Emmerich. Die Lebensmittel im Supermarkt sind teurer geworden. Die NRZ hat sich bei den Kunden von Kaufland in Emmerich umgehört, wo sie am ehesten sparen.

Die Lebensmittel in den Supermärkten sind teurer geworden. die NRZ hat sich bei Kaufland in Emmerich umgehört und prompt staunende Kunden angetroffen: „Soviel habe ich für einen kleinen Einkauf noch nie gezahlt“, schüttelt Rentnerin Brigitte Staffel den Kopf. Sie packt ihr kleines Körbchen aus, in dem sich unter anderem Zutaten für eine einfache Spaghetti Bolognese befinden. Frische Tomaten, 500 Gramm gemischtes Hackfleisch, Nudeln. Jedes dieser Lebensmittel sei spürbar teurer geworden, womit die Emmericherin nicht unrecht hat.

Laut den Daten des Statistischen Bundesamtes gab es von Mai 2021 bis Mai 2022 einen Preisanstieg von ganzen 11,1 Prozent. Zum Vergleich: Von 2000 bis 2019 lag die Teuerung bei Lebensmitteln unter 1,5 Prozent. Grund dafür sind gestiegene Herstellungskosten sowie der Krieg Russlands gegen die Ukraine, welcher den Import von Agrarrohstoffen stark einschränkt.

Luxusgut Erdbeeren – darauf verzichten viele

„Jetzt habe ich mehr als zehn Euro für etwas bezahlt, das damals circa sechs Euro gekostet hat. Mehr als die Hälfte ging für das Fleisch drauf“, so Staffel. Weil auch die frischen Tomaten knapp drei Euro gekostet haben, verzichte sie beim nächsten Mal vielleicht darauf.

Dass die Inflation besonders Obst und Gemüse zu Luxusgütern befördert, ärgerte ebenfalls Familienvater Marco Kerkhof aus Emmerich: „Uns geht es finanziell nicht schlecht. Trotzdem sind beispielsweise Erdbeeren etwas, das man sich nur noch ab und an genehmigt.“ Umso triumphaler hielt er die blaue Plastikschale in die Luft, in der dunkelrote Erdbeeren auf ihren Verzehr warteten. Tatsächlich scheinen die beliebten Beeren ein Gut, das stark unter dem verändertem Kaufverhalten der Bürger leidet.

Kaum noch richtig volle Einkaufswagen

Viele Emmericher bekundeten, dass sie dieses Obst am ehesten von der Einkaufsliste streichen. Darunter auch Anja Meisters aus Elten. Sie verließ die Pforten des kühlen Supermarktes mit einem spärlich gefülltem Einkaufswagen. „Ich wollte jetzt nur ein paar Dinge besorgen, aber verstehe Leute, die momentan darauf achten, nur Lebensmittel für die Hauptmahlzeiten zu kaufen“, deutete diese auf die leeren Flächen des Gitterbodens.

Damit sprach sie wohl für die meisten Verbraucher. So rollte bei der Stippvisite der NRZ kein Einkaufswagen über den Asphalt des Supermarkt-Parkplatzes, der dem Bild eines vollen Wocheneinkaufes gerecht wurde. Jedenfalls nicht einem solchen, an den man sich über Jahrzehnte der günstigen Lebensmittelpreise gewöhnt hatte. Oft handelte es sich auch um übermäßige Mengen, deren Verzehr innerhalb des Mindesthaltbarkeitsdatums oft nicht möglich war.

Die Preissteigerungen kommen auch in den Supermärkten in Emmerich an. Die NRZ hat bei Kaufland mit Kunden gesprochen.
Die Preissteigerungen kommen auch in den Supermärkten in Emmerich an. Die NRZ hat bei Kaufland mit Kunden gesprochen. © dpa | Hauke-Christian Dittrich

Erst bei sündigen Produkten sparen

„Das Einkaufen ist teurer, aber auch bewusster geworden. Ich kaufe nicht mehr viel auf einmal und nur im Angebot“, erklärte die Bocholter Bürokauffrau Jacky Vißer. Wer sich auf Schnäppchenjagd begibt, könne soviel sparen, dass die Inflation kaum auffalle. Ihr Lebenspartner Gianni-Maurice Domain bot ebenfalls eine neue Sicht auf die Lebensmittelinflation: „Man kauft weniger Sachen, die für einen selbst schlecht sind wie Süßigkeiten. Ich kann mir vorstellen, dass die Konzerne auf lange Sicht mehr leiden als die Verbraucher.“ Besonders jene, die teure Markenprodukte herstellen.

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So beharrten alle Befragten darauf, mittlerweile zu günstigeren Versionen zu greifen. „Zwischen Marken- und No-Name-Produkten merke ich keinen Unterschied“, erklärte Studentin Sophie van Nüß aus Emmerich, während sie einen Strunk Bananen sowie Schokolade der Supermarkt-Eigenmarke in ihren Armbeugen balancierte.

Landwirtschaftliche Produkte müssen mehr wertgeschätzt werden

Der neue Umgang mit dem Essen spiegelt sich auch im Fleischkonsum, der aktuell einen besonders tiefen Griff in den Geldbeutel fordert. „Es geht öfter ohne als gedacht. Vielleicht führt sich ja wieder der wöchentliche Fleischtag ein“, deutete Rentnerin Ellinor Giesen aus Wesel auf ihre vegetarische Ausbeute.

Dass Lebensmittel nicht nur preislich an Wert gewinnen sei aus landwirtschaftlicher Perspektive nicht schlecht. „Die Erwartungen an die Produktion sind gestiegen, aber bereit mehr zu zahlen ist keiner. Das muss sich ändern. In anderen Bereichen steigen die Kosten seit Jahren, aber da beschwert sich keiner“, sprach die Borgheeser Landwirtin Ellen Ruß für ihr Metier.

>> Tipps zum Sparen:

  • Saisonales Obst und Gemüse kaufen.
  • Ein Blick in die unteren Regale werfen, in denen oft die günstigeren Varianten stehen.
  • Angebote vergleichen.
  • Wochenplan erstellen.
  • Reste verwerten oder einfrieren.