Duisburg. Die eigene Kita im Duisburger Süden ist dicht, in den Notgruppen ist es eng: Eine Mutter sieht Veränderungen bei ihrem Kind – und erlebt eine Eskalation.

Die Kita Am Tollberg in Duisburg-Wanheim ist seit Wochen wegen massivem Schimmelbefalls und maroder Toilettenanlagen geschlossen. Die Kinder wurden in der Zwischenzeit auf drei Notgruppen in drei unterschiedlichen Kindergärten im Duisburger Süden aufgeteilt (wir berichteten). Während manche Kinder mit der neuen Situation ohne Probleme umgehen können, bedeutet die neue Umgebung und der geänderte Tagesablauf für einige Kinder jedoch enormen Stress.

Notgruppe statt eigene Kita: Stress für Eltern und Kinder im Duisburger Süden

Gleiches gilt auch für viele Eltern. Die Ausweich-Kindergärten sind nicht mehr fußläufig zu erreichen, die Zeit am Morgen zur Bringzeit und am Mittag zur Abholzeit ist für viele knapper bemessen. Zudem gibt es nur in einer der drei Ersatzkindergärten für die Kinder ein warmes Mittagessen. Die Räume sind kleiner, das bekannte Spielzeug fehlt und abwechslungsreiche Betreuungsmöglichkeiten sind begrenzt.

„Mein Sohn war bisher nie auffällig“, klagt eine betroffene Mutter. Seitdem er aber in einen anderen Kindergarten ausquartiert wurde, zeige er ganz neue Verhaltensweisen. „Er haut seine Erzieherinnen und benutzt Schimpfworte“, sagt die Mutter. Dies sei sicher nicht schön, aber ihrer Meinung nach auch kein gravierendes, unlösbares Problem. Zudem sei er nicht das einzige Kind, dass sich seit der Schließung des Kindergartens auffällig verhalte. Die Mutter sieht in dem veränderten Verhalten eine direkte Folge der Notgruppenbetreuung: „In dem Raum ist kaum Platz, es sind viel zu viele Kinder dort“, so die Mutter.

Noch können die Kinder der Kita Am Tollberg nicht in ihren Kindergarten zurück.
Noch können die Kinder der Kita Am Tollberg nicht in ihren Kindergarten zurück. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Die Lösung des Problems: „Wir sollten unseren Sohn umgehend abholen, nachdem er eine Erzieherin gehauen hat“, sagt die Mutter. „Diese Vorgehensweise sei mit dem Jugendamt so abgesprochen worden.“

Frühzeitiges Abholen ist die „letzte Option“

Die Stadt erklärt dazu: „Wegen der eingeschränkten Raumkapazitäten und der Verteilung des Personals auf drei Kindertageseinrichtungen begegnen unsere Mitarbeitenden diesen Umständen mit besonderer Sensibilität“, sagt Stadtsprecher Maximilian Böttner. Allen sei klar, dass der Wechsel in eine andere Kindertageseinrichtung mit den zahlreichen Veränderungen vergleichbar mit einer erneuten Eingewöhnung sein kann. „Kinder reagieren darauf je nach Alter und persönlicher Entwicklung entsprechend unterschiedlich“, so Böttner weiter.

So könne es in „äußerst seltenen Ausnahmefällen“ notwendig sein, die Betreuungszeit vorübergehend anzupassen oder ein Kind vorzeitig abzuholen. Vor allem, wenn ein Kind, wie in einem „spezifischen Fall“, sein aggressives Verhalten auch gegen die Mitarbeitenden richtet. „Um die Sicherheit und das Wohl des Kindes, der anderen Kinder sowie der Mitarbeitenden zu gewährleisten, wurde in enger Absprache mit den Eltern entschieden, das Kind vorzeitig abzuholen“, erklärt Böttner die Vorgehensweise. Es sei hier noch einmal betont, so der Sprecher, eine derartige Maßnahme werde nur als letzte Option ergriffen und stets zum Schutz aller Beteiligten.

Für die Mutter des betroffenen Kindes kam der Anruf, dass das Kind umgehend abgeholt werden müsse, trotz allem überraschend. „Die Konsequenz für ein Verhalten, das zuvor nie Thema war, ist, dass ich als Berufstätige alles möglich machen muss, um mein Kind abzuholen. Dabei liegt der Grund ja nicht an unserem Kind allein, sondern an der besonderen Situation“, so die Mutter. Mittlerweile haben sich die Eltern dazu entschieden, ihr Kind in eine andere Notgruppe, in der sich weniger Kinder befinden, zu bringen.

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Grundsätzlich gilt bei der Stadt Duisburg eine einheitliche Vorgehensweise: „Zeigt ein Kind in einer Kindertageseinrichtung trotz intensiver pädagogischer Maßnahmen weiterhin ein stark aggressives Verhalten gegenüber sich selbst, anderen Kindern oder Erwachsenen, ist eine enge Zusammenarbeit mit der Familie unerlässlich. In solchen Ausnahmefällen kann es somit notwendig werden, das Kind vorübergehend aus der Situation zu nehmen“, erklärt der Stadtsprecher. Dabei sei es von großer Bedeutung, dass die Eltern das Kind beruhigen und ihm im Nachgang die Risiken seines Verhaltens erklären.