Duisburg. 118 Jahre war die Mühle Dickmann in Familienhand. Nun wird der beliebte Gartenmarkt verkauft. Wie es mit dem Duisburger Traditionsgeschäft weitergeht.
Seit 118 Jahren ist die Mühle Dickmann in Walsum in Familienhand. Doch Ende des Jahres endet die Tradition: Inhaber Heinrich Dickmann steigt aus. Der beliebte Zoo- und Gartenmarkt an der Römerstraße wird aber weiter bestehen bleiben, dann unter der Federführung des Raiffeisen-Markts Niep.
Mühle Dickmann in Duisburg: Nach fast 120 Jahren kein Familienbetrieb mehr
„Eigentlich wollte ich noch ein paar Jahre länger arbeiten“, sagt Heinrich Dickmann. Aber wie so oft ändert ein Zufall alles. „Ein Außendienst-Mitarbeiter hat mich gefragt, was mal aus der Mühle werden soll.“ Die Antwort lautete sowas wie „eine richtige Idee habe ich nicht.“ Der 59-jährige Chef hat keine Kinder und sagt selbstkritisch: „Ich habe es versäumt, einen potenziellen Nachfolger aufzubauen.“
Letztlich kein Thema, denn der Außendienst-Mitarbeiter hatte eine Idee. Am Ende lag ein gutes Angebot des Raiffeisen-Markts auf dem Tisch und Dickmann schlug ein. „Das ist letztendlich die einzige Möglichkeit, das Unternehmen im Familiensinn weiterzuführen.“
Denn die zukünftigen Inhaber wollen am Konzept des Zoo- und Gartenmarkts nichts ändern, selbst am Namen nicht. Abteilungen wie Aquaristik und Blumenbinderei gibt es in Raiffeisen-Märkten eigentlich nicht, bleiben aber erhalten. „Unser Sortiment ist sehr gut auf den Standort justiert“, erklärt Dickmann. Die gute Nachricht für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: Alle 21 werden übernommen.
Bis der Vertrag unterschriftsreif war, sind Monate ins Land gegangen. In denen hatte der Dinslakener durchaus auch mal Zweifel an seiner Entscheidung: „Es gab Tage, da dachte ich, wenn sie es nicht machen, ist auch gut.“ Doch jetzt ist alles in trockenen Tüchern und der Teufel liegt nur noch in dem einen oder anderen Detail, zum Beispiel der Frage, wer die Gutscheine übernimmt.
Hund Joey darf sich auf mehr Zeit mit seinem Herrchen freuen
Es gibt also kein Zurück mehr und Dickmann muss sich damit auseinandersetzen, was er mit der vielen Zeit, die er plötzlich haben wird, anfängt. „In den ersten drei Monaten bin ich noch da, der Übergang wird also ein fließender Prozess.“ Der Bald-Privatier räumt ein: „Ich muss mich erst sammeln.“ Fest steht: Hund Joey, ein Hovawart-Mix, kann sich auf noch ausgiebigere Gassi-Runden freuen. Außerdem will Dickmann öfter mit seinem Vierbeiner in die Eifel fahren. Dort hat er sich kürzlich ein Haus gekauft.
„Mehr als zweimal im Jahr zu einem MSV-Spiel zu gehen, wäre auch schön“, sagt er. „Und meine Golf-Klamotten stehen in der Ecke. Die habe ich seit 2006 nicht mehr benutzt.“ Könnte sein, dass Heinrich Dickmann die im nächsten Jahr wieder hervorkramt. „Und vielleicht fahre ich den Bürgerbus in Hünxe. Ich muss mich dort allerdings erst vorstellen, ob die mich überhaupt wollen.“
Aber ist es nicht schwierig, ein Familienunternehmen in vierter Generation in fremde Hände zu geben? „Es ist schon emotional“, sagt Dickmann. Aber die Zeiten würden ja auch nicht einfacher: Immer neue gesetzliche Anforderungen, was etwa Pflanzenschutz oder Tierhaltung angehe. Und der Personalmangel klopft auch schon an die Tür: Die nächsten Mitarbeiter gehen bald in Rente.
Auch der Vater ist mit dem Entschluss seines Sohnes einverstanden
Natürlich hat Heinrich Dickmann seinen Vater Günter, von dem er das Unternehmen 2014 übernommen hat, vor dem großen Schritt um Rat gefragt. „Es ist das Beste, was du tun kannst“, hat sein alter Herr (87) gesagt.
Der 59-Jährige weiß jetzt schon, was er am meisten vermissen wird: „Die Kommunikation mit Mitarbeitern und Kunden. 80 Prozent sind ja total nett.“ Und eine nicht ganz unerhebliche Kleinigkeit wird sich für die Kunden doch ändern: „Mit Heinrich können sie reden, mit Herrn Raiffeisen nicht.“ Und eins steht auch fest: Der neue Marktleiter ist ganz bestimmt nicht der Urenkel des Firmengründers.
>> Die Mühle Dickmann war nicht immer ein Zoo- und Gartenmarkt
- Lange Jahre ist die Mühle Dickmann tatsächlich eine Mühle. Die hat Hermann Dickmann 1906 am heutigen Standort gegründet. Gemahlen wird vor allem für die Landwirtschaft.
- Günter Dickmann, Vater des jetzigen Inhabers, beginnt 1951 eine Lehre zum Müller. Viele Jahre später werden kleine Mühlen immer unrentabler. 1972 wird die Mühle stillgelegt. Das Sortiment entwickelt sich Richtung Tierfutter und Gartenbedarf.
- Der Betrieb wächst, 1993 steigt Heinrich Dickmann nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in den Familienbetrieb ein. 2014 übernimmt er ihn.
- Der Raiffeisenmarkt Niep hat zwei Niederlassungen, eine in Niep und eine in Schwafheim, und beschäftigt 45 Mitarbeiter.