Weeze. Der Flughafen Weeze ist für den Kreis Kleve das wichtigste Infrastrukturprojekt. Für Kritiker ist er seit dem ersten Flug 2003 ein Geldgrab.

Bald feiert der Flughafen Weeze sein 20-jähriges Bestehen. Am 1. Mai 2003 hob die erste Passagiermaschine von Ryanair nach London ab und dies war der Beweis, dass die Umwandlung des ehemaligen Militärflughafens in einen zivilen Airport geglückt ist. Ein langer Prozess war dem vorausgegangen, an dem sich die großen Fraktionen von CDU und SPD im Klever Kreistag maßgeblich beteiligt hatten. Der Airport in Weeze wurde lange Zeit als Jobmaschine gesehen und als wichtigstes Infrastrukturprojekt des Kreises überhaupt.

Kritische Stimmen gab es von Beginn an

Der Flughafen Weeze ist von Ryanair abhängig.
Der Flughafen Weeze ist von Ryanair abhängig. © dpa | Arnulf Stoffel

Allerdings: Ungeteilte Freude gab es über diesen Flughafen nie. Schon zu Beginn, im Jahr 2001, tauchten die ersten kritischen Stimmen auf, als der niederländische Investor Hans van de Lande das 620 Hektar große Gelände für 22 Millionen D-Mark vom Kreis Kleve kaufte. Undurchsichtig erschienen die Partner des Investors aus Ridderkerk, der unter anderem mit Willem Endstra, „der Bankier der Unterwelt“, wie er in den Niederlanden hieß, Geschäftsbeziehungen unterhielt.

Nach einem Bericht in der NRZ trennte sich van de Lande auf Druck der Bezirksregierung im Januar 2002 von Endstra, der später in Amsterdam erschossen wurde. Und mit Partner Eric de Vlieger wurde 2007 ein Investor wegen Veruntreuung von Geldern in den Niederlanden und Frankreich verurteilt.

Nun, diese Geschichten liegen lange zurück, aber der Airport Weeze wurde immer kritisch begleitet. Die örtlichen Bürgerinitiativen ließen kein gutes Haar an dem Flughafen. Hingegen hat der Kreis Kleve immer an die Zukunft des Airports geglaubt und betonte die Schaffung von 1000 Arbeitsplätzen, die der Flugbetrieb und das Geschäft rund um den Flughafen mit sich gebracht hätten. Kritiker beurteilen die Situation skeptischer, denn eine richtige Jobmaschine will man in dem Flughafen bis heute nicht sehen.

Finanziell war die Lage immer schwierig

Der Airport Weeze ist im Besitz des niederländischen Unternehmers Herman Buurman aus Ubbergen und des Kreises Kleve, der in den vergangenen Jahren immer wieder Millionenbeträge bereit stellte, um den Flughafen am Leben zu halten. Im Dezember 2016 wurden die Schulden in Höhe von 26,8 Millionen Euro in eine Stille Beteiligung von Kreis Kleve und Gemeinde Weeze umgewandelt. Und 2020 wurde einer weiteren Erhöhung der Stillen Beteiligung in Höhe von sechs Millionen Euro zugestimmt.

Der Flughafen aus der Luft.
Der Flughafen aus der Luft. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Weeze ist heute gänzlich vom Flugbetrieb der irischen Billigairline abhängig, die immer wieder mit schlechten Bedingungen für ihre Piloten aufmerksam macht. Welche Zukunft der Flughafen angesichts der Debatten über Klimawandel und Billigflüge überhaupt hat, ist ungewiss. Der langjährige Geschäftsführer Ludger van Bebber wechselte 2020 zum Flughafen Dortmund. Im August 2020 trat Andreas Papst seine Stelle als neuer Geschäftsführer an.

Sinkende Passagierzahlen

Ohne Frage: Die Corona-Pandemie hat auch große Auswirkungen auf den Flugbetrieb, der im vergangenen Jahr sogar vorübergehend ganz eingestellt werden musste. "Coronabedingt hatten wir 2020 im Vergleich zum Vorjahr 2019 einen Rückgang von  minus 78  Prozent. Damit lagen wir seinerzeit im Trend der deutschen Verkehrsflughäfen", berichtet Holger Terhorst, Pressesprecher des Flughafens. In den letzten Monaten sei das Minus bereits um ein Viertel geschrumpft.

Seit Mai diesen Jahres verzeichnet der Flughafen Weeze eine "sehr deutliche Erholung". Aktuell starten in jeder Woche 80 bis 90 Flugzeuge mehr als 30 Zielen. In den Sommerferien seien es sogar "in der Spitze" 34 Ziele gewesen. "Besonders beliebt waren zum Beispiel Malaga, Mallorca, Alicante, Palermo oder Zadar", sagt der Sprecher.

Flughafen Weeze freut sich über Aufwärtstrend

Auch das Flugprogramm in den Herbstferien "kann sich sehen lassen", weswegen man zuversichtlich sei, dass der Aufwärtstrend bei den Flugreisen weiter anhält. "Wir stellen fest, dass die 3G-Regeln beim Antritt einer Flugreise ebenso wie die Vorgaben zum Gesundheitsschutz in den Zielländern von den Reisenden beherzigt werden", betont Terhorst. Hinzu komme, dass in allen Urlaubsgebieten "vorbildliche Hygienemaßnahmen eingeführt wurden." Das Reisen sei in dieser Hinsicht sehr viel sicherer geworden.