Kreis Kleve. Wirtschaft zeige sich nach wie vor robust, so die Sparkasse Rhein-Maas. Finanzielle Situation der Unternehmen deute nicht auf Insolvenzwelle hin.

Die Innenstädte sind nahezu verwaist. Nur noch einzelne Personen sind in den Einkaufsstraßen zu sehen. Was sollen sie auch da? Viele Geschäfte haben geschlossen. Bis Mitte Februar wird der Lockdown fortgeführt werden und da stellt sich die Frage: Wie viele Unternehmen werden dies überleben? Die Sparkasse Rhein-Maas gibt im Gespräch mit der NRZ vorerst Entwarnung: „Wir erwarten keine Pleitewelle", sagt Vorstand Michael Wolters.

Das Geldinstitut hat die finanzielle Lage ihrer Kunden genauestens im Blick. Dies erfolgt nicht nur aus Eigeninteresse, sondern auch aufgrund der Vorgaben der Bankenaufsicht, die von den Kreditinstituten eine genaue Prüfung verlangt. „Wir sind dicht bei unseren Kunden", so Wolters.

Bislang zeigt sich die Wirtschaft robust

Die Innenstädte sind nahezu verwaist.
Die Innenstädte sind nahezu verwaist. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Bislang könne man aber bei den Kunden noch keine Auffälligkeiten erkennen, so Wolters. Sicherlich verlange die Pandemie und der Lockdown jedem Gewerbetreibenden eine Menge ab, aber es sei nicht so, dass viele Unternehmen kurz vor der Insolvenz stehen – auch nicht in den Branchen Handel und Gastronomie.

Die Nachfragen nach Zins- oder Tilgungsstundungen seien nicht so groß wie zuerst angenommen. „Wir sehen keine Bugwelle, die wir vor uns herschieben", betont Wolters. Natürlich hätten die Branchen Gastronomie, Handel und Event ihre Schwierigkeiten, aber sie scheinen noch von der Substanz leben zu können. Die Sparkassenkunden seien sehr vernünftig und würden Zinsen und Tilgungen nach Möglichkeit auch nach wie vor begleichen. „Stundungen sind ja auch nur ein Instrument, um die Wirtschaft zu unterstützen", sagt Wolters.

Die Unternehmer sind kreativ

Insgesamt beobachte die Sparkasse auch eine große Kreativität, Geschäfte ins Internet zu verlegen. Viele Einzelhändler böten jetzt Bestellungen im Netz an, die man dann vor Ort abholen kann. Damit könne man noch einige Umsätze generieren. Auch die Hilfen von Bund und Land würden dazu beitragen, dass die Unternehmen über die Runden kommen. „Für alle Unternehmen, egal ob Dienstleistung oder Produktion, ist die Situation herausfordernd", so Wolters. Es werde Veränderungen im Markt geben, aber es würden sich auch neue Geschäftsfelder auftun, etwa im Bereich Logistik oder Handwerk.

Denn das Handwerk funktioniere nach wie vor störungsfrei. Im Gegenteil: Hier zeichne sich sogar eine Überhitzung ab. „Versuchen Sie mal einen Handwerker zu bekommen", scherzt Wolters. Die Branche leide eher unter Nachwuchsmangel und suche händeringend Fachkräfte. Auch die Möbelbranche verzeichne gute Umsätze in der Coronazeit. Viele Menschen nutzten die Zeit, um zu Hause einiges auf Vordermann zu bringen.

Gartenbau hat sich schnell erholt

Im vergangenen Frühjahr zeigten sich schnell größere Probleme im Gartenbau, der traditionell im Südkreis Kleve sehr stark ist. Im Sommer erholte sich die Branche schnell, doch mit der zunehmenden Schließung der Baumärkte, könnte sich die Lage wieder zuspitzen. „Wenn die Absatzmärkte fehlen, dann merken das auch die Gartenbaubetriebe", sagt der Sparkassensprecher.

Insgesamt zeige sich die hiesige Wirtschaft sehr robust. Bei der Prüfung der Kunden habe man noch keine unangenehmen Überraschungen feststellen können. Auch für die nächsten Wochen und Monate erwartet die Sparkasse Rhein-Maas keine wesentlichen Änderungen der finanziellen Situation. „Wir können eine vorsichtig optimistische Prognose für die Wirtschaft abgeben, aber noch gibt es viele Unwägbarkeiten", sagt Wolters. 

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