Duisburg. Das Schuhhaus Kos verlässt die Duisburger Innenstadt. Der Inhaberin fällt der Abschied nicht leicht. Vor allem einer ihrer Gründe überrascht.
„Räumungsverkauf“ steht in roten Lettern auf dem Schild: In der Duisburger Innenstadt macht wieder ein Fachgeschäft dicht. Das Schuhhaus Kos, das seit 1996 in der City ansässig war, hat seinen Rückzug angekündigt. Ende Oktober soll voraussichtlich Schluss sein auf dem Salvatorweg, bis dahin gebe es Rabatte „von 30 bis 70 Prozent“, wie Geschäftsführerin Gisa Schmitz auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt.
Duisburger City: kaum noch inhabergeführte Schuhgeschäfte
Die Kundschaft bedauert die Schließung. „Wo sollen wir denn in Zukunft Schuhe kaufen?“ meint eine Kundin, die mit traurigem Gesicht das noch verbliebene Sortiment betrachtet. „Tja, wir werden das oft gefragt“, antwortet eine der Verkäuferinnen. Sie zuckt mit den Schultern. Für die Bedürfnisse der älteren Menschen gebe es in der Duisburger Innenstadt kaum noch inhabergeführte Schuhgeschäfte, „eigentlich nur noch Dismer im Forum“, sagt die Mitarbeiterin.
In den vergangenen drei Jahrzehnten hatte man sich im Schuhhaus Kos auf so genannte „Komfortware“ von Herstellern wie ara oder Gabor konzentriert. Das zog vor allem Stammkundinnen und -kunden an, die keine „Schuhe von der Stange“ tragen können oder wollen.
Geschlossenes Galeria-Parkhaus und Mietvertag wurden zum Problem
„Aber trotz der Stammkundschaft hatten wir in den letzten Jahren auch Umsatzrückgänge“, erklärt Schuhhaus-Kos-Geschäftsführerin Gisa Schmitz. Gründe hierfür seien Kaufzurückhaltung, gestiegene Preise und die Verunsicherung der Menschen durch die angespannte weltpolitische Lage. Auch einen „Frequenzverlust“ habe es gegeben, nachdem das Galeria-Warenhaus und damit überraschend auch das Parkhaus an der Heuserstraße dicht gemacht hatte. Viele Kunden und Kundinnen hätten gerne direkt nebenan geparkt, um bei Kos einzukaufen.
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Inzwischen ist das Parkhaus zwar wieder auf. Durch die Schließung der Galeria-Kaufhof-Filiale sei es aber noch in einem anderen Punkt schwierig geworden: „Wir hatten bis Juni vergangenen Jahres einen Untermietvertrag direkt mit Galeria Kaufhof“, erklärt Schmitz. „Danach mussten wir einen Mietvertrag mit der Verwaltungsfirma der Immobilie abschließen.“
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Und genau das wurde zum Problem: Denn die Immobilienverwaltung habe auf einen Festmietvertrag mit der Klausel „dreimonatiges Sonderkündigungsrecht seitens des Vermieters“ bestanden. „Im Schuhhandel wird aber gut sechs Monate vor Auslieferung die Ware bestellt.“ Außerdem hätten einige Mitarbeiterinnen Kündigungsfristen von sieben Monaten. „Daher ist das Risiko zu groß, das Geschäft an diesem Standort weiterzuführen, da wir mit einer kurzfristigen Kündigung seitens des Vermieters rechnen mussten“, erläutert Gesa Schmitz.
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Die Wuppertaler Unternehmerin hatte das Geschäft von Monika Kos übernommen, die sich altersbedingt zurückgezogen hatte und die einst selbst scherzhaft von sich sagte, sie sei „in einem Schuhkarton geboren“. Tatsächlich ist der Name Kos vor allem den Marxlohern ein Begriff: Im Stadtteil gab es 62 Jahre lang eine Filiale des Schuhhauses, die Monikas Vater Franz in den Nachkriegsjahren eröffnet hatte.
„Innenstadt hat an Attraktivität verloren“
Gesa Schmitz kam 2010 ins Spiel. Damals sei sie „von der Innenstadt, den Mitarbeiterinnen und der netten und kauffreudigen Kundschaft begeistert“ gewesen, erinnert sich Schmitz. Doch während sie vom Team vor Ort und der „netten Kundschaft“ weiterhin überzeugt sei, hätte die Innenstadt für ihre Zielgruppe an Attraktivität verloren. „Es finden hier immer noch tolle Aktionen statt, aber für die Kundschaft Ü60 oder Ü70 gibt es hier ja sonst nichts mehr.“ Und so verliert die Duisburger Innenstadt ein weiteres Fachgeschäft – und acht feste Mitarbeiterinnen ihren Job.
Erinnerungen: Auch diese Schuhfachgeschäfte gab‘s mal in Duisburg
- Neben dem Schuhhaus Kos gab es andere inhabergeführte Schuhfachgeschäfte in der Innenstadt, an die sich wohl noch viele Duisburger erinnern. So zum Beispiel das Schuhhaus Hoselmann auf der Königstraße 12, das 2003 schließen musste.
- Nach 133 Jahren endete auch in Buchholz die Geschichte eines Familienbetriebs, als 2020 das Schuhhaus Damm schloss.
- Auch das Schuhhaus Buhr auf der Oststraße in Neudorf ist inzwischen Vergangenheit.
- Weiterhin geöffnet sind in der Innenstadt unter anderem „Schuhtique“ in der Königsgalerie und „Sohle Mio“ auf der Wallstraße.
- Und das Schuhhaus Kluge in Wanheimerort gehört zu den ältesten inhabergeführten Schuhläden, die es in Duisburg noch gibt: Seit 80 Jahren existiert das Fachgeschäft an der Fischerstraße.