Rees. Mehrnoush Jalalvand flüchtete allein aus ihrer Heimat. Heute macht sie eine Ausbildung zur Fachangestellten für Bäderbetriebe im Stadtbad Rees.

Vor anderthalb Jahren flüchtete sie ganz alleine aus ihrer Heimat. Heute macht Mehrnoush Jalalvand eine Ausbildung zur Fachangestellten für die Bäderbetriebe im Stadtbad Rees. Das ist im Moment eine mehrfache Herausforderung. Gleichzeitig ist ihre Ausbilderin Martina Schnake sehr zuversichtlich, dass die junge Iranerin den Weg bis zum Ausbildungsende im Januar 2023 erfolgreich absolvieren wird.

Die 28-jährige Mehrnoush Jalalvand kam im Sommer 2019 aus dem Iran nach Deutschland und begann drei Monate später als üblich mit der Ausbildung im Reeser Bad. Der Rückstand muss aufgeholt, die deutsche Sprache erlernt und außerdem die Corona-Hindernisse bei der Ausbildung im Bad überwunden werden. Denn der Umgang mit Badegästen kann nicht realistisch geübt werden, Turmspringen auch nicht, weil auf andere Bäder mit Turmanlagen nicht ausgewichen werden kann. Der Berufsschulunterricht findet ebenfalls bis auf Weiteres nur digital statt.

Früher arbeitete sie als Tauchlehrerin und Rettungsschwimmerin

Praktisch geübt werden können dafür das Schwimmtraining, die Entnahme von Wasserproben, sowie Kontrollgänge und Chlorwertermittlung. Andere Themen bekommt die junge Frau nur theoretisch vermittelt. Große Mühe gibt sich die junge Iranerin beim Erlernen der deutschen Sprache: In ihrer Freizeit nimmt sie zusätzlichen Sprachunterricht, im Rahmen ihrer Ausbildung muss sie zusätzlich die typischen Fachbegriffe lernen. Ausbilderin Martina Schnake sieht daher gute Perspektiven: „Die junge Dame ist unglaublich fleißig, dabei freundlich und höflich. Sie freut sich über jede Hilfe, die wir ihr bieten. Wir sind alle sehr zuversichtlich, dass sie sich hier behauptet.“

Auf die iranischen Vorqualifikationen kann Mehrnoush Jalalvand dabei nicht bauen. Zwar wurde sie als Tauchlehrerin und Rettungsschwimmerin in der Heimat ausgebildet, jedoch „sind die Standards im Iran viel niedriger als hier“, erklärt Schnake. „Bei uns beginnt das Tauchtraining ab Strecken von 25 Metern. Im Iran reichen zehn Meter Tauchen aus. Da ist man schneller, wenn man ums Becken rennt. Denn im Notfall zählt jede Sekunde.“

Eltern leben noch im Iran

Die Eltern leben nach wie vor im Iran. Für Badleiterin Luise Weißenbach ist die zielstrebige Iranerin in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: „Sie ist ruhig, pünktlich, fleißig, sympathisch – es macht einfach Spaß, mit so einem Menschen zu arbeiten.“ Martina Schnake ergänzt: „Mehrnoush ist auf den ersten Blick eine zierliche Person, kann aber beim Rettungsschwimmen schon ganz schön zupacken.“ Eine 300 Meter Strecke muss in acht Minuten bewältigt werden. Dabei ist der Retter bekleidet.

Die Ausbildung zur Fachangestellten für Bäderbetriebe endet für Mehrnoush Jalalvand im Januar 2024. Sie darf sich vorsichtige Hoffnungen machen, von den Reeser Bädern dann fest übernommen zu werden.

Stadtbad seit gut einem Jahr wegen Pandemie geschlossen

Seit gut einem Jahr ist das Stadtbad nun schon wegen der Corona-Pandemie, abgesehen von kurzen Unterbrechungen, geschlossen. Dadurch kann man sich für die Ausbildung mehr Zeit nehmen. Die Mitarbeiter des Bades helfen unterdessen seit Wochen im Rathaus in Sachen Corona bei der Kontaktnachverfolgung aus.