Emmerich.. Die Schenkung des Herbert-Schüürman-Archivs zur Geschichte der Juden in Emmerich ist unterschrieben. Die Kulturräume im PAN eröffnen am 7. Juni.
Zweites Regal von rechts, dritte Reihe von unten, zweiter Ordner von links. So oder so ähnlich antwortete Herbert Schüürman, wenn man ihn nach Inhalten aus seinem umfassenden Archiv fragte. Der Heimatforscher wusste genau, wo was steht. Deshalb war es ihm schon zu Lebzeiten wichtig, dass seine große Sammlung zusammen bleibt. Die Tinte ist trocken. Dieser Wunsch wird wahr!
Am Freitag unterzeichnete die Familie Schüürman einen Schenkungsvertrag mit der Stadt Emmerich. „Ich bin sehr froh. Das ist Herberts Wunsch gewesen“, sagte die Witwe Elisabeth Schüürman im Rathaus. Schüürmans Sammlung befasst sich vor allem mit der Historie des jüdischen Lebens in Emmerich, aber auch mit der Emmericher Stadtgeschichte.
Warum die Heimatforscher damals so wichtig waren
Die Bürgeraktion Pro Kultur, die eine Nutzungsvereinbarung unterzeichnet, wird im PAN zwei jüdische Kulturräume mit dem Nachlass des im Mai 2016 verstorbenen Schüürman gestalten.
„Es ist ein guter Tag im Andenken an Herbert Schüürman“, sagt Irene Möllenbeck, Vorsitzende von Pro Kultur: „Heimatforscher sind enorm wichtig. Sie fingen in einer Zeit an, als die Historiker noch sehr zurückhaltend waren“, sagt Möllenbeck im Hinblick auf die Verbrechen der Nazis an den Juden.
Rund 70 Umzugskartons werden gefüllt
Mit dem Personal im städtischen Archiv wäre diese Aufgabe gar nicht zu meistern gewesen, freut sich Bürgermeister Peter Hinze, dass Pro Kultur sich engagiert. Vor dem Hintergrund des Rechtsruckes in der europäischen Gesellschaft sagt er: „Wir sehen es als unsere Verpflichtung an, die Sammlung weiterhin mit Leben zu füllen.“
Das Archiv umfasst etwa 70 Umzugskartons. Nur ein Teil wird ausgestellt werden können. Aber es bleibt eben alles zusammen, was wichtig ist, um seine Arbeitstechnik mit den etlichen Querverweisen nachvollziehen zu können.
Zwei Familien werden im PAN im Fokus stehen
Exemplarisch sollen im PAN zwei jüdische Familien in den Vordergrund gerückt werden. Die Nathans und die Gompertz’, die als älteste jüdische Familie Emmerichs gelten und seit dem 16. Jahrhundert in der Stadt nachgewiesen werden konnten. Auch digitale Medien kommen zum Einsatz.
Die Kulturräume sollten nicht als reine Holocaust-Gedenkstätte missverstanden werden. „Es geht auch um die positiven, fröhlichen Seiten des jüdischen Lebens in Emmerich“, unterstreicht Möllenbeck.
Familie Nathan reist zur Eröffnung im Juni an
Zu Herbert Schüürmans Recherchen sagt seine Frau: „Es war eine Sucht für ihn.“ „Gott sei Dank!“, ergänzt Walter Schieck von Pro Kultur.
Peter Schütte, Schwiegersohn Schüürmans, freut sich, dass eine wichtige Funktion des Archivs erhalten bleibe: „Die Anfragen von Außen finden hier eine Adresse.“
Die Eröffnung der Kulturräume ist für den 7. Juni vorgesehen – auch die Familie Nathan reist aus den USA an.