Duisburg. Thomas Zilz war „ein echtes Original“ der Duisburger Kneipenszene, nun ist er plötzlich gestorben. Wie es mit seinem „König am Park“ weitergeht.
Schon wieder muss der Duisburger Westen von einem Urgestein der Gastroszene Abschied nehmen. Thomas Zilz ist am Montag, 14. Oktober, im Alter von 57 Jahren gestorben. Viele Rheinhauser kannten ihn als „Zille“ – so hieß auch seine erste Kneipe in den 1990ern. Zuletzt stand er über 20 Jahre lang im „König am Park“ (KaP) hinter dem Tresen.
Zurzeit bleiben die Lichter in der Rondell-Kneipe am Rheinhauser Volkspark aus, die Tische und Stühle im Außenbereich gestapelt. Auf der Fensterbank neben dem Eingang stehen eine weiße Kerze und eine Blumenvase mit vier roten Gerbera. An der Eingangstür hängt ein Zettel: „Leider bleibt das KaP bis auf Weiteres geschlossen!“
Wirt verstorben: Thomas Zilz stand am Wochenende noch hinter der Theke
Das Lokal an der Gartenstraße gibt es schon ewig. Viele Stammgäste trauern jetzt um den verstorbenen Betreiber. „Ich habe mit einigen von ihnen gesprochen. Wir sind alle fassungslos“, sagt die langjährige Mitarbeiterin Coco. Am Samstag habe Thomas Zilz noch hinter der Theke gestanden, wenige Tage später hörte sie von seinem Tod. „Der kam völlig unerwartet.“
2002 habe „Zille“ die Kneipe am Volkspark übernommen. Daran erinnert sich Coco noch gut, weil sie nur ein Jahr später selbst anfing, dort zu kellnern. Über 20 Jahre waren sie ein eingespieltes Team vor und hinter der Theke. „Ich habe sogar mein Studium hingeschmissen, weil ich unter Zille gelernt habe, dass das hier mein Traumjob ist“, meint sie.
Stammgast erinnert sich an „legendäre“ Karaoke-Abende im „KaP“
Der Chef habe immer ein offenes Ohr für seine Gäste gehabt und sich auch die skurrilsten Geschichten angehört. „Teilweise haben uns Fremde, die zum ersten Mal hier waren, direkt ihre ganze Lebensgeschichte erzählt. Dafür war er immer zu haben“, sagt Coco.
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So bleibt er auch Stammgast Dennis Marschallik in Erinnerung: „Eine Tratschtante war er nicht, aber immer nett, aufmerksam und ein echtes Original eben.“ Marschallik habe alle Kneipen von „Zille“ besucht. Das „König am Park“ verbinde er mit dem Chef und seinen Karaoke-Abenden: „Die sind legendär und jedes Mal wie ein Klassentreffen.“
Thomas Zilz begann seine Karriere in bekanntem Kult-Lokal
Die Kneipen-Karriere von Thomas Zilz begann einst in der Kult-Gaststätte „Dorfschenke“ in Friemersheim, die zunächst als kleinstes Programmkino und später als erstes Internetcafé Deutschlands bekannt wurde. „Wir haben dort zusammen gekellnert, das war ein echtes Szenelokal“, weiß Petra Müller, die ihn „seit Ewigkeiten“ kannte.
In den 1990ern eröffnete der Rheinhauser seine erste eigene Kneipe, und zwar an der Atroper Straße in Hochemmerich. Sie hieß so, wie der Chef seit Kindheitstagen genannt wurde: „Zille“. Im Lokal trafen sich Billard- und Dartvereine. Außerdem liebten es viele Gäste für die regelmäßigen Live-Konzerte.
Wenige Jahre nach der Eröffnung zog Zilz mit seiner Kneipe und einigen Mitarbeitern an die Günterstraße um. Das Konzept blieb ähnlich, der Name der Kneipe gleich. Die neuen Räume der Lokalität nannten Stammgäste fortan „Zille zwei“.
