Duisburg. Eine Frau entdeckt in einer Duisburger Siedlung den Kopf ihres Verlobten in einer Tüte. Jetzt spricht sie übers enge Verhältnis zum mutmaßlichen Täter.

Den schlimmen Moment wird sie nie vergessen: Am Mittag des 25. August findet eine 60 Jahre alte Duisburgerin den skelettierten Kopf ihres Lebensgefährten in einer Plastiktüte. In der Tüte, die in einem Gebüsch im Innenhof des Sechs-Parteien-Hauses an der Körnerstraße in Obermarxloh liegt, entdeckt sie auch einige Anziehsachen des 57-Jährigen. Kurz darauf nimmt die Polizei den Nachbarn des Paars, Sascha L., fest. Er befindet sich in einer LVR-Klinik, also in der geschlossenen Psychiatrie, und schweigt zu den Mordvorwürfen. Anders als die 60-Jährige, die jetzt ihr Schweigen zu den schrecklichen Ereignissen bricht.

An dem Wochenende sei sie aus ihrer Reha für eine Stippvisite nach Hause zurückgekehrt. Dort habe sie dann der Schock getroffen, erzählt die blonde Frau. „Es war ein unbeschreiblich grausamer und abartiger Tag“, sagt sie auch Monate später noch. Ihren Partner, mit dem sie seit Dezember 2022 verlobt war, beschreibt sie als „empathisch“, „fröhlich“ und „sportlich“. „Er fehlt mir sehr, obwohl wir auch unsere Probleme hatten“, verrät sie.

Duisburger von Nachbarn geköpft: Sascha L. übernachtete sogar beim Opfer

Was die Obduktion und die Ermittlungen der Mordkommission zeigen: Als die Frau den Kopf des 57-Jährigen findet, ist der Mann schon mindestens eine Woche tot. Getötet durch mehrere Stichverletzungen. Der Kopf wird ihm post mortem abgetrennt. Den Rest der Leiche behält Sachsa L. (26) dann tagelang in seiner Dachgeschosswohnung – ungekühlt. Nachbarn beschweren sie in dieser Zeit bereits über den Gestank in der Siedlung im Dichterviertel.

Warum der 26-Jährige seinen Nachbarn getötet haben soll, ist immer noch unklar. Aufkommende Kannibalismus-Gerüchte hat die Staatsanwaltschaft nun schon mehrfach dementiert. Sascha L. wurde psychologisch begutachtet und sitzt weiter in der geschlossenen psychiatrischen Abteilung. Nach Schilderungen der 60-Jährigen war die Beziehung zwischen ihrem Verlobten und dem mutmaßlichen Täter durchaus eng: Sascha L, der immer wieder an der Schwelle zur Obdachlosigkeit stand, habe mehrfach bei dem Paar übernachtet. Sie hätten ihm Kleidung und Essen vor die Tür gelegt. „Wir konnten ja nicht ahnen, wo das alles endet“, sagt die Frau.

Der mutmaßliche Täter und das Opfer lebten beide in dem Haus im Dichterviertel.
Der mutmaßliche Täter und das Opfer lebten beide in dem Haus im Dichterviertel. © Martin Schroers/ WAZ

Ihr Partner wurde im Oktober beerdigt. „An der Beerdigung haben auch einige Personen teilgenommen“, berichtet die Stadt Duisburg auf Nachfrage. Das Bürger- und Ordnungsamt kümmerte sich um die Urnenbestattung. „Das Bürger- und Ordnungsamt hat in diesem Fall weder durch die Ermittlung über die Standesämter noch durch persönliche Unterlagen des Verstorbenen Hinweise auf nahestehende Personen gefunden“, erläutert Stadtsprecher Sebastian Hiedels.

60-Jährige möchte Sascha L. bei Prozess in die Augen blicken

Die 60-Jährige verpasste die Beerdigung. „Ich wurde nicht informiert, das hat mich traurig und wütend gemacht“, schildert sie. Nach ihren Angaben habe sie in den Tagen danach aber Kontakt mit dem Amt aufgenommen und habe eine Grabplatte auf dem Friedhof angebracht. „Die Stadtmitarbeiter waren dann sehr freundlich und hilfsbereit.“. so die Duisburgerin.

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Welche Erinnerungen bleiben ihr an ihren Verlobten? „Vor allem bleibt mir, dass er ein feiner Kerl war.“ Den Prozess möchte die 60-Jährige unbedingt im Gericht verfolgen. Sie müsse Sascha L. in die Augen blicken. Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft dauern an.