Duisburg. Ein beliebtes Restaurant ist in Duisburg umgezogen. Ein besonderer Geheimtipp steht nicht auf der Karte – und wird auch Stammgäste überraschen.

Die Homberger hatten schon Sorgen um die Institution im Stadtteil: Doch das Restaurant Lumar zog nach der Schließung nur ein paar hundert Meter weiter. Seit August hat es am neuen Ort, im Hotel Rheingarten, geöffnet – mit einzigartigem Ausblick direkt am Rhein und einer kleinen, aber feinen Speisekarte.

Atmosphäre: Dass die Gäste im Hotel sitzen, ist vergessen, sobald man am Tisch sitzt. Raumteiler aus Holzelementen und hohe Grünpflanzen trennen das Restaurant optisch ab. Die verbleibende Wand zieren Weinkorken in großformatigen Glasrahmen, dazu gesellen sich Magnum-Champagerflaschen in ihren ursprünglichen Holzkisten. Den Cremeton der Wand nehmen die Taupe-farbenen Stühle wieder auf, dazu passt die dunkle Holzoptik von Tischen und Boden.

Wer den Blick von der Speisekarte hebt, schaut unweigerlich durch die großen Fensterfronten nach draußen: Hinter den Gasfackeln auf der Terrasse leuchtet wie eine Stahlbramme die Rheinorange über den Fluss. Die Tische sind eingedeckt mit silbernem Platzteller und gefalteter Stoffserviette: stilvoll und akkurat, wenngleich ein wenig altmodisch. Ein Manko: Die Lautstärke – bei vollem Haus wird es mit der Unterhaltung mit dem Gegenüber mitunter schwierig.

Service im Restaurant Lumar: Sonderwünsche werden „selbstverständlich“ erfüllt

Service: Hier spielt das Lumar seine ganze Stärke aus. Die Bedienung ist zügig, ohne hektisch zu wirken, aufmerksam und dabei unaufdringlich. Den Sonderwunsch bei der Bestellung – Kartoffelgratin statt Kartoffel-Sellerie-Stampf – beantwortet sie mit „selbstverständlich“, ein alkoholfreier Aperitif (auf der Karte steht nur Prosecco ohne Alkohol) wird spontan kredenzt: Wild Berry mit Litschisirup (6,50 Euro).

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Freundlichkeit und Herzlichkeit gehören den ganzen Abend dazu, und als einer Besucherin eingangs etwas kalt ist, bietet sie sogar einen Schal an, „frisch gewaschen“. (Es war nur ein Anfangsfrösteln, der gesamte Abend verläuft in angenehmer Aufenthaltstemperatur, auch ohne Schal.)

Restaurant Lumar in Homberg: Hummerkrabben und Ochsenbäckchen überzeugen

Angebot und Geschmack: Die Speisekarte ist reduziert – sieben Vorspeisen, elf Hauptgerichte –, dafür schon beim Lesen appetitanregend. Das bestätigt sich beim Essen: Das Schälchen Hummerkrabben (16 Euro) vorweg schmeckt exzellent, der Garpunkt ist eben das, nämlich auf den Punkt, die Knoblauchnote intensiv, ohne nachzuhängen, die Schärfe angenehm leicht.

Klare Empfehlung im Restaurant Lumar: die Hummerkrabben.
Klare Empfehlung im Restaurant Lumar: die Hummerkrabben. © Monique de Cleur

Fein fruchtig präsentiert sich die Kürbis-Ingwer-Creme (8,50 Euro), auch wenn der Ingwer hier vielleicht etwas zu dezent im Hintergrund bleibt.

Die Ochsenbäckchen (28,50 Euro) als Hauptgang sind schön saftig, der Lavendel-Waldhonig-Jus aromatisch. Im Kartoffel-Sellerie-Stampf wirkt der Sellerie eher als Gewürz, das alternativ bestellte Kartoffelgratin ist angemessen schlotzig, die Kartoffeln haben trotz der zarten Scheiben einen angenehmen Biss. Dem Apfel-Wein-Rotkohl ist anzumerken, dass er hausgemacht ist: außen sämig, innen angenehm fest. Nelken und Zimt prägen den Geschmack. Etwas weniger Süße hätte es aber sein dürfen.

