Duisburg. 24 Familien in Duisburg leben seit elf Tagen ohne warmes Wasser. Das Verhalten ihres Vermieters kritisieren sie scharf. Das sagt das Unternehmen.

Morgens erst einmal entspannt duschen? Davon konnten 24 Familien in Duisburg-Rheinhausen elf lange Tage nur träumen: Die Bewohner eines Wohnblocks an der Joseph-Haydn-Straße hatten fast zwei Wochen kein warmes Wasser. „Es fing damit an, dass plötzlich grünes Wasser aus der Warmwasserleitung kam. Wir haben die Stadtwerke informiert, die unsere Häuser mit Fernwärme versorgen“, berichtet Mieter Savas Özdamar.

Gleichzeitig riefen die Betroffenen ihren Vermieter, die Adler Group, an.

Die Stadtwerke Duisburg haben die Anlage außer Betrieb genommen

„Die Mitarbeiter der Stadtwerke haben aus gesundheitlichen Gründen den Zu- und Rücklauf des Kessels zugedreht und verplombt“, so der Familienvater. Stadtwerke-Sprecher Thomas Kehler erklärt, was passiert ist: „Wir liefern die Fernwärme bis zum Hausanschluss. Eine Anlage des Kunden erwärmt damit das Trinkwasser. In der Anlage gab es einen Defekt, eine Öffnung.“ Dadurch konnte das Trinkwasser ins Fernwärmenetz eindringen und umgekehrt. So etwas darf eigentlich nicht passieren, die beiden Wasserläufe sind streng getrennt.

Die Grünfärbung des Wassers sei ein deutliches Zeichen dafür. „Wir färben das Wasser ein, damit wir erkennen können, dass es unser Fernwärmewasser ist“, erklärt Kehler. Die Farbe sei unbedenklich. Problematischer sei aber, dass es sich um destilliertes Wasser handelt. „Das ist nicht zum Trinken geeignet und kann in hoher Konzentration zu Problemen führen.“ Also wurde die Anlage stillgelegt. „Und wir haben den Vermieter informiert“, so Kehler. Der sei für die Reparatur zuständig.

Die Familien haben sich mit Wasserkochern beholfen

Tagelang passierte nichts. „Verschiedene Mieter haben an verschiedenen Tagen beim Kundenservice in Hamburg angerufen und die Mitarbeiter haben immer so getan, als ob man der Erste wäre, der das meldet“, sagt Mieter Ugur Güzelkabakci. Der Vorort-Objektbetreuer sei gar nicht erst ans Handy gegangen. „Natürlich habe ich auch versucht, bei ihm Hilfe zu bekommen“, sagt Özdamar. Auch das vergeblich. Also versuchten die Familien, irgendwie über die Runden zu kommen.

Özdamar erwärmte wieder und wieder Wasser mit dem Wasserkocher und mischte es für seine beiden Kinder, drei und vier Jahre alt, mit kaltem Wasser in einer Kinderwanne. „Ich selbst habe kalt geduscht und bin jetzt erkältet.“ Nachbarn nicken, ihnen geht es auch so. Udo Maschnik hat Wasser in einem großen Topf erhitzt. „Ich will nicht wissen, wie unsere Stromrechnung aussehen wird.“

Ugur Güzelkabakci hatte sich am Wochenende auf eine heiße Dusche in seinem Fitnessstudio gefreut. Pusteblume: „Funktioniert da das warme Wasser auch nicht“, lacht er. Reiner Galgenhumor, denn Güzelkabakci ist es eigentlich leid mit seinem Vermieter. „Ich suche seit zwei Jahren eine neue Wohnung, aber es ist schwer.“

„Wenn man weiß, dass man keine Erwartungen haben kann, wird man flexibel“

Auch alle anderen berichten, dass Adler sich einfach nicht kümmert. Haustüren schlössen nicht richtig, die Grünanlagen würden nur sporadisch gepflegt, seit zwei Jahren kämpften einige Mieter mit einem Wasserschaden, Ratten seien im Wohnblock unterwegs. Savas Özdamar zeigt ein Video von einem der gefürchteten Nager.

In Duisburg-Rheinhausen Adler Mieter ohne heißes Wasser
Der Wohnkomplex wurde 1951 bezogen. Udo Machnik ist Mieter der ersten Stunde: „Das war früher eine Vorzeigesiedlung“, sagt er. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Er sagt, er sei schon so was wie ein ehrenamtlicher Hausmeister. „Ich habe schon mit anderen Mietern eine Tür ausgebaut und unten abgeschliffen, damit sie wieder schließt. Ist eigentlich nicht meine Aufgabe.“ Kaputte Birnen wechsele die Hausgemeinschaft grundsätzlich selbst: „Wenn man weiß, dass man keine Erwartungen haben kann, wird man flexibel“, sagt der 43-Jährige.

Doch im Augenblick ist es das Wasserproblem, das alle am meisten auf die Palme bringt. An Tag sechs ohne heißes Wasser haben die Mieter unsere Redaktion um Hilfe gebeten. Das war am Donnerstag. „Am selben Tag ruft mich ein Installationsbetrieb an. Adler hat als Ansprechpartner meine Rufnummer gegeben. Die hätten auch keine Möglichkeit, bei Adler jemanden zu erreichen.“ Das Vorgehen habe ihn zwar verwundert, aber immerhin passiere etwas. Das führt Özdamar auf die Unterstützung der Redaktion zurück.

Auf unsere Anfrage antwortet Adler-Sprecherin Dobroslawa Pazder kurz und knapp: „Die Warmwasserversorgung wird am Montag wiederhergestellt. Wir haben die Mieter per Aushang über die anstehenden Reparaturen informiert und bearbeiten auch alle an uns gerichteten Mieteranfragen so schnell wie möglich. Wir entschuldigen uns bei den betroffenen Mieterinnen und Mietern für die Unannehmlichkeiten.“ Eine Erklärung, warum die Mieter elf Tage ohne warmes Wasser leben mussten, bleibt sie schuldig.

In der Tat hängen am Montag plötzlich Infozettel an den Türen. „Ein Installateur wollte heute bei uns einen Wärmetauscher abholen, die er für die Reparatur benötigt“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Thomas Kehler. Das sei wegen der langen Lieferzeiten, die je nach Modell Wochen dauern können, ein gängiges Vorgehen. „Wir leihen die Teile aus.“ Sobald der Betrieb meldet, dass er mit der Reparatur fertig sei, würden die Stadtwerke sich die Anlage ansehen und freigeben, wenn alles in Ordnung ist.

Bis Montag, 16 Uhr, haben die Mieter immer noch kein warmes Wasser. Beim Einbau des Wärmetauschers sei etwas schiefgegangen, sagt Stadtwerkesprecher Kehler: „Unsere Mitarbeiter sind vor Ort und unterstützen den Installateur. Wir tun alles, damit die Mieter schnell wieder warme Wasser haben.“ Um 17 Uhr dann die gute Nachricht aus Rheinhausen: Es fließt wieder warmes Wasser. Kein heißes, aber immerhin lauwarmes.