Duisburg. Die Stadtwerke Duisburg machen einem Gaskunden ein Angebot – mit einer Preiserhöhung um 36,2 %. Was eine Preissenkung vor einem Jahr damit zu tun hat.
Am 1. Januar haben die Stadtwerke in Duisburg den Arbeitspreis bei Erdgas von 13,12 auf 16,34 Cent pro Kilowattstunde in der Grundversorgung erhöht. Der Versorger begründet dies mit gestiegenen Netzentgelten und hohen Energiepreisen aus dem Jahr 2022, die nun nachwirkten (wir berichteten). Aber auch Kunden mit auslaufenden Fixverträgen bleiben derzeit nicht von Preiserhöhungen verschont. Günter Müller (68) aus Baerl hat das Angebot, das die Stadtwerke ihm ab 1. Februar wieder mit einer Preisgarantie von einem Jahr unterbreitet haben, schockiert und „umgehauen“, wie er sagt.
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Der Arbeitspreis steigt in seinem Tarif „Partner Erdgas direkt 12“ von 9,65 Cent auf 13,14 Cent pro Kilowattstunde – ein Plus von 36,2 Prozent. Der jährliche Grundpreis erhöht sich von 271,73 auf 281,36 Euro. „Selbst, wenn man die gestiegenen Netzentgelte abzieht, bleibt immer noch eine Preiserhöhung von 32 Prozent“, kritisiert Müller. Das sei nicht nachvollziehbar und heftig. Er wohne in einem alten, nicht so gut gedämmten Bungalow und habe einen Gasverbrauch von jährlich bis zu 26.000 Kilowattstunden. Zum Vergleich: Ein 4-Personen-Haushalt verbraucht im Schnitt 12.000 bis 18.000 kWh. Durch die Erhöhung von Arbeits- und Grundpreis, so Müller, würde er jährlich insgesamt über 900 Euro mehr zahlen.
Stadtwerke Duisburg: Gaskunde schockiert über hohen Gaspreis
Eine weitergehende Erklärung habe er trotz Nachfrage in einer Antwort-Mail nicht bekommen – dafür diesen Satz, über den Müller trotz des Ärgers fast schmunzeln muss: „Ihre Verwunderung über die neuen Preise verstehen wir sehr gut.“ Darüber hinaus ist nur von einer Tarifanpassung die Rede, „die dem durchschnittlichen Marktpreis in seiner Region entspreche“.
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Wer aktuell einen Blick ins Vergleichsportal Verivox wirft, entdeckt bei gleicher Laufzeit und Preisgarantie zahlreiche günstigere Angebote – auch ohne die Boni für Neukunden. Selbst wer auf die Homepage der Stadtwerke Duisburg schaut, kommt bei einem Jahresverbrauch von 26.000 Kilowattstunden und einer Preisgarantie bis Ende 2026 mit dem „Partner Erdgas Fix Natur“ besser als Günter Müller weg: Dieser Tarif hat einen Arbeitspreis von 13,10 Cent pro Kilowattstunde und einen Grundpreis von 194,85 Euro pro Jahr.
Hohe Dynamik im Energiemarkt
„Das Schreiben an Herrn Müller wurde im Vorfeld der Preisanpassung zum 1.2.2025 mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Vorlauf von 6 Wochen versendet“, erklärt ein Stadtwerke-Sprecher auf Nachfrage der Redaktion. „Aufgrund der seit 2022 hohen Dynamik im Energiemarkt ist es durchaus möglich, dass sich die Preise für Neukunden ändern und daher zum Zeitpunkt des Preisabrufs günstiger sind als die Tarife, die Herr Müller in seinem Schreiben vorgefunden hat.“
Die Preise für Neukunden auf der Homepage der Stadtwerke Duisburg werden demnach in regelmäßigen Abständen neu kalkuliert „und richten sich auch nach den Entwicklungen des Energiemarktes“, so der Sprecher.
„Im vergangenen Jahr konnten wir die Preise für Herrn Müller zum 1. Februar 2024 sogar deutlich senken.“
Ihm ist es zudem wichtig, die Preiserhöhung für Günter Müller aus Sicht der Stadtwerke einzuordnen. So habe der Versorger den Gaspreis für seine Kunden in der Vergangenheit „in sehr herausfordernden Jahren“ weitgehend stabil gehalten. Als in der Energiekrise viele Anbieter die Preise massiv angezogen haben oder ihren Kunden sogar Energielieferungen eingestellt haben, waren die Stadtwerke Duisburg stets verlässlicher Partner – und das mit stabilen Preisen“, betont der Sprecher.
Im Bereich der Gasversorgung habe man in den vergangenen Jahren sogar auf Preissteigerungen verzichtet und gestiegene Kosten für die Kunden aufgefangen. „Im vergangenen Jahr konnten wir die Preise für Herrn Müller zum 1. Februar 2024 sogar deutlich senken“, erklärt der Sprecher. „Den Arbeitspreis um rund 2,5 Cent pro Kilowattstunde auf 9,65 Cent und den Grundpreis um 18 Euro. Leider können die Stadtwerke Duisburg das in den vergangenen Jahren deutlich gestiegene Preisniveau nicht mehr vollständig auffangen und mussten daher – auch im Fall von Herrn Müller – die Preise anpassen.“
Wechsel zu einem anderen Anbieter
Günter Müller hat trotzdem von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht und ist zu einem Anbieter gewechselt, der ihm ab 1. Februar 2025 ein Jahr lang 11,23 Cent pro Kilowattstunde bei einer jährlichen Grundgebühr von 105,97 Euro statt 281 Euro bei den Stadtwerken garantiert. „Dabei sind die hohen Neukunden- und Sofortboni noch nicht mal eingerechnet“, sagt er.