Rees. 14 infizierte Mitarbeiter, 34 betroffene Bewohner: Agnes-Heim in Rees droht Pflegenotstand, befürchtet Heimleitung. Und das schon nächste Woche.

Die Situation in allen Pflegebereichen spitzt sich zu: Immer mehr Infizierte gefährden die Versorgung in Altenheim, jetzt aktuell ganz besonders im Agnes-Heim in Rees. Das habe es besonders schwer getroffen, meldet die Caritas in der Diözese Münster. Das Altenheim stehe kurz vor der Notstandsmeldung, heißt es, von Ruf nach Hilfsdiensten ist die Rede.

Am Freitagmorgen zählte Heimleiter Wilhelm Rohde 14 infizierte Mitarbeiter und 34 betroffene Bewohner. Er fürchtet, dass er in der kommenden Woche eine Notstandsmeldung abgeben muss, weil die Versorgung nicht mehr sichergestellt werden kann. Immer schwieriger wird die Lage ebenso in den ambulanten Pflegediensten und den Kliniken. „Wie befürchtet wird nicht die Impfpflicht unser Problem, sondern die Infektionslage“, sagt Klaus Schoch, Abteilungsleiter Gesundheitshilfe im Diözesancaritasverband Münster.

Notfalls wird im Altenheim in Rees Hilfe der Bundeswehr benötigt

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Man werde sich an das Landesgesundheitsministerium wenden, damit Hilfsorganisationen und notfalls auch die Bundeswehr wieder zur Unterstützung gerufen werden können. Bislang gibt es noch keine generelle Notlage. Kliniken, Altenheime und Pflegedienste sind im Einzelfall heftig betroffen, überwiegend wird das Ausbruchgeschehen derzeit als beherrschbar beschrieben. „Allerdings ist die Sorge groß, weil sowohl die Zahl der betroffenen Patienten als auch der ausfallenden Mitarbeitenden steigt,“ erklärt Schoch.

Dabei sind es nicht nur die trotz Impfquoten in allen Pflegebereichen von weit 90 Prozent auftretenden Infektionen, die zu Ausfällen führen. Zunehmend können Mitarbeitende nicht zum Dienst kommen, weil die Betreuung ihrer Kinder nicht mehr gesichert beziehungsweise sie infiziert sind. Auch wenn die Entwicklung nicht überraschend kommt, muss im Fall eines größeren Ausbruchsgeschehens drastisch gegengesteuert werden. Soweit möglich werden die Versorgungsaufträge reduziert, ehemalige Mitarbeitende sind angesprochen worden und man hilft sich zwischen den Diensten aus.

Freiwillige aus der Bevölkerung haben sich schon gemeldet

Nach einem Aufruf an die Bevölkerung hätten sich schon einige Freiwillige gemeldet, sagt Matthias Wittland. Im Agnes-Heim in Rhede hat sich die Situation schon so zugespitzt, dass Wilhelm Rohde einen erneuten Einsatz der Hilfsorganisationen für erforderlich hält. Mit dem Malteser Hilfsdienst habe man schon im vergangenen Jahr gut Erfahrungen gemacht. Allerdings sei beim Einsatz von Ehrenamtlichen zu bedenken, dass sie zunächst einmal noch einen Job hätten. Aber schon zu wissen, dass eine Entlastung in Aussicht ist, vielleicht gerade auch am Wochenende, könne die noch nicht infizierten Mitarbeitenden entlasten, so Rohde.

Die übernähmen schon so viele Dienste wie nur eben möglich und seien ziemlich erschöpft. Irritiert ist der Heimleiter über die Ämter. Das Gesundheitsamt hält ein Besuchsverbot für notwendig und machbar, die Heimaufsicht jedoch nicht. Man warte jetzt darauf, dass sie sich einig werden. Empfohlen werde auch, keine neuen Bewohner aufzunehmen. Tatsächlich habe man zwei alte Menschen in den vergangenen Tagen nicht aufgenommen, sagt Rohde, aber das bringe kaum Entlastung.

Symptome bei Mitarbeitern heftiger als bei Heimbewohnern

Auch wenn es gelingt, die akute Welle jetzt zu überstehen, schaut man sorgenvoll in die Zukunft: „Wir beobachten aktuell, dass die Symptome bei Mitarbeitenden heftiger ausfallen als bei Bewohnern, die meist mit leichten Erkältungssymptomen durch die Infektion kommen“. Möglicherweise liege das daran, dass die Mitarbeitenden einfach erschöpft und ihr Immunsystem deshalb geschwächt sei. Darauf deute auch hin, dass es die große Krankheitswelle bei den Mitarbeitenden im vergangenen Jahr erst im Sommer und danach gegeben habe, nachdem sich die größte Anspannung gelöst habe.

Soweit wie möglich will man weiter vorbeugen. 99 Prozent der Mitarbeitenden und Bewohner seien dreifach geimpft, aber schon am Tag der Stiko-Empfehlung für die vierte Impfung habe man mit den Vorbereitungen dafür begonnen, um möglichst bald die nächste Impfkampagne starten zu können.