Duisburg. In die Wache der DLRG am Toeppersee ist eingebrochen worden. Bei Ehrenamtlern wächst die Wut. Warum Vandalismus die Sicherheit gefährdet.
Sie riskieren ihr eigenes Leben, um das von anderen zu retten. Die Männer und Frauen opfern als Ehrenamtler zig Stunden ihrer Freizeit, trainieren, bilden sich an Wochenenden und im Urlaub weiter, damit andere Menschen in Duisburg sicher schwimmen und Badeunfälle möglichst überleben. Doch bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) wachsen jetzt Frust und Wut. Schon wieder. Einbrecher haben mehrfach an der Wachstation am Toeppersee gewütet. Schon wieder.
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„Drei Jahre hatten wir Ruhe, jetzt haben sie uns wieder die Toranlagen eingetreten“, sagt Martin Flasbarth im Gespräch mit der Redaktion. Der Leiter der DLRG Rheinhausen und zusätzlich der gesamten DLRG Duisburg ist ein Freund klarer Worte, doch was er von den Tätern denkt, behält er dann doch lieber für sich.
Vandalismus in Duisburg: DLRG-Chef rät von Selbstjustiz ab
Nur so viel: Seine Mitglieder sind wütend über den neuerlichen Vandalismus. Wütend genug, dass der Vorsitzende sowohl seinen Lebensrettern als auch den Spaziergängern rund um den Toeppersee dringend empfiehlt, nicht selbst einzugreifen, wenn sie Täter inflagranti erwischen. Sie sollen lieber die Polizei rufen. Denn mit Selbstjustiz sei niemandem geholfen.
Sein Verein vermutet, dass die Täter in diesem Sommer bislang Jugendliche oder junge Erwachsene waren, die „in der Ferienzeit ohne Aufsicht durch ihre Eltern sind“ und die Wachstation als Lost Place sehen. Schließlich liegt die alte Hütte aus den Sechszigerjahren abgelegen am Borgschenweg und am Seeufer.
Die Duisburger Polizei bestätigt zwei Einbrüche in die DLRG-Wache am Toeppersee
Die Polizei Duisburg bestätigt zwei Vorfälle und entsprechende Anzeigen. Eine wegen Sachbeschädigung rund um den Monatswechsel von Juli auf August und eine frühere wegen Hausfriedensbruch. Demnach waren Streifenwagen am 29. Juni ausgerückt, nachdem ein Zeuge vier Jugendliche und eine Rauchwolke dort auf dem DLRG-Gelände bemerkt hatte.
Der Zeuge konnte einen Jugendlichen festhalten, bis die Polizisten eintrafen. Sie ermittelten später die Identität eines weiteren beteiligten Jugendlichen. Die Ermittlungen laufen noch. Der Rauch, den der Zeuge bemerkte, entstand, weil die Jugendlichen auf einem Grill etwas angezündet hatten.
Schon bei der Einbruchswelle im Jahr 2021 hatten Eindringlinge immer wieder an der DLRG-Wache gekokelt und Feuer gelegt.
Die Wachstation ist wichtig für die Sicherheit in vielen Duisburger Gewässern
Für die DLRG und für die Sicherheit in Duisburger Gewässern ist die abgelegene Hütte am Toeppersee als Wachstation enorm wichtig. Sie ist ein Ausbildungsstandort, an den Rettungsschwimmer mit dem Silberabzeichen aus der ganzen Stadt für ihre Ausbildungsmodule hinkommen.
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Außerdem lernen die Lebensretter dort Einsatztaktik, wie sie sich im natürlichen Gewässer bewegen oder Badegäste höflich aber bestimmt auf Fehler aufmerksam machen. Taucher und Taucherinnen lernen, sich in trübem Wasser zurechtzufinden und wie sie sich für stark schwankende Wassertemperaturen innerhalb desselben Sees wappnen.
All diese Fähigkeiten sind wichtig für Rettungseinsätze wie nach den schlimmen Badeunfall im Bertasee oder nach dem Tauchdrama im Wildförstersee an der Sechsseenplatte.
Wachstation ist „wichtige Anlaufstelle“ für den Nachwuchs
Damit ist die Wachstation, an der früher auch Leistungsschwimmer für Weltmeisterschaften trainiert haben, eine „wichtige Anlaufstelle“, so Martin Flasbarth. Um Nachwuchs zu gewinnen, ist sie demnach ebenfalls entscheidend. „Wir Älteren sind alle am Toeppersee groß geworden“, sagt der DLRG-Vorsitzende.
