrichts- und Fachräume zur Verfügung. Eine kleine Mensa wurde im Kunstraum umgesetzt, als die Vorgaben des Landes dies erforderten (2008).
Die Firma Komplan hatte in ihrem Gutachten zur Schulentwicklungsplanung (2011) bereits erwähnt, dass das Schulgebäude für eine fünfzügige Ganztagsgesamtschule nicht ausreichend ist. Weiterer Raumbedarf entsteht auch, weil die Gesamtschule eine Schule des gemeinsamen Lernens ist. Ganz wichtig für modernen Unterricht seien mehr Differenzierungsräume und -flächen, heißt es in der Vorlage. Ferner habe sich der Beratungsbedarf für Schüler erhöht, was räumlich berücksichtigt werden müsse. Die Planer mussten also eine multifunktionale Nutzung der Räume berücksichtigen.
Für die Gesamtschule sollen nach Abschluss der Bauarbeiten drei Schulgebäude an den
Standorten Brink, Paaltjessteege und Grollscher Weg zur Verfügung stehen. Die Jahrgänge
5 bis 7 sollen dann im derzeit im Bau befindlichen Gebäude Brink untergebracht werden. Für
die Oberstufe, sowie für die Fachräume der Oberstufe und der Jahrgänge 5 bis 7 stehen
dann die Räume im bereits hergerichteten Gebäude Paaltjessteege zur Verfügung. Am Grollsche Weg kämen die Klassen 8 bis 10 unter.