Duisburg. Der Duisburger Klinikverbund EVKLN sehe sich „in seiner Existenz gefährdet“, heißt es in einem Bericht. Das sagt die Geschäftsführung zur Lage.

Das Ev. Klinikum Niederrhein (EVKLN) muss offenbar für das Geschäftsjahr 2023 einen Verlust von fast 23 Millionen Euro ausweisen. Der Geschäftsführer des Duisburger Klinkverbundes, Franz Hafner, sieht sich deshalb veranlasst, eine Insolvenzgefahr zu dementieren: „Wir sind in der Lage, alle finanziellen Verpflichtungen wie geplant zu erfüllen. Es besteht keine Gefahr für unsere Zahlungsfähigkeit.“

Mit der verpflichtenden Veröffentlichung seiner Bilanzen im bundesweiten Unternehmensregister hat es das EVKLN nicht so eilig. Das Ergebnis von 2023 befinde sich, so heißt es, „noch in der Abstimmung in den Gremien“ des städteübergreifenden Verbundes (Fahrner Krankenhaus, Herzzentrum, Bethesda, Ev. Krankenhaus Dinslaken, Johanniter Oberhausen) mit rund 4500 Beschäftigten.

Geschäftsführer des Duisburger Verbundes: Keine Gefährdung der Existenz

Die Bilanz-Kennzahlen für 2023 hat nun das Magazin „Klinik Management“ in seiner Online-Ausgabe veröffentlicht. Demnach weist der Verbund einen Verlust von 22,9 Millionen Euro aus. Dabei hätten sich, so der Branchendienst, „die Ertragskennziffern auf allen Ebenen deutlich verschlechtert“. Statt eines erwarteten Gewinns von 400.000 Euro (nach Steuern) gebe es einen Verlust aus dem laufenden Geschäft in Höhe von 10,9 Millionen Euro. In der Folge sei die Liquidität von 45 auf 30,4 Millionen Euro geschrumpft, die Verbindlichkeiten stiegen laut KMA-Online von 37,4 auf 54,1 Millionen Euro.

Die EVKLN-Spitze bestätigt diese Zahlen, betont aber, „dass keine Gefährdung der Existenz des Evangelischen Klinikums Niederrhein vorliegt.“ Geschäftsführer Hafner: „Unser finanzielles Fundament ist solide, und sowohl das Eigenkapital als auch die Liquidität des Unternehmens sind stabil.“ Es gebe „bereits deutliche Zeichen der Erholung und des Wachstums, die für das kommende Jahr eine positive Entwicklung vorhersagen.“

Es gibt keine existenzielle Gefährdung für das Ev. Klinikum Niederrhein, betont Franz Hafner, seit 2020 Geschäftsführer des Verbundes, zu dem fünf Häuser in Duisburg, Oberhausen und Dinslaken zählen.
Es gibt keine existenzielle Gefährdung für das Ev. Klinikum Niederrhein, betont Franz Hafner, seit 2020 Geschäftsführer des Verbundes, zu dem fünf Häuser in Duisburg, Oberhausen und Dinslaken zählen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

EVKLN muss Großteil der Umbaukosten selbst erwirtschaften

Als Gründe für die Defizite der vergangenen vier Jahre – lediglich für 2021 wies der Verbund einen Gewinn in Höhe von rund 840.000 Euro aus – nennt das Management die „außergewöhnlich gestiegenen Kosten sowie die gegenwärtigen Finanzierungsbedingungen für Krankenhäuser.“ Schon das Jahr 2020 endet mit einem Verlust von 15,8 Millionen Euro, für 2022 verzeichnet das EVKLN ein Minus in Höhe von 9,4 Millionen Euro.

Der Verbund steht kurz vor dem Ende eines ebenso umfassenden wie teuren Umbaus. Die Kosten für die Sanierung und Erweiterung des Ev. Krankenhauses DU-Nord, die nach mehreren Umplanungen von ursprünglich kalkulierten 110 Millionen Euro auf rund 150 Millionen Euro gestiegen sind, muss der Verbund nach eigenen Angaben zu 80 Prozent aus eigener Kraft stemmen. Im Herbst soll das Herzzentrum aus Meiderich in den Neubau nach Röttgersbach umziehen.

Leistung steigern, Kosten reduzieren, Synergien heben: Schon für 2024 erwartet Dr. Andreas Sander, medizinischer Geschäftsführer des Ev. Klinikums Niederrhein, bessere Geschäftszahlen.
Leistung steigern, Kosten reduzieren, Synergien heben: Schon für 2024 erwartet Dr. Andreas Sander, medizinischer Geschäftsführer des Ev. Klinikums Niederrhein, bessere Geschäftszahlen. © EVKLN | EVKLN

Für das laufende Jahr „Leistungssteigerung“ in Höhe von acht Prozent erwartet

„Das ist ein entscheidender Schritt“, sagt Hafner, „er bringt Synergieeffekte, die Kosten reduzieren“, sagt Hafner. Weitere „strategische Maßnahmen“ zeigten bereits Wirkung. Gemeint ist die Aufgabe von Doppelstrukturen im medizinischen Portfolio des Verbundes, sowie Leistungssteigerungen und Kostenreduzierungen der Abteilungen. Er lässt die Geschäftsführung schon für das laufende Jahr eine Verbesserung in Höhe von acht Prozent erwarten.

Auch interessant

Dennoch bleibe „die Qualität unserer medizinischen Versorgung auf höchstem Niveau“, betont Dr. Andreas Sander. Positiv stimmt den medizinischen Geschäftsführer das Ergebnis der NRW-Klinikreform: „Wir haben sehr gut abgeschnitten, was uns weiter stärkt.“ Das EVKLN kommt, vom Verlust der Nephrologie in Oberhausen, weitgehend ungeschoren davon, gestärkt durch die Neuordnung wird das Herzzentrum.

>> VERHANDLUNGEN ÜBER FUSION: KEIN KOMMENTAR DER GESCHÄFTSFÜHRUNG

  • Das EVKLN prüfe Kooperationen mit anderen Partnern, berichtet das Magazin „Klinik Management“. Möglich sei, dass es deshalb „über kurz oder lang in einem größeren kirchlichen Verbund aufgehen wird“. Die Geschäftsführung kommentiert diese Vermutung in ihrer Stellungnahme nicht.
  • Gleichwohl hat die Klinikreform Bewegung in die Zusammenarbeit der protestantischen Träger gebracht. Die Stiftung des Bethanien in Moers bestätigte dieser Tage mit Fusionsverhandlungen mit dem Ategris-Verbund, zu dem die beiden evangelischen Häuser in Oberhausen (EKO) und Mülheim zählen.
  • Neu sind solche Überlegungen auch in der Chefetage des Fahrner Krankenhauses nicht. Dort sprach sich bereits der langjährige Geschäftsführer Otto Eggeling (bis 2020) für eine Vergrößerung des Verbundes aus.

Auch interessant