Reh-Hirsch-Ragout im Testessen: gut, aber nicht begeisternd

Zufrieden, aber nicht so begeistert wie die Ochsenbäckchen-Esser sind die Testesser, die das Reh-Hirsch-Ragout (29,50 Euro) bestellt haben. Das Fleisch ist stellenweise sehr fest und leicht faserig, mehr Saftigkeit wäre wünschenswert. Dem Speck-Rosenkohl hätte ein wenig mehr Salzigkeit vom Speck gutgetan, dafür ist wie bei allen Gemüsen der Gargrad gut getroffen. Das Schwarznuss-Birnen-Kompott ist wunderbar mit Zimt abgerundet, die gebratenen Klöße passen zum Gericht.

Das Reh-Hirsch-Ragout kann nicht in allen Belangen überzeugen.
Das Reh-Hirsch-Ragout kann nicht in allen Belangen überzeugen. © WAZ Duisburg | Monique de Cleur

Beim Dessert scheiden sich an diesem Abend die Geister: Der eine lobt seine Crème Brûlée (11,50 Euro), der andere kritisiert deren Konsistenz. In der Tat ist die Crème leicht rühreiartig geraten, als wäre sie bei zu hoher Temperatur oder zu lange gestockt. Das begleitende Tiramisú-Eis erweckt den Eindruck eines Convenience-Produkts für die Gastronomie. Die zweifarbige Schokoladen-Mousse (8,50 Euro) überzeugt, auch wenn die Konsistenz eher die einer Creme als einer Mousse ist.

Geheimtipp im Restaurant Lumar in Homberg: die Macarons

Eine Offenbarung sind hingegen die hausgemachten Macarons (6,50 Euro) zum Espresso. Ein schwarz-weißes Exemplar überzeugt mit abwechslungsreichen Cookie-Noten. Die Überraschung des Abends aber ist ein leuchtend pinkfarbener Macaron mit einer Füllung in der Füllung: Das Baiser ist zart und knusprig, die Creme eine Aromaexplosion von Frucht. Bessere muss man sogar in Paris suchen. Geheimtipp: Die Macarons verkauft das Lumar auch außer Haus, auf Vorbestellung.

Geheimtipp: Die Macarons im Lumar sind exzellent – und auf Vorbestellung auch im außer-Haus-Verkauf erhältlich.
Geheimtipp: Die Macarons im Lumar sind exzellent – und auf Vorbestellung auch im außer-Haus-Verkauf erhältlich. © Monique de Cleur

Ein Hinweis für Fischesser, auch wenn dieser bei uns nicht auf den Tisch kam: Hier sollte der Gast so flexibel sein wie das Lumar. „Aufgrund der aktuellen Marktlage und Preissituation haben wir uns entschieden, vorerst keine festen Gerichte mehr in unsere Speisekarte aufzunehmen“, steht dort. Bouillabaisse (20,50 Euro) und Garnelen in Pesto (22,50 Euro) sind die einzigen fixen Fischgerichte, das Kilogramm Muscheln Rheinische Art (19,50 Euro) gibt es nur auf Vorbestellung. Alle anderen Fischspezialitäten bietet die mündlich vorgetragene Tageskarte, am Abend unseres Besuchs ist unter anderem Seeteufel im Angebot.

Restaurant Lumar: richtig gute Hausmannskost auf hohem Niveau

Fazit: Wer richtig gute Hausmannskost auf hohem Niveau essen möchte, und das zu einem bemerkenswerten Preis-Leistungs-Verhältnis, ist im Lumar genau richtig. Fast alle Hauptgänge auf der Speisekarte bewegen sich, zum Teil deutlich, unter der Marke von 30 Euro, nur das 300-Gramm-Rumpsteak (34,50 Euro) und die Gänsekeule (38,50 Euro) liegen drüber.

Trotz der reduzierten Speisekarte werden hier verschiedene Geschmäcker schnell fündig. Nur für Vegetarier ist das Lumar keine gute Wahl. Gerade mal zwei Gerichte ohne Fleisch oder Fisch stehen zur Auswahl: Bandnudeln mit Gemüse und gebratene Kartoffelklöße mit Waldpilzsauce (beide 16,50 Euro).

Bewertung:

Geschmack: 4/5 Punkten

Atmosphäre: 4/5 Punkten

Service: 5/5 Punkten

Preis-Leistungs-Verhältnis: 5/5 Punkten

Adresse: Königstraße 78, 47198 Duisburg

Kontakt: 02066 50 2 333

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 12 bis 15 und 18 bis 23 Uhr, Samstag 18 bis 23 Uhr, Sonntag 13 bis 21 Uhr. Montag und Dienstag sind Ruhetage.

Hinweis der Redaktion: Diese Gastro-Kritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil der Verfasserin. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.