Duisburg. Ein Gelände am Rhein in Duisburg wird zum Quartier mit Büros und Restaurants umgebaut. Die Wohnungen sind bald fertig – so sollen sie aussehen.

Wo einst über 100 Jahre lang Roggen und Weizen zu Mehl gemahlen wurden, sollen bald Menschen modern wohnen, arbeiten und schick essen gehen. Auf dem Gelände der Plange Mühle im Duisburger Westen entsteht ein modernes Quartier direkt am Rhein, das langsam Formen annimmt.

Die Mitarbeiter des Planungsbüros rund um Architekt Peter Kling haben jetzt zum „Halbzeitfest“ ins Fabrikschloss eingeladen. Heißt: Das Grobe im Mühlengebäude ist geschafft. Jetzt gehts an die Feinarbeit, damit die Mieter im nächsten Jahr einziehen können.

Neues Quartier in Duisburg: Umbau in drei Abschnitten

Das ganze Gelände an der Homberger Königstraße wird in drei Abschnitten umgebaut, die die Planer als Quartiere bezeichnen. Aktuell arbeiten die Handwerker am ersten Quartier. Eine der größten Herausforderungen dabei ist das 1904 errichtete Fabrikschloss, das unter Denkmalschutz steht.

Peter Kling steht vor dem alten Fabrikschloss. Seit 2018 steuert der Architekt den Umbau der Plange Mühle in Duisburg-Homberg.
Peter Kling steht vor dem alten Fabrikschloss. Seit 2018 steuert der Architekt den Umbau der Plange Mühle in Duisburg-Homberg. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

„Als wir hier vor fünf Jahren angefangen haben, gab es zu dem Gebäude kaum gültige Bestandspläne“, erzählt Kling. Seine Mitarbeiter mussten alles neu ausmessen. „Aber zum Glück waren die Planer vor 120 Jahren nicht dumm und haben viel Qualität ins Gebäude gesteckt, sodass wir es heute weiter nutzen können.“

Arbeiten an der Plange Mühle: Silos spektakulär abgerissen

Im Sommer 2021 wurden die Baugenehmigungen erteilt. Direkt rückte schweres Gerät an, um die 42 Meter hohen Getreidesilos abzureißen. „Hier wurden Betonplatten zerschreddert und Baugruben gefüllt. Mit der Feinplanung konnten wir erst nach einem Jahr beginnen.“

Spektakulär hören sich auch die Arbeiten am Fabrikschloss an. Die Planer ließen 14 Meter hohe Silos zersägen und das Dach öffnen, damit ein Kran die Silos aus dem Gebäude ziehen konnte. „Dort wurde ein Stahlregal eingebaut, also wie das Billy-Regal von Ikea, nur aus dickem, stabilem Stahl“, scherzt der Architekt.

Sanierung eines Denkmals: „Alte Bausubstanz wird zum Leben erweckt“

Stolz präsentiert er, wie „die alte Bausubstanz zum Leben erweckt“ wird. Um den Charakter eines Industriebaus zu erhalten, hat Peter Klings Planungsbüro die Fenster „in mühsamer Detailarbeit“ nachbauen lassen – als Stahlkonstruktion, aber dreifach verglast. Eine teure Angelegenheit: „Die Hälfte der Fenster für das Fabrikschloss ist bestellt und hat schon eineinhalb Millionen Euro gekostet.“

Das 120 Jahre alte Bauwerk sei energetisch komplett saniert und mit sechs Zentimeter dicken Kalziumsilikatplatten von innen gedämmt worden. Wärmepumpen auf dem Dach sollen es beheizen. Außerdem wird eine Fußbodenheizung eingebaut.

Quartier 1: Mietwohnungen, Gewerbe und zwei Restaurants

Wie geht es jetzt weiter an der Baustelle an der Homberger Rheinfront? Während die Handwerker an den Gebäuden arbeiten, führt die Immobiliengesellschaft Plange aus Neuss schon fleißig Gespräche mit möglichen Mietern für die Wohnungen und Gewerbeflächen.

Das Gelände der Plange Mühle wird in drei Abschnitten umgebaut. Das erste Quartier soll im September 2025 fertig werden, das zweite genau zwei Jahre später.
Das Gelände der Plange Mühle wird in drei Abschnitten umgebaut. Das erste Quartier soll im September 2025 fertig werden, das zweite genau zwei Jahre später. © pkp Architekten GmbH | pkp Architekten GmbH

Im Fabrikschloss entstehen fünf Einheiten für Gewerbe und 30 Mietwohnungen. Die meisten Wohnungen sind 60, 70 und 110 Quadratmeter groß. Aber auch eine 220 Quadratmeter große Wohnungen mit Dachterrasse ist dabei. Die Monatsmiete wird auf dem Gelände zwischen 14 und 15 Euro pro Quadratmeter zuzüglich Nebenkosten liegen, meint Kling.

