Duisburg. Die Neuausrichtung der Duisburger Wirtschaftsförderung startete 2020. Was sie bislang erreicht hat und was die Chefs zum Klöckner-Verlust sagen.

Bald vier Jahre sind vergangen seit dem Beschluss zur Neuausrichtung der Duisburger Wirtschaftsförderung, die seither als Duisburg Business & Innovation (DBI) firmiert. Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen und die Strategie neu zu justieren.

Wo wollen wir anpacken? Wo drückt der Schuh? Neben dem Rückblick richteten die Geschäftsführer Rasmus C. Beck und Michael Rüscher in der Gesellschafterversammlung bereits den Blick nach vorn. „Wir machen uns Gedanken über die Jahre ab 2025“, sagt Beck, der die DBI gemeinsam mit dem städtischen Wirtschaftsdezernenten führt.

Duisburger Wirtschaftsförderung DBI wurde personell aufgerüstet

Er wolle „kein Prospekt-Weltmeister“ sein, hatte Beck, zuvor Chef der Business Metropole Ruhr (BMR) bei seinem Amtsantritt im Februar 2021 gesagt. Ergebnisse erwartet der Rat, der Geld freigab für die personelle Aufrüstung der Gesellschaft. Sie zu liefern, ist auch der Anspruch des 44-Jährigen an sich selbst und sein Team.

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„Wir haben die Aufgaben erfüllt“, sagen Beck und Rüscher zur Bilanz, die DBI sei über das Brot-und-Butter-Geschäft hinaus ein Projektentwickler, der mittlerweile einen wachsenden Anteil seiner Kosten durch eingeworbene Drittmittel decke. Die belaufen sich, so die Geschäftsführer, auf 1,6 Millionen Euro pro Jahr, bis 2025 sollen es zwei Millionen Euro sein.

Die Wirtschaftsförderung DBI führt Rasmus C. Beck (l.) seit Anfang 2021, als Co-Geschäftsführer ist Michael Rüscher (Wirtschaftsdezernent, r.) seit Anfang 2023 im Amt.
Die Wirtschaftsförderung DBI führt Rasmus C. Beck (l.) seit Anfang 2021, als Co-Geschäftsführer ist Michael Rüscher (Wirtschaftsdezernent, r.) seit Anfang 2023 im Amt. © DBI | Thomas Berns

Einnahmen aus Aufträgen zur Entwicklung von Projekten

Das Geld fließt für zusätzliche Aufgaben und Dienstleistungen: Die DBI bietet der Regionalagentur für Fachkräfte ein Dach, führt die Geschäfte des Wasserstoff-Vereins Hy.Region.Rhein.Ruhr, das regionale Netzwerk Circular Economy (Kreislaufwirtschaft) und steuert das EU-Projekt „Digital Green Economy“. City- und Stadtteil-Management sind als neuer Bereich ebenso hinzugekommen wie die Startup-Initiative „garage DU“.

Das Ergebnis der klassischen Wirtschaftsförderung summiert die DBI auf 62 Ansiedlungen, Verlagerungen und Erweiterungen von Unternehmen (insgesamt 1810 Arbeitsplätze) in Duisburg unter ihrer Beteiligung.

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Erhebliche Anstrengungen entfielen auf das Standort-Marketing, die Positionierung Duisburgs auf nationalen und internationalen Immobilien-Messen als aufstrebende „Wasserstoff-Hauptstadt“, als gute Wahl für Unternehmen und Investoren für Großprojekte wie die „Duisburger Dünen“ und Wedau-Nord.

Krisen und Kriege bremsen internationale Kontakte und Großprojekte

Beck nennt außerdem die „Internationalisierung“ der Aktivitäten. Die Intensivierung von Wirtschaftskontakten nach China und zur israelischen Tech-Szene ist durch Ukraine-Krieg und Gaza-Konflikt allerdings deutlich ins Stocken geraten. Auf der Suche nach Chancen für Wasserstoff-Partnerschaften richtet sich der Blick deshalb neuerdings nach Skandinavien, Nordafrika und vor allem Nordamerika.

