Rees/Haldern. Ausschuss ist grundsätzlich für einen 36 Hektar großen Begräbniswald in Haldern. Stadt wäre Träger, Salm’sche Verwaltung über 99 Jahre Betreiber.
In Haldern könnte es absehbar einen etwa 36 Hektar großen Begräbniswald geben. Dafür sprach sich der zuständige Bau- und Umweltausschuss jetzt einstimmig aus. Hintergrund: Die Fürstlich Salm-Salm'sche Verwaltung ist Eigentümerin eines Großteils der Waldfläche in Haldern. Die Verwaltung hatte den Politikern Vor- und Nachteile einer solchen Ruhestätte für die Stadt erläutert.
Betreiber eines Begräbniswalds, wie es ihn etwa in Goch bereits gibt, wäre die Salm-Salm’sche Verwaltung mit Sitz in Rhede, Träger die Stadt Rees. Ordnungsamtsleiter Frank Postulart erläuterte den Politikern kurz die Hintergründe. Etwa, dass nach einer Grundsatzentscheidung für den Trostwald seitens der Stadt alle nötigen rechtlichen und vertraglichen Regelungen auszuhandeln wären und dem Rat dann zur Beschlussfassung vorzulegen sind.
Kompensationszahlungen müssen ausgehandelt werden
„Die Errichtung eines Begräbniswaldes ist rechtlich nur unter Trägerschaft einer Kommune oder einer Religionsgemeinschaft möglich“, erklärte Postulart. Der Vorteil jetzt sei, dass die Stadt hier eine Kompensations-Zahlung unter anderem für ausfallende Friedhofsgebühren erhalten würde. Wie hoch die sei, müsse ausgehandelt werden, meinte er auf eine entsprechende Frage von Peter Friedemann (SPD).
Einigkeit herrschte im Ausschuss darüber, dass sich die Bestattungskultur seit Jahren ändere, auch in Rees. Immer mehr Menschen würden ihre Angehörigen etwa einäschern lassen. Der Begräbniswald dürfte zur Folge habe, dass langfristig die Friedhofsgebühren steigen, meinte Postulart. Er sprach von dann 25 Prozent weniger Erdbestattungen. Die würden bis zu fünf Prozent teurer, Urnenbestattungen bis zu zwei Prozent.
Waldcharakter soll erhalten bleiben
In Haldern würden jährlich bis zu 300 solcher Bestattungen an den Bäumen stattfinden, so die Schätzung, weil auch Interesse aus umliegenden Nachbarkommunen zu erwarten sei. Dieter Artz, Förster der Salm’schen Verwaltung und zuständig für einen seit 2013 bestehenden Trostwald namens Odenthal, berichtete, dass je Hektar etwa 90 bis 140 Bäume in einem Abstand von etwa sieben bis zehn Meter als Bestattungsstätte genutzt würden. Die komplette Organisation der Bestattung ist Sache des Betreibers.
Entscheiden kann man sich etwa für eine Bestattung unter einem Familienbaum, unter dem 99 Jahre bis zu zwölf Grabstätten bereit stehen würden. „Die Bäume werden bunt durcheinander stehen“, sagte der Förster mit Blick auf Odenthal. Eingezäunt werden soll der Begräbniswald nicht. Postulart: „Er würde weiter öffentlich zugänglich sein.“ Der Waldcharakter bliebe ebenfalls erhalten, eine forstwirtschaftliche Nutzung sei nicht vorgesehen.
Einmal im Jahr gibt’s eine zentrale Trauerfeier
Nicht erlaubt würde die Errichtung einer Leichenhalle. Ein Parkplatz sei aber geplant, was Helmut Wesser (Grüne) nicht behagte. Ein Mal im Jahr, so der Förster, wäre eine zentrale Trauerfeier im Wald vorgesehen, bei der auch Kerzen angezündet werden dürften. „Kränze oder Blumen sind bei den Bestattungen sonst nicht erlaubt“, meinte Artz. Im Prinzip auch keine Namensschilder an den Bäume. Wer wo bestattet ist, werde aber in einem Register festgehalten.
„Kann denn im Wald weiter gejagt werden?“, wollte ein Ausschussmitglied noch wissen. Das sei nicht ausgeschlossen, meinte Förster Dieter Artz.
>>>Urnen sind biologisch abbaubar
Bevor 36 Hektar des Halderner Waldes zum Begräbniswald umgewidmet werden, müsste es einen großen forstwirtschaftlichen Eingriff geben, so der Förster. Ansonsten würde das alle 30 bis 35 Jahre nötig sein. Kleinere Bäume würden dabei entfernt, sonst gebe es keine forstwirtschaftliche Nutzung.
Die Urnen mit der Asche der Verstorbenen seien biologisch abbaubar, betonte Dieter Artz. Und jeder könne im Begräbniswald seine letzte Ruhe finden, wenn er oder die Angehörigen dies wollten. Grabmale dürfen nicht aufgestellt werden, lediglich kleine Plaketten würden auf die Grabstätte hinweisen.