Zehn Wohnungen seien bereits reserviert. Bis zum Frühjahr sollen die Mietverträge unterschrieben werden. „Im September 2025 wollen wir dann ein komplett vermietetes Gebäude an den Bauherren übergeben“, sagt Kling.

Labor wird zum Bistro umgebaut, weitere Gebäude erst mal zurückgestellt

Zum ersten Quartier gehört auch das sogenannte Comptoir, das 1906 erbaut wurde. Es steht genauso unter Denkmalschutz wie das Fabrikschloss von 1904, das Speichergebäude von 1936 und die Flutmauer oberhalb des Leinpfads. Das Comptoir wird zu einem Bistro mit Terrasse und Eventräumen umgebaut.

Die Visualisierung zeigt, wie das Fabrikschloss und das kleine Comptoir aussehen sollen, wenn sie fertig sind.
Die Visualisierung zeigt, wie das Fabrikschloss und das kleine Comptoir aussehen sollen, wenn sie fertig sind. © pkp Architekten GmbH | pkp Architekten GmbH

Im ersten Bauabschnitt geplant waren ursprünglich auch ein weiteres Restaurantgebäude an der Rheinfront und drei Stadthäuser mit insgesamt sechs Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten. Beide Projekte wurden erst mal zurückgestellt, „um das Gesamtvolumen nicht zu sprengen“. Sie sollen jetzt zusammen mit dem zweiten Abschnitt realisiert werden.

Quartier 2: Neue Mehrfamilienhäuser und umgebauter Speicher

Im zweiten Quartier befindet sich das Speichergebäude. Eine Hälfte wird zu einer Art Galerie umgestaltet. Die andere Hälfte wird abgerissen und neu gebaut. Darin sollen ein Restaurant im Erdgeschoss und darüber 14 Mietwohnungen entstehen.

Das Speichergebäude an der Rheinfront wird zur Hälfte abgerissen und neu gebaut. Außerdem entstehen zwei Mehrfamilienhäuser im zweiten Quartier.
Das Speichergebäude an der Rheinfront wird zur Hälfte abgerissen und neu gebaut. Außerdem entstehen zwei Mehrfamilienhäuser im zweiten Quartier. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Außerdem lässt Peter Klings Team im zweiten Quartier zwei Mehrfamilienhäuser mit Dachgärten und 26 Mietwohnungen bauen. Zwischen den Häusern und dem alten Speicher entsteht „das grüne Zentrum der Mühlenanlage“. Hier ist auch ein Spielplatz geplant.

Die Wohnungen im zweiten Quartier sind noch nicht vergriffen. Das gilt übrigens auch für die drei Restaurants. Doch Peter Kling hat zumindest Wünsche: „Im Bistro soll es bürgerliche Küche geben. Für das Erdgeschoss des Speichergebäudes sind Sterneköche im Gespräch. Im weiteren Gebäude sollte es eine hochwertige, aber keine High-End-Küche geben.“

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Quartier 3: Bürogebäude – und ein Parkhaus?

Quartier drei ist im Moment nicht mehr als ein Baufeld. Hier wird ausnahmsweise nichts saniert, sondern alles neu gebaut. Vor allem moderne Bürogebäude sind geplant. Wie viele es werden und wie sie genau aussehen, ist noch unklar. Zudem spreche das Planungsbüro gerade mit der Stadt ab, ob dort ein Parkhaus für das Quartier gebaut werden kann.

„Wir sind im Zeitplan, das ist im Moment selten auf Baustellen“, freut sich Peter Kling. Bis September 2025 soll das erste, zwei Jahre später das zweite Quartier fertig werden. Wann das dritte Quartier steht, könne er nur spekulieren. „Das wird vermutlich erst 2030.“

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>> Geschichte der Plange Mühle: Letzte aktive Getreidemühle der Stadt

  • Schon vor über 200 Jahren stand in Duisburg-Homberg eine Getreidemühle, die damals aber mit Windkraft betrieben wurde. 1856 wird sie an Johann Küppers verkauft, der sie in eine Dampfmühlenanlage umwandelt.
  • Seine Söhne Peter und Mathias Küppers expandieren, kaufen ein Areal am Rheinufer und lassen dort eine elektrisch betriebene Mühle bauen. Sie geht 1907 in Betrieb und wird unter anderem in den 1930ern um den Getreidespeicher erweitert.
  • Ende der 1990er fusionieren die Besitzer mit der Wehrhahn Mühlen GmbH, die von Georg Plange geleitet wird. Kurz darauf erhält die Anlage ihren heutigen Namen: Plange Mühle Homberg.
  • Als die Gebäude 2016 in die Denkmalliste eingetragen werden, ist die Plange Mühle „die letzte verbliebene aktive Industrie-Getreidemühle auf Duisburger Stadtgebiet“.
  • 2018 wird die Produktion in Homberg eingestellt und anschließend nach Neuss verlegt.