Duisburg. Kneipenflair und Hausmannskost bietet das neue Duisburger Lokal „Zwo8 – Zur alten Mühle“. In unserer Gastro-Kritik offenbart sich aber ein großes Problem.

Die Namen sind andere, aber eigentlich ist alles so wie früher. Als wir die neue Gaststätte „Zwo8 – Zur alten Mühle“ in Duisburg-Bergheim für unsere Gastro-Kritik betreten, werden wir von Kneipengesprächen begrüßt, so alt wie die Zeit. Dass die Politik viel Mist macht im Moment, da sind sich die alten Herren einig, während das dritte KöPi schmeckt. Man muss nicht ihrer Meinung sein, aber gemeinsam mit der dunklen Theke im Gastraum, mit dem Zapfhahn, der niemals stillsteht: ein betörendes Ensemble deutscher Kneipenkultur.

„Urigkeit“ ist allerdings keine Kategorie in unserer Gastro-Kritik – wie ist es also um Geschmack, Atmosphäre, Service und Preis-Leistungs-Verhältnis bestellt? Wir haben getestet. Wichtig zu erwähnen: Wir waren am Abend vor Ort, diese Gastro-Kritik bewertet also ausdrücklich nicht den Mittagstisch, den es an vier Tagen in der Woche gibt.

Atmosphäre: Wie ja schon eingangs erwähnt: In Sachen Atmosphäre macht „Zwo8“ alles richtig. Also, wenn man auf altdeutsche Kneipen steht, zumindest. Der Wintergarten an der ruhigen Höschenstraße ist lauschig und gemütlich, der Gastraum im vorderen Bereich ist ganz auf das Herzstück Theke ausgerichtet, irgendwie fühlen sich sogar die kaltweißen Toilettenräume an wie früher. Apropos kalt: der hintere Gastraum, in dem größere Besuchergruppen Platz finden, ist eher zweckdienlich und steril eingerichtet – und fällt im Vergleich mit dem herzlichen Geist, der durch den Rest der Gaststätte weht, deswegen ein bisschen ab.

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Trotzdem: im „Zwo8“ essen, ist wie im Wohnzimmer sitzen. Die Kellnerinnen sind freundlich, aber nicht überkandidelt, und man merkt, dass die meisten Gäste hier Stammkunden sind – trotzdem wird man als Neuankömmling nicht als Kunde zweiter Klasse behandelt. Und diese Vermutung sei erlaubt: Wer öfter hier vorbeischaut, gehört im besten Sinne ganz schnell zum Inventar.

Neue Gaststätte in Duisburg: grobe Schnitzer im Service

Service: Aber. Selten hat dieses Wort so gut gepasst, selten zwei so gegenteilige Dinge trennen müssen wie die Atmosphäre und den Service im „Zwo8“. Letzterer ist bei unserem Test nämlich, so unumwunden muss man es sagen: schlecht. Es dauert eine halbe Stunde und eine Erinnerung, bis drei Getränke auf dem Tisch stehen, das Pils hat keinen Schaum mehr und die Kohlensäure ist nur noch zu erahnen. Das ist nie gut, in einer Kneipe ist es fatal.

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Leider geht es ähnlich weiter: Als die Getränke da sind, bestellen wir unser Essen, zweimal Schnitzel und einmal Currywurst. Nach einer halben Stunde dann ein kleines Déjà-vu, die Kellnerin fragt, ob wir denn auch etwas essen möchten. Nanu? Unsere Bestellung ist irgendwo zwischen hier und der Küche verschüttgegangen, nach einer weiteren halben Stunde und einer erneuten Bestellung steht es dann auf dem Tisch. Ähnliches widerfährt auch einer Kundin am Nebentisch: Während alle Grillhähnchen gleichzeitig geflattert kommen, ist ihres wohl verloren gegangen und landet mit einer halben Stunde Verspätung.

So viel muss aber dazu gesagt werden: Diese Punkte sind Kritik am Service, aber ausdrücklich nicht an den Servicekräften selbst. Die sind den ganzen Abend lang freundlich, entschuldigen sich sofort und bieten kleine Wiedergutmachungen aufs Haus an – die deutlich spürbare Überforderung lässt sich trotzdem nicht wegargumentieren.

Schnitzel und Currywurst: Beim Essen reißt es das „Zwo8“ wieder raus

Angebot und Geschmack: Hier glänzt das „Zwo8“ wieder, das Essen ist – gemessen am Maßstab einer Gaststätte – überdurchschnittlich gut. Das panierte Schweineschnitzel mit Pommes (14,50 Euro inklusive Salat) ist ausgesprochen zart, nicht eine Fettsträhne trübt das Fleisch. Die Pommes sind knusprig und schön kartoffelig, die Gewürzsalzmischung anstelle von normalem Salz ist natürlich Geschmackssache. Das Jägerschnitzel (16,50 Euro inklusive Pommes und Salat) hält noch eine so unerwartete wie willkommene Überraschung bereit: Die Pilze sind frisch.

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Die Spezialität des Hauses, das halbe Grillhähnchen, gibt es gleich in drei Varianten: Klassisch, scharf und mit Knoblauch schlägt es jeweils mit sieben Euro zu Buche, wer Pommes dazu möchte, zahlt 11 Euro. Beim Federvieh lohnt sich ein Anruf vor dem Besuch, ohne Vorbestellung braucht der Flattermann nämlich zirka 30 Minuten von der Bestellung bis an den Platz.

Heimlicher Star: Die Currywurst im Duisburg „Zwo8 – Zur alten Mühle“ überraschte mit ungewöhnlichem Geschmack.
Heimlicher Star: Die Currywurst im Duisburg „Zwo8 – Zur alten Mühle“ überraschte mit ungewöhnlichem Geschmack. © FFS | Jonas Schlömer

Heimlicher Star der Kneipenküche ist aber ein wenig unerwartet die Currywurst. An der grundsoliden Bratwurst ist nichts auszusetzen, aber gerade die Currysoße zieht den nichtsahnenden Hungrigen in ihren Bann. Die eher tomatige Soße wartet nämlich mit einer ungewöhnlichen Geschmackskomponente auf, die zwar nicht ganz einwandfrei zu bestimmen ist, aber in Richtung Basilikum tendiert. Überraschend – und lecker.

Fazit: Es hätte alles so schön sein können. Die urige Atmosphäre, das freundliche Personal, das leckere Essen. Aber. Bei aller Kulanz für ein Team, das sich vielleicht noch einspielen muss, für den Stress eines geschäftigen Abends, dürfen Serviceschnitzer wie bei unserem Besuch eigentlich nicht passieren. Duisburgern deswegen vom Besuch abzuraten, wäre aber unfair, im Gegenteil: Wer nach einer Kneipe, einer Gaststätte „wie früher“ sucht, ist im „Zwo8“ genau richtig. Er muss sich bloß darauf einstellen, dass nicht alles reibungslos läuft.

Bewertung:

Geschmack: 4/5 Punkten

Atmosphäre: 5/5 Punkten

Service: 1/5 Punkten

Preis-Leistungs-Verhältnis: 4/5 Punkten (Achtung: nur Barzahlung)

Adresse: Höschenstraße 1a, 47228 Duisburg

Kontakt: 02065 64 08 1

Öffnungszeiten: Montags, dienstags, mittwochs und freitags von 11.30 Uhr bis 14 Uhr (Mittagstisch) und ab 17 Uhr. Samstags ab 17 Uhr. Sonntags von 14 bis 16.30 Uhr (Kaffee und Kuchen) und ab 17 Uhr.

Hinweis der Redaktion: Diese Gastro-Kritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil des Verfassers. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.