Duisburg. Duisburgs Stadtbibliothek zeigt nur selten ihre wertvollsten Bücher. Jetzt gibt es Einblicke in die kostbare Sammlung – aber nur für kurze Zeit.

Schwarze und rote Tinte auf Pergament, die Schrift kaum lesbar, der restaurierte Einband eine Mischung aus Holz und Leder – der „Sachsenspiegel“ ist ein richtiges Unikat. Und ein seltener Anblick für Besucherinnen und Besucher der Stadtbibliothek Duisburg. Nur zu besonderen Anlässen öffnet diese ihre „Schatzkammer“ mit historischen und wertvollen Büchern. Jetzt ist es wieder so weit – aber nur für kurze Zeit.

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Stadtbibliothek Duisburg zeigt wertvolle und historische Bücher

Dabei handelt es sich natürlich nicht um eine Schatzkammer, wie sie sich jetzt manch einer vorstellen mag – von dicken Steinmauern und Fackeln an der Wand keine Spur. Ganz im Gegenteil: Die „Sammlung Historische und Schöne Bücher“ befindet sich im dritten Stock der Duisburger Stadtbibliothek im Stadtfenster. Der Raum ist hell eingerichtet, an drei Wänden stehen deckenhohe Bücherregale, viele kleine Lampen geben kaltweißes Licht ab.

Dafür aber keine Wärme. Denn um die teilweise mehrere 100 Jahre alten Materialien – Holz, Leder, Pergament – zu erhalten, herrschen in dem Raum durchgehend 16 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 45 bis 50 Prozent. Trotz der hohen Temperaturen draußen sollten also Besucher an Pulli oder Jacke denken.

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Anlass, die Schatzkammer zu öffnen, ist der 275. Geburtstag von Goethe. Dabei bekommen Besucher aber nicht nur besonders schöne (Erst-)Ausgaben von „Faust“, „Die Leiden des jungen Werthers“ und „Egmont“ zu sehen. Bibliothekarin Martina Kutscher führt eineinhalb Stunden durch die knapp 700-jährige Geschichte des Buchdrucks – natürlich nur mit Handschuhen, um die wertvollen Stücke nicht zu beschmutzen.

Büchersammlung ist über eine Million Euro wert

Dabei gewährt sie Einblicke in Bücher in allen Größen und Formen, mit Einbänden aus Leder, Samt, Holz oder Pappe. Zwei Exemplare stechen dabei besonders hervor: Eine von 460 Handschriften des Sachsenspiegels aus dem Jahr 1385 und ein sogenanntes „Faksimile“ des Evangeliars Heinrichs des Löwen.

Ein Faksimile ist eine teure und aufwendige Reproduktion, in diesem Fall des Originals aus 1180. Bunte Abbildungen, mit Gold verziert, wechseln sich ab mit dicht beschriebenen Seiten. Das Original wurde 1983 für stolze 32 Millionen Deutsche Mark von einem deutschen Bieterkonsortium erworben. Das Faksimile ist lange nicht so viel wert – aber mehrere Tausend Euro könnten es schon sein, mutmaßt Kutscher.

Die Stadtbibliothek öffnet ihre Schatzkammer
Auch als der Buchdruck schon weit entwickelt war, wurden einige Buchstaben am Ende künstlerisch per Hand gezeichnet. Für die wurde beim Druck extra Platz gelassen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Der Sachsenspiegel, ursprünglich verfasst im 13. Jahrhundert von einem Schöffen namens Eike von Repgow, dürfte hingegen einen deutlich höheren Wert haben. Eine genaue Summe kann Kutscher nicht nennen, aber: Aufgrund seiner historischen Bedeutung und seines Alters sei das Rechtsbuch ganz klar das wertvollste Stück in dem Raum. Die komplette Sammlung, bestehend aus ca. 3500 Werken, sei auf über eine Million geschätzt worden.

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Historische und seltene Bücher: Sammlung nur kurze Zeit geöffnet

Einen Teil der Buchschätze präsentiert die Stadtbibliothek immer wieder mal zu besonderen Anlässen – etwa zum Welttag des Buches oder dem der Handschrift. Und jetzt eben zu Goethes Geburtstag. „Er war sehr produktiv und vielfältig“, erklärt Kutscher. Daher gebe es von ihm besonders viele Werke – mehr als von vergleichbaren Literaten – und aufgrund seiner hohen Anerkennung als Dichter schon zu Lebzeiten auch besonders viele unterschiedliche Ausgaben. Die Bibliothekarin zeigt auf zwei Regale: „Das ist alles Goethe“.

Die Stadtbibliothek bietet noch zwei Termine an für alle, die sich die Werke aus nächster Nähe anschauen wollen: am 29. August um 17 Uhr und am 30. August um 16 Uhr. Interessierte können sich im Veranstaltungsportal der Stadtbibliothek online anmelden, die Veranstaltung ist kostenlos. Wann die Sammlung dann das nächste Mal geöffnet wird, steht noch nicht fest.