Duisburg. Jetzt gibt es einen Plan für das marode Dach der MSV-Arena in Duisburg. Warum die Verantwortlichen diese Lösung wollen. Mit welchen Kosten sie rechnen.

Das Dach der MSV-Arena ist marode. Seit Jahren ist bekannt, dass sich Schäden durch die gesamte Stahlkonstruktion des Dachs ziehen. Dass sie noch massiver sind als zunächst angenommen, hatte die Duisburger Stadionmanagement GmbH (DSM) im September 2023 bekannt gegeben. Insbesondere der Korrosionsschutz sei „großflächig unzureichend“. Die DSM sprach von einem „umfassenden und für jeden Laien sichtbaren Schadensbild“ (wir berichteten).

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Nun soll das Dach erneuert werden. Dies teilen DSM-Geschäftsführer Christopher Mainka und Martin Murrack, Stadtdirektor und Vorsitzender des DSM-Aufsichtsrats, auf Nachfrage der Redaktion mit. Die Pylone – die blauen Pfeiler, die das Dach tragen – und die Bodenverankerung sollen und können aber bestehen bleiben.

MSV-Arena in Duisburg soll neues Dach bekommen

Dies ist laut Murrack die Einschätzung eines weiteren Gutachters, der nach Abschluss einer Machbarkeitsstudie zu zuletzt fünf Sanierungsvarianten beauftragt worden war. Er sollte kostengünstigere Alternativen prüfen. „Die Summen wären ansonsten gigantisch gewesen“, erläutert der Stadtdirektor. Dies gilt vor allem für die von Anfang an unwahrscheinlichste Variante mit einem Umbau zu einer Multifunktionsarena, der laut Mainka rund 80 Millionen Euro kosten würde.

Martin Murrack ist Stadtdirektor und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Duisburger Stadionmanagement GmbH (DSM), der grünes Licht für den Dachneubau gegeben hat. Am Ende entscheidet der Rat der Stadt.
Martin Murrack ist Stadtdirektor und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Duisburger Stadionmanagement GmbH (DSM), der grünes Licht für den Dachneubau gegeben hat. Am Ende entscheidet der Rat der Stadt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Einige Duisburger träumen ja von Konzerten in der Arena. „Bei unter 30.000 Besuchern, die dann maximal Platz hätten, würde sich das nicht rechnen“, stellt der DSM-Geschäftsführer klar. Dazu kommen Lärmschutzauflagen und die schwierige Verkehrssituation.

„Die Sicherheit im Stadion ist gewährleistet.“

Christopher Mainka, DSM-Geschäftsführer

Eine Sanierung des Dachs sei schon wegen der weiterhin bestehenden Gefahr versteckter Baumängel mit unabsehbaren Kosten problematisch. „Die Sicherheit im Stadion ist gewährleistet“, sagt Mainka. Es gebe engmaschige Kontrollen durch Statiker beziehungsweise Prüfstatiker, doch schon jetzt immer wieder Handlungsbedarf. Es sind Eingriffe und Reparaturen erforderlich, die in Zukunft nicht weniger werden. Mittlerweile liegen die Kosten dafür „jährlich im niedrigen bis mittleren sechsstelligen Bereich“, so Mainka. „Irgendwann würden wir da im siebenstelligen Bereich landen“.

DSM: Favorisierte Lösung ist die einzig wirtschaftliche Alternative

Die nun favorisierte Lösung sei die einzig wirtschaftliche Alternative. Sie wird zwar auch nicht günstig. Erste Schätzungen liegen bei ungefähr 20 Millionen Euro. „Bei einem neuen Dach mit neuen Pylonen und stärkerem Fundament würde es aber wohl doppelt so teuer“, betont der DSM-Geschäftsführer. Schließlich ist die Arena seit 1. Juli 2023 im Eigentum der Stadt und jede Investition belastet den städtischen Haushalt.

Christopher Mainka ist Geschäftsführer der Duisburger Stadionmanagement GmbH (DSM).
Christopher Mainka ist Geschäftsführer der Duisburger Stadionmanagement GmbH (DSM). © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Wir sparen trotzdem nicht an der Sicherheit, werden die aktuellsten Standards in Sachen Korrosionsschutz umsetzen und so für die Zukunft Planungssicherheit gewinnen“, so Mainka. Vorgesehen sei ein Neubau des Arenadachs nach derzeitigen Normen und Vorgaben.

