Duisburg. Beim Duisburger Traditionsbetrieb Hövelmann stehen gleich vier junge Familienmitglieder in den Startlöchern. Warum das für die Mitarbeiter wichtig ist.
Die Frage, wer einmal die Firma übernehmen soll, treibt vielen Unternehmern die Schweißperlen auf die Stirn. Die Kinder winken ab, Käufer finden sich auch nicht immer. Nicht so beim Duisburger Getränkehersteller Hövelmann. Hier gibt es gleich vier Familienmitglieder, die das Zeug haben, die fünfte Generation zu stellen.
Eins hat schon seine Ausbildung in dem traditionsreichen Familienbetrieb gestartet: Lars Hövelmann (20), Sohn von Gesellschafter und Geschäftsführer Heino Hövelmann, lernt Kaufmann für Groß- und Außenhandelsmanagement. Dazu hat er sich ganz ohne Druck der Familie entschieden. „Keiner wird bei uns zu etwas gezwungen“, sagt der Vater, „aber das Angebot, in die Firma zu kommen, ist immer da.“
Duisburger Traditionsunternehmen: Die fünfte Generation steht in den Startlöchern
Auch die anderen drei Hövelmänner und -frauen haben schon in den Familienbetrieb hineingeschnuppert und Heino Hövelmann betont: „Alle fanden es toll.“ Sein älterer Sohn Leon (24) hat vor seinem Studienstart mehrere Monate bei der Hövelmann-Werbeagentur „Neptun“ gearbeitet. Schließlich hat er sich dann aber entschieden, eine Ausbildung im Elektronikbereich zu starten.
Die beiden anderen Youngsters sind die Töchter von Gesellschafterin Heike Hövelmann. Johanna (21) studiert Design an der Fachhochschule in Münster und hat schon zehn Wochen Praktikum im Hövelmann-Marketing hinter sich. Dabei war sie unter anderem an der Entwicklung des Logos der Hövelmann-Marke Bilz beteiligt.
Katharine (30) hat erst ihren Bachelorabschluss in Landschaftsarchitektur und Raumplanung gemacht und danach eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelsmanagerin im Familienbetrieb mit gleichzeitigem Studium der Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie absolviert. Im Anschluss entschied sie sich noch den Master in Landschaftsarchitektur und Raumplanung nachzulegen und arbeitet derzeit in einem Planungsbüro.
Familienmitglieder in der Führungsetage: Ein gutes Zeichen für die Belegschaft
„Es ist natürlich denkbar, dass neben Lars noch einer der anderen wieder ins Unternehmen zurückkommt“, sagt Heino Hövelmann. Wichtig für die Belegschaft sei es in erster Linie, dass ein Familienmitglied in der Führungsetage mit dabei ist: „Das zeigt den Mitarbeitern, dass es mit dem Betrieb weitergeht“.
Aber auch der Blick über den Tellerrand sei nicht zu unterschätzen: „Jeder profitiert davon, in eine andere Branche oder einen anderen Betrieb reinzuschauen. Sonst kocht man zu sehr im eigenen Saft.“ Deshalb hat Heino Hövelmann auch kein Problem damit, sollte Sohn Lars das Unternehmen nach der Ausbildung erst einmal wieder verlassen. „Ich will ja nicht in Frührente gehen“, sagt der 55-Jährige, „das nimmt Lars den Druck.“
Azubi Lars Hövelmann: „Ich muss keine Extrawurst bekommen“
„Den verspüre ich auch nicht“, grinst Lars. Im Gegenteil: Er fühlt sich im Betrieb sehr gut aufgehoben. „Alle freuen sich, dass ich da bin. Wie mein Vater schon sagt: Es gibt den Mitarbeitern Sicherheit.“ Behandelt würde er „ganz normal“: „Ich muss machen, was mir gesagt wird.“ So ist das nun mal in einer Ausbildung. Wenn er mit den anderen Azubis rede, höre er auch nichts anderes. Und überhaupt: „Ich stelle an mich selbst hohe Ansprüche. Ich muss keine Extrawurst bekommen.“
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Das hat der junge Mann schon beim Sport bewiesen: Lars hat in der Jugend auf hohem Niveau Fußball gespielt. Doch dann musste er eine lange Verletzungspause einlegen und entschied sich gegen eine Karriere als Fußballprofi. „Ich habe für den Sport auch jede Menge Freizeit geopfert und dann entschieden: entweder ganz oder gar nicht.“
Auch dass Lars über ein Unternehmer-Gen verfügt, steht außer Frage: Gerade mal 18 Jahre alt, hat er 2022 ein Kleingewerbe gegründet, um ein kalorienarmes, isotonisches Sportgetränk auf den Markt zu bringen. „Es macht mir Spaß, den Leuten etwas zu verkaufen“, sagt der Junior, „und Getränke braucht man schließlich immer.“ Seins wird in einer handlichen, wiederverschließbaren Flasche mit extra großer Öffnung verkauft, trägt den Namen Sinconade und schmeckt nach Preiselbeere und Granatapfel. Weitere Sorten sollen folgen.
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Lars verkauft mit seiner kleinen Firma aber nicht nur Sinconade, sondern vertreibt mittlerweile auch erfolgreich einen Großteil des Sinalco- und Rheinfels Quelle-Markenportfolios. Zu seinen Kunden zählen zum Beispiel Sportvereine, ein Weinhändler, Kioske oder sein Edeka vor Ort. Sämtliche Kunden beliefert der 20-Jährige persönlich, „am Wochenende und nach dem Job“. Bei der Vorgeschichte ist es nicht verwunderlich, dass Lars nach jetzigem Stand plant, nach der Ausbildung bei Hövelmann einzusteigen.
Und wie ist es für den Vater, dass sein Sohnemann im Unternehmen arbeitet? Bekommt er mehr mit, was in der Belegschaft los ist? Heino Hövelmann winkt ab: „Ich bohre nicht nach, will die Interna gar nicht wissen.“ Für ihn ist etwas ganz anderes wichtig: „Lars legt jetzt die Vertrauensbasis bei den Leuten, die mit ihm angefangen haben.“ Das ist spätestens dann wichtig, wenn der Hövelmann-Sprössling die erste Führungsaufgabe übernimmt.
>> Daten und Fakten zum Duisburger Familienunternehmen Hövelmann
- Das Familienunternehmen Hövelmann wird aktuell von der vierten Generation geführt. Geschäftsführende Gesellschafter sind Hermann, Heidrun und Heino Hövelmann. Das Unternehmen wurde 1905 aus der Taufe gehoben. Damals eröffnete der Walsumer Kaufmann Karl-Albert Hövelmann seine eigene Bierhandlung.
- Für die Getränkegruppe arbeiten bundesweit etwa 630 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Am Hauptsitz in Walsum an der Römerstraße sind es circa 500. Dort werden jeden Tag zwei Millionen Flaschen abgefüllt – neben der Limonade Sinalco unter anderem auch die Mineralwässer Rheinfels Quelle und Römerwall.
- Seit 2011 gehört Staatl. Fachingen zum Unternehmen. Das Heil- und Mineralwasser wird in Birlenbach an der Lahn abgefüllt. Außerdem betreibt Hövelmann eine Abfüllanlage in Dortmund.