Tod von „Zille“ kommt für Stammgäste „total plötzlich“
Nach dem Jahrtausendwechsel übernahm der Wirt das „König am Park“ in Rheinhausen. Die Kneipe an der Günterstraße gab er wenig später auf – wohl auch, weil das Lokal am Volkspark so gut lief, wie Petra Müller meint: „Hier sind schon immer viele Leute auf einen Café oder ein Bier hingefahren. Man konnte sich auch alleine an einen Tisch setzen und hat trotzdem immer jemanden gefunden, um sich zu unterhalten.“
Petra Müller trifft sich jeden Mittwoch mit einem großen Freundeskreis zum Stammtisch im „KaP“. Thomas Zilz habe sie in der vergangenen Woche wie üblich in der Kneipe gesehen. „Dass er jetzt gestorben ist, kam für uns total plötzlich.“
Viele Bekannte bekunden Mitgefühl in sozialen Medien
Vom Tod des Wirts hörten viele entweder von Bekannten und Angehörigen oder über „Facebook“. Im sozialen Netzwerk verkündete seine Ehefrau Susanne Zilz die traurige Nachricht in einem emotionalen Post. In den Kommentaren drücken knapp 50 Personen ihr Mitgefühl und ihre Trauer aus.
Susanne und Thomas Zilz lebten zwar seit 20 Jahren getrennt, „wir waren aber immer gut befreundet und sind irgendwie nie dazu gekommen, uns scheiden zu lassen, obwohl wir beide neue Lebenspartner haben“, erzählt sie im Gespräch.
Über ihre Beziehung scherzten die beiden in der Kneipe oft. So hatten sie den Plan, den silbernen Hochzeitstag im vergangenen Jahr noch einmal groß zu feiern und sich danach scheiden zu lassen. Dazu sei es aber nicht gekommen.
„Jetzt sitz‘ ich hier und heule und du wirst uns und mir sehr fehlen. Ein großes Stück Rheinhausen ist mit dir gegangen. Irgendwie unbegreiflich.“
„Jetzt hat der feine Herr sich vom Acker gemacht“, schreibt Susanne Zilz bei „Facebook“. Er habe wohl die Anwaltskosten sparen und nach seinem verstorbenen Vater schauen wollen. „Blöder Plan Zille. Jetzt sitz‘ ich hier und heule und du wirst uns und mir sehr fehlen“, schreibt sie weiter. „Ein großes Stück Rheinhausen ist mit dir gegangen. Irgendwie unbegreiflich.“
So steht es um die Zukunft des „König am Park“
Wie geht es nun weiter mit dem Rheinhauser Traditionslokal? Das Grundstück und auch die Gaststätte gehören der Stadt Duisburg. Sprecher Malte Werning sagt: „Wir wissen momentan noch nicht, ob ein anderer Betreiber den Betrieb übernehmen möchte.“ Es gebe aber die rechtliche Möglichkeit, eine vorläufige Erlaubnis zu beantragen, „um den nahtlosen Weiterbetrieb eines Gaststättenbetriebes sicherzustellen“.
Ob sie das Lokal selbst weiter betreibt oder ob sie es abgibt – darüber will sich Susanne Zilz als Erbin jetzt Gedanken machen. „Es ist noch zu früh, um darüber etwas zu sagen.“
Die langjährige Mitarbeiterin Coco wäre froh, weiter in Kneipe arbeiten zu können: „Natürlich möchten alle, dass das KaP weiter bestehen bleibt, aber darüber entscheiden die Erben.“
Wie die Entscheidung auch ausfällt, an einen Satz von „Zille“ würden sich die meisten Besucher wohl für immer erinnern. Coco zitiert ihn so: „Ich habe die besten Gäste der Welt.“
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>> Duisburger Westen trauert um drei verstorbene Wirte
- Mit Thomas Zilz gibt es nun den dritten Todesfall in der linksrheinischen Kneipenszene innerhalb eines Monats.
- Am 13. September ist Detlef Pless verstorben. Er führte über 15 Jahre lang den Irish Pub „Dexter Island“ in Homberg.
- Wenige Tage später verkündete die Homberger Kneipe „R(h)einblick“ den Tod ihrer Chefin. Auch Martina Kischkat stand 15 Jahre hinter dem Tresen.
- Die Trauerfeier für Thomas Zilz mit anschließender Beisetzung findet am 8. November um 11.30 Uhr auf dem Friedhof Trompet statt. Danach laden die Angehörigen ins Jugendzentrum „Tempel“ ein. „Alle, die ihn kannten, sind herzlich willkommen“, sagt Susanne Zilz.