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Die Traglast werde allerdings ebenfalls aus Kostengründen nicht erhöht. Eine diskutierte Photovoltaikanlage sei auf dem Dach deshalb wegen des erheblichen Zusatzaufwands nicht möglich. Die derzeitigen Lastreserven sollen aber so optimiert werden, um aktuelle Stadiontechnik wie Videowalls, Beleuchtung oder Lautsprecher zu installieren.

Rat soll am 2. Dezember grünes Licht für Planung gegeben

Der Rat soll am 2. Dezember einen Planungsbeschluss fassen. Die Zustimmung gilt als Formsache, zumal der neunköpfige DSM-Aufsichtsrat, der neben Murrack mit Ratsmitgliedern besetzt ist, bereits in seiner Sitzung am 14. November grünes Licht für die aktuellen Pläne gegeben hat.

Die Duisburger Infrastrukturgesellschaft (DIG) soll mit der Planung mit Kosten von voraussichtlich 1,7 Millionen Euro beauftragt werden und dabei mit der DSM zusammenarbeiten. Vogesehen ist, dem Rat nach einem Jahr, Anfang 2026, einen Baubeschluss samt genauer Kostenberechnung für den Dachneubau vorzulegen.

Spielbetrieb soll nicht betroffen sein

Dann muss noch die Baugenehmigung erteilt werden, sodass nach Murracks Einschätzungen die durch eine Ausschreibung zu findende Firma frühestens im zweiten Quartal 2026 loslegen kann. Der Neubau des Dachs werde voraussichtlich anderthalb Jahre dauern. Der Spielbetrieb in der MSV-Arena soll davon nicht betroffen sein. Die Fans müssen sich laut Mainka aber auf Einschränkungen einstellen. „Wir werden Bereiche sperren müssen und gehen derzeit davon aus, dass in vier Bauabschnitten von Stadionecke zu Stadionecke gearbeitet wird“, so der DSM-Geschäftsführer.

Mit dem Neubau des Dachs, so Murrack, „sichern wir auch in Zukunft Spitzensport in unserem Stadion“. Die Arena sei ein Aushängeschild der Stadt und attraktiver Austragungsort, wie zuletzt für das Fußball-Länderspiel der Frauennationalmannschaft.

>> WARUM IST DAS DACH DER MSV-ARENA IN DUISBURG SO MARODE?

  • Walter Hellmich, von 2002 bis 2010 MSV-Präsident, hat seinerzeit mit seiner Baugesellschaft dafür gesorgt, dass aus dem alten Wedau-Stadion in Duisburg eine moderne Spielstätte wurde. 2005 wurde die MSV-Arena für 40 Millionen Euro fertiggestellt.
  • Die Frage, warum das Dach der Arena so marode ist, bewegt viele Fans der „Zebras“. Dem Vernehmen nach sind in der Vergangenheit Schadenersatzforderungen geprüft und dann aber verworfen worden.
  • Es habe keinen Pfusch am Bau gegeben, sagt Martin Murrack, Stadtdirektor und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Duisburger Stadionmanagement GmbH (DSM).
  • „Klar ist aber auch: Wir hätten die heutigen Probleme nicht, wenn der Stadionbetreiber damals auf mehr Qualität beim Material, etwa beim Korrosionsschutz, geachtet hätte“, so Murrack. So seien regelmäßige und engmaschige Kontrollen erforderlich gewesen, die es offenbar in der Form nicht gegeben habe.
  • Hellmich hatte bereits 2019 auf Nachfrage der Redaktion betont, „nur die besten Handwerksbetriebe“ ausgesucht zu haben – „nach den Kriterien Qualität, Zuverlässigkeit und Zeit“.
  • Und: Als er beim MSV noch Verantwortung getragen habe, seien solche Mängel nicht festgestellt worden. Er habe damals allerdings auch immer mehrere Hunderttausend Euro für Reparaturen und die Pflege zurückgelegt. „Das ist auch nötig. So ein Stadion braucht Pflege“, sagte Hellmich damals, ohne Schuldzuweisungen machen zu wollen.