Rees/Voerde. Chancen, wo Stromtrasse A-Nord Rhein quert, sind für Rees und Voerde gleich, sagt Amprion nach Signalen von Bundesnetzagentur. Bald Entscheidung.
Eigentlich sah es lange Zeit so aus, als ob die Stromtrasse von Norddeutschland in den Süden bei Rees den Rhein queren wird, und nicht etwa bei Voerde oder Dinslaken. Die Firma Amprion, die die Leitung bauen wird, hat jedenfalls die Strecke via Rees bevorzugt und tut es immer noch. Doch jetzt, nachdem sich beim Erörterungstermin im Dezember sowohl der Kreis Kleve als auch die Stadt Rees noch einmal vehement gegen die Trassenführung ausgesprochen hatten, liegen sowohl Rees als auch Voerde bei der Bundesnetzagentur, die entscheidet, offenbar gleichwertig im Rennen.
Dass jedenfalls seien die Signale, die man verstärkt von der zuständigen Bundesnetzagentur in Bonn erhalten habe, heißt es bei Amprion. „Die beiden Trassenvorschläge liegen gleich auf“, bestätigt Jonas Knoop, bei Amprion zuständig für Unternehmenskommunikation, auf Anfrage. Das habe sich in den vergangenen Woche abgezeichnet. Eine Entscheidung über den endgültigen Korridor werde die Bundesnetzagentur Ende des zweiten Quartals, sprich bis Juni, treffen.
Antrag auf Planfeststellung noch in diesem Jahr
Danach werde Amprion den Antrag auf Planfeststellung für den Trassenverlauf einreichen, „auf jeden Fall noch in diesem Jahr“, kündigt Knoop an. Für das Verfahren rechne er mit einer Dauer von etwa zwei Jahren. Im Rahmen dieses Verfahrens würde es auch wieder Erörterungstermine für die Öffentlichkeit geben, so der Amprion-Mann.
„Die Entscheidung tritt die Bundesnetzagentur, wie die Trasse letztlich verlaufen wird. Wir als Amprion sind aber weiter für die Stromtrasse über Rees, die unserer Meinung nach viele Vorteile hat und durch den Halderner Wald und nicht durchs Wasserschutzgebiet Wittenhorst führen soll“, betont Jonas Knoop. Sollte sich Bonn für die Stromtrasse über Voerde entscheiden, „wird das für das gesamte Projekt zu einer Zeitverzögerung führen“, betont Knoop. In Rees sei man als Unternehmen schon in Vorleistung gegangen, habe etwa bereits Kartierungen vorgenommen und Baugrundbohrungen, und zwar alle 200 bis 300 Meter.
Rees hat nur 4,2 Prozent Waldfläche
Zum Hintergrund: Die Stadt Rees hatte der Bundesnetzagentur eine Stellungnahme vorgelegt. Die Stromtrasse durch den Haldener Wald sei nicht akzeptabel. Denn schließlich bedeute die Trasse auf Dauer eine baumfreie Schneise zwischen den verbleibenden Waldflächen, da keine Baumanpflanzungen bzw. Waldrandzonen im Schutzstreifen mit 24 Meter Breite entstehen dürften.
Da Rees sowieso schon eine waldarme Kommune mit 4,2 Prozent Waldflächen sei und der Ausgleich für die gerodeten Bäume auf der anderen Rheinseite vorgenommen werden sollen, sei die Argumentation nicht nachvollziehbar. Aus Sicht sowohl der Stadt Rees als auch des Kreises Kleve sei daher die Rheinquerung bei Wallach im Gesamtvergleich sinnvoller.
Strang über Rees ist 20 Prozent länger als über Voerde
Auch der Kreis Kleve teilt die gutachterliche Einschätzung nicht zu den Streckenführungen über Rees-Haldern und Rheinberg-Wallach. Der Kreis fordert eine fachliche Nachbewertung. Auch die Aspekte Wirtschaftlichkeit, Planungs- und Realisierungsaufwand seien erneut auf den Prüfstand zu stellen. Die Reeser Trasse wäre zudem länger, teurer und würde mehr Schaden anrichten. Bei der Planung der Stromtrasse sei für den Kreis Kleve die Rheinquerung relevant.
Im Vergleich der beiden alternativen Verläufe werde aus Sicht des Kreises deutlich, dass der Strang Rees rund 20 Prozent länger sei, die Querung des Vogelschutzgebietes Unterer Niederrhein in Rees deutlich länger wäre, in Rees mehr als doppelt so viel schützenswerte Fläche mit erheblichen Umweltauswirkungen im Vergleich zu Wallach überplant würden, die Rheinquerung bei Wallach deutlich kostengünstiger sei, die zu querende Länge in Rees doppelt so groß wäre wie in Wallach, was kompliziertere bautechnische Planungen nach sich zöge, zudem in Rees erheblich in Freiräume eingegriffen würde, die wesentliche Funktionen für den Biotop- und Artenschutz und die Naherholung übernehmen.