Verflüchtigt hat sich mittlerweile auch die Hoffnung, die Großprojekte würden sich zu einem Selbstläufer entwickeln. Für den Bau des neuen Ingenieurcampus der Uni Duisburg-Essen (UDE) in Wedau-Nord ist die Finanzierung durch das Land noch nicht gesichert, daran knüpft sich der die Errichtung eines Technologie-Zentrums für universitätsnahe Startups und Firmen, finanziert aus dem 5-Standorte-Programm für ehemalige Kohlekraftwerk-Standorte.

Büroflächen: Alle sind versorgt, aber es fehlen moderne Objekte

Die „Duisburger Dünen“ warten noch auf ihren Bebauungsplan – Wirtschaftsdezernent Michael Rüscher wäre gern schon weiter beim alten Güterbahnhof. Dort soll der Bau von Büro-Immobilien südlich des Hauptbahnhofs weitergehen.

Das sei dringend geboten, sagt Rüscher, in Duisburg mangele es an modernen Büroflächen. „Es sind zwar alle versorgt, aber niemand hat eine Alternative. Wir haben zwar eine hohe Nachfrage, aber stoßen beim Angebot an Grenzen.“ Interessenten tun sich bei Nachbarn wie Düsseldorf um, das vor Beginn der Baukrise etwa mit der „Airport-City“ auf Vorrat baute. „Deshalb haben wir Klöckner verloren“, bedauert Rüscher den angekündigten Abschied des Traditionsunternehmens.

Beck zu Gewerbeflächen: Duisburg braucht bis zu zehn Hektar pro Jahr

Ähnlich sieht es bei den Industriearealen aus. „Wir haben vier bis sechs Hektar an Flächenpotenzialen, die wir mittelfristig anbieten können“, sagt Rasmus Beck, „dabei müssten wir zeitnah acht bis zehn Hektar zusätzlich identifizieren und entwickeln, um die Flächenversorgung aufrecht zu erhalten.“ Die Crux für die DBI: Neues Gewerbe kann fast ausschließlich auf industriell oder gewerblich vorgenutzten, so gennannten Konversionsflächen entstehen, die in der Regel nicht in städtischem Besitz sind.

Selbst dann vergeht, wie am Schlachthof Meiderich, mitunter ein Jahrzehnt mit Beantragung von Fördergeldern, Planung, Genehmigung, Auftragsvergabe und Aufbereitung, bis die Objekte Handwerkern und Gewerbetreibenden angeboten werden können.

Die Reaktivierung von ehemaligen Industriearealen in der Stadt dauert zumeist mehr als zehn Jahre. Der neue Zeus-Gewerbepark in Meiderich (Bild) steht nach Verzögerungen vor der Fertigstellung.
Die Reaktivierung von ehemaligen Industriearealen in der Stadt dauert zumeist mehr als zehn Jahre. Der neue Zeus-Gewerbepark in Meiderich (Bild) steht nach Verzögerungen vor der Fertigstellung. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Ähnlich lange werden wohl Entwicklungen von Industrie-Arealen wie bei Venator (ehem. Sachtleben) in Homberg dauern. Nach der Einstellung der Titandioxid-Produktion sucht der Konzern nach Interessenten für große Teile seines Werksgeländes. Immerhin: Im neuen Gewerbepark auf dem Zeus-Gelände (nahe Ikea) konnte jüngst Richtfest gefeiert werden für rund 30.000 Quadratmeter Gewerbe- und Büroflächen.

Ein größeres Angebot ist kurzfristig kaum zu schaffen. Dennoch steht diese Aufgabe auf der To-do-Liste von Michael Rüscher weit oben. Es gebe, sagt der Wirtschaftsdezernent, durchaus ein Potenzial an kleineren so genannten „unrentiertlichen Flächen“ in Privatbesitz, die gewerblich nutzbar gemacht werden können. Für Ankauf und Entwicklung einen Fonds zu schaffen, ist eine Idee, an der Michael Rüscher bereits seit einiger Zeit arbeitet.