Duisburg. Der Stellenabbau bei Thyssenkrupp verschärft die Unsicherheit bei HKM im Duisburger Süden. Wann eine Entscheidung zur Zukunft fallen könnte.
Die geplante Streichung von 11.000 Arbeitsplätzen bei Thyssenkrupp Steel verschärft die Unsicherheit in der Belegschaft der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM). „Viele haben Existenzangst“, sagt Philipp Dengel, der Leiter des Vertrauenskörpers. Am Mittwoch haben ihn die 198 Vertrauensleute der Hütte im Duisburger Süden mit 98 Prozent der Stimmen wiedergewählt.
- Die WAZ-Lokalredaktion Duisburg hält Sie auch hier auf dem Laufenden: zum WhatsApp-Kanal +++ Duisburg-Newsletter gratis ins E-Mail-Postfach schicken lassen +++ WAZ Duisburg bei Instagram +++ WAZ Duisburg bei Facebook
Ein Vertrauensbeweis für den 35-jährigen Ungelsheimer, der erstmals im Amt bestätigt wurde. Zunächst kommissarisch hatte Dengel die Leitung des Vertrauenskörpers 2019 von seinem Vorgänger Ralph Winkelhane übernommen, 2021 wurde erstmals gewählt. Bis Juni 2025 wäre noch Zeit gewesen, mit Blick auf die aktuelle Situation des Unternehmens wurde die Wahl vorgezogen.
Entscheidendes Jahr für die Hütte im Duisburger Süden
„Für die HKM wird 2025 ein entscheidendes Jahr“, sagt Dengel. Die Gesellschafter Thyssenkrupp Steel (50%), Salzgitter (30%) und Vallourec (20%) verhandeln bekanntlich mit CE Capital Partners (CEC) über eine Übernahme der Hütte. Das Interesse der Hamburger Beteiligungsgesellschaft sei ernsthaft, es gebe gute Gespräche, berichtete Thyssenkrupp-Vorstandschef López bei der Hauptversammlung des Konzerns. Diesen Eindruck hinterlässt der bisherige Verlauf der Verhandlungen auch bei der HKM.
Auch interessant
„Wir hoffen, dass die Entscheidung zeitnah fällt, aber gründlich vorbereitet wird“, sagt Philipp Dengel. Ein Gutachten zur HKM sei nun in Arbeit, eine Entscheidung, so heißt es, könnte noch im ersten Quartal 2025 fallen.
HKM: Vier Konzepte für die Transformation
Falls die Verhandlungen scheitern, hat Thyssenkrupp die Schließung des Standorts angekündigt. „Für die Anteilseigner muss der Verkauf billiger werden als die Schließung“, sagt Karsten Kaus, der 1. Bevöllmächtigte der IG Metall. Er leitete am Mittwoch die Vertrauenskörper-Wahl der HKM.
Entscheidend für die Zukunft des Hüttenwerks ist die Finanzierung der Transformation. Bei der Umstellung auf eine klimafreundliche Produktion setzt CEC dem Vernehmen nach nicht auf den Bau einer Direktreduktionsanlage, sondern auf Elektro-Lichtbogenöfen. Unternehmen und Belegschaft seien eingestellt auf verschiedene Szenarien, berichtet Dengel. „Wir haben Förderanträge für vier verschiedene Konzepte vorbereitet.“
Karsten Kaus: „Die Arche Noah ist jetzt geschlossen“
Seitdem die Hiobsbotschaft vom geplanten Jobabbau bei Thyssenkrupp Steel (TKSE) in der Welt ist, muss die HKM-Belegschaft noch inständiger auf den Einstieg von CEC hoffen. Dass Beschäftigte aus dem Süden bei einer Schließung der Hütte in großer Zahl zu TKSE wechseln können, wird unwahrscheinlicher.
Nach der Schließung der Vallourec-Röhrenwerke in Düsseldorf und Mülheim habe TKSE noch rund 600 Mitarbeitende aufnehmen können, sagt Karsten Kaus. Der Wechsel von HKM-Stahlkochern, den der vormalige TKSE-Aufsichtsratsvorsitzende Sigmar Gabriel im Sommer noch in Aussicht gestellt hatten, wird unter den neuen Vorzeichen wohl deutlich schwieriger, ahnt der 1. Bevollmächtigte der IG Metall: „Die Arche Noah ist jetzt geschlossen.“
Auch interessant
>> VERTRAUENSKÖRPER: DAS ÄNDERT SICH BEI HKM
- Neue Gesichter und bewährte Kräfte gibt es in der am Mittwoch gewählten Leitung des HKM-Vertrauenskörpers.
- Als Stellvertreter von Philipp Dengel wurde Serhat Albayrak gewählt. Der 30-Jährige löst Markus Kühn ab, der nach vielen Jahren im Amt ins zweite Glied zurücktritt.
- Für weitere vier Jahre bestätigten die Vertrauensleute den langjährigen Geschäftsführer Joachim Beltermann, als Schriftführerin wurde auch Melanie Scholl wiedergewählt. Außerdem wurden am Mittwoch 19 Beisitzer in das Gremium gewählt.