Emmerich/Rees/’s-Heerenberg. Niederländer, die in Deutschland arbeiten, müssen sich testen lassen. André Rieswijk, der in Rees Fisch verkauft, erzählt, was er alles tun muss.
André Rieswijk nimmt es gelassen. Der 54-jährige Fischverkäufer aus Lobith muss sich jetzt regelmäßig testen lassen, bevor er mit seinem Verkaufswagen von Wennekes aus ‘s-Heerenberg über die Grenze fahren darf: „Ich war am Dienstagabend in Doetinchem in einem Schnelltestcenter. Hat mich eine gute Stunde Zeit gekostet. Aber das ist halt so. So sind die deutschen Bestimmungen.“
Keine Kontrollen bislang
Rieswijk ist seit vielen Jahren als Fischverkäufer in der Region unterwegs. Einst hat er Käse verkauft, jetzt ist es Fisch. Auf seinem Handy hat er das Testergebnis von Spoedtest.nl (Schnelltest.nl) abgespeichert. Sollte jemand kontrollieren, dann kann er seinen negativen Coronatest vorzeigen. Bislang hat er noch keine Grenzkontrollen durch die Bundespolizei erlebt. Aber er möchte es auch nicht darauf ankommen lassen.
An seiner Fischbude in Rees tummeln sich am frühen Mittwochmorgen bereits einige Kunden: Backfisch, Kibbeling, Lachsröllchen und Frischfisch wollen sie haben. Das tägliche Geschäft. Allerdings merkt André Rijswijk schon, dass es deutlich weniger Kunden geworden sind. Niederländer fahren kaum noch nach Deutschland und deutsche Kunden sind nicht mehr auf den Märkten in ‘s-Heerenberg und Umgebung zu sehen.
Für seinen Schnelltest in Doetinchem hat sich Rieswijk, der 25 Jahre lang in Osnabrück gewohnt hat, einen Onlinetermin geben lassen. Vor Ort sei dann alles ganz schnell gegangen: Oral und nasal musste das Wattestäbchen angesetzt werden. Für Rieswijk eine unangenehme Prozedur: „Aber es muss sein.“
72 Stunden ist der Test gültig
Die Niederländer testen in einem ehemaligen Friseursalon in Doetinchem. Da das Unternehmen Wennekes der Vereinigung niederländischer Fischspezialisten angeschlossen ist, müssen die Tests in Doetinchem durchgeführt werden – für Rieswijk bedeutet das immerhin eine gute Stunde Fahrzeit.
Der Test sei dann 72 Stunden gültig. Daher lässt sich der 54-Jährige jetzt immer dienstags und donnerstags testen, um auch am Wochenende arbeiten zu können. In seinem Fischwagen trägt er eine besondere Atemschutzmaske, da er eine Atemwegsvorerkrankung hat. Geimpft sei er aber noch nicht.
Auch das Familienleben wird eingeschränkt
Viele Grenzgänger halten sich an die Regelung
Die neue Testregelung für Niederländer wird von der Bundespolizei kontrolliert. Heinrich Onstein kann nach einer Woche feststellen, dass sich die meisten Grenzgänger auch die Testregelung halten. Wie viele Menschen die Bundespolizei in diesem Zeitraum kontrolliert hat, kann Onstein nicht sagen: „Darüber führen wir kein Buch. Wir notieren auch nicht, wer keinen Testnachweis vorlegen kann.“
Die neue Testregelung in Deutschland hat für den Fischverkäufer nicht nur berufliche Konsequenzen. Er wohnt selbst in Lobith und seine Schwiegereltern in Emmerich-Elten: „Wir sehen uns kaum noch. Meine Frau fährt jetzt nicht mehr rüber“, erzählt Rieswijk. Auch weil sie privat nicht 69 Euro für einen Schnelltest ausgeben möchte. Rieswijk erkennt, dass die Regelung schon zu einer Belastung für das Familienleben wird.
Dave Wennekes, Eigentümer des Fischunternehmens, ist mit seinen Verkaufsständen auf vielen Märkten in der Region vertreten: Emmerich, Elten, Rees, Haldern und Goch. Er muss alle Mitarbeiter zum Testzentrum schicken: „Mich wundert es jetzt nicht, dass die deutschen Regeln sehr strikt sind. Aber ich denke, das eine FFP-2-Maske und 1,5 Meter-Abstand auch ausreichend sein müssten.“ Jetzt habe er wieder jede Menge administrativen „rompslomp“ (Aufwand), um überhaupt seine Arbeit machen zu dürfen.
Der Fischhandel von Wennekes besteht seit 1928. Das hundertjährige Jubiläum werde man mit Sicherheit noch feiern können, sagt der Firmenchef. Denn der Verkauf von Fischwaren laufe hervorragend. Trotz Corona.
Genervt vom Testen
Youri Bartels ist Konkurrenz von Wennekes. Er steht regelmäßig mit seiner Fischbude von Litjes in Kleve auf dem Markt – immer samstags. Der junge Unternehmer aus ‘s-Heerenberg ist mittlerweile genervt von der Testerei: „Aber was soll ich machen. Die Alternative wäre, das Geschäft in Deutschland sausen zu lassen.“ Und das möchte Youri Bartels auch nicht.
Ursprünglich hat er satte 90 Euro für einen Test in Doetinchem bezahlt, mittlerweile hat er eine Quelle in Zeddam aufgetan – da kostet es 25 Euro.