Er kennt zig Pärchen, die dort in den vergangenen 40 Jahren verliebt und zusammengefunden haben, und weiß von allein acht Hochzeiten in der Mitte der Achtzigerjahre. Sich draußen in der Natur, am See, kennen und vielleicht sogar lieben zu lernen, das Vereinsleben und den Sommer zu genießen und dabei zu lernen, wie man Leben rettet, das hat laut Flasbarth eine hohe Anziehungskraft auf die Jugend. Damals wie heute.
DLRG repariert die Vandalismusschäden meist selbst
„Wenn Vandalismus dazukommt, wird es natürlich schwierig“, so der oberste Duisburger Lebensretter. Zwar fürchtet er wegen der Einbrüche oder der früheren Brandstiftungen keinen Mitgliederschwund. Doch dass der Nachwuchs in der Zukunft wegbricht, sorgt ihn und die DLRG Rheinhausen durchaus. Zumal die DLRG die Vandalismusschäden an der Wachhütte oder an der Geschäftsstelle am Hallenbad meist in Eigenarbeit beseitigen muss.
Selbst Hand anlegen müssen die Mitglieder auch bei normal anfallenden Reparaturen und Instandhaltungen. Heutzutage spreche das junge Menschen aber nicht mehr an. Damit die Rettungsschwimmer und -sanitäter nicht das Dach reparieren und neue Zaunpfähle setzen oder den Rasen mähen müssen, springen oft altgediente Vereinsfunktionäre wie Martin Flasbarth ein, der seit 1986 der Vorsitzende in Rheinhausen ist.
DLRG freut sich über Unterstützung nach Einbrüchen und Vandalismus
Nach den jüngsten beiden Einbrüchen waren die Ehrenamtler im Vorstand allerdings nicht auf sich allein gestellt. „Wir haben große Unterstützung vom Stadtsportbund bekommen. Seine Sporthelfer waren uns eine super Hilfe. Sie haben unter Anleitung alles wieder hergerichtet“, lobt Flasbarth.
Dankbar ist seine Ortsgruppe nicht zuletzt deshalb, weil viele Ehrenamtler in den Ferien sind oder jetzt an der Nordsee und der Ostsee an Badestränden als Rettungsschwimmer aushelfen.
DLRG Rheinhausen will Wachstation besser schützen
Doch selbstverständlich ist solch eine Hilfe, wie sie der Stadtsportbund geleistet hat, nicht. Deshalb will die DLRG Rheinhausen jetzt die Sicherheitsmaßnahmen erhöhen.
Derzeit diskutiert sie über eine Videoüberwachung. Die Hütte durch einen Neubau zu ersetzen, davon träumt die örtliche DLRG schon viele Jahre. Allerdings fehlt dafür das Geld. Die Einbrüche samt Vandalismus rücken diesen langegehegten Traum in die Ferne.
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Natürlich hoffen alle Betroffenen, dass in diesem Sommer die Wachhütte von weiteren Einbrechern oder Brandstiftern verschont bleibt. Denn niemand möchte an einer verwüsteten Wachstation ausgebildet werden oder dort seine Freizeit verbringen – auch nicht an heißen Sommertagen.
Bei sommerlichen Temperaturen, so Martin Flasbarth, war bisher „am Toeppersee die Hölle los“. Schwimmen ist dort verboten, doch das kümmert viele Besucherinnen und Besucher nicht. Weder Jugendliche noch Familien mit Kindern. So steigt die Gefahr für Bädeunfälle, die hoffentlich nicht tragisch enden – aber doch in vielen Fällen tödlich sind.
>> DLRG ist auch bei Einsätzen an Land beteiligt
- Bei der Duisburger DLRG gibt es nicht nur Rettungsschwimmer. Seit 2019 arbeiten die Mitglieder mit der Feuerwehr, den Maltesern, Johannitern und mit dem Deutschen Roten Kreuz auch bei der sogenannten Landrettung zusammen.
- So sind einige Mitglieder als Rettungssanitäter ausgebildet oder sie helfen nach einem Bombenfund in Pflege- und Altersheimen bei der Evakuierung vor der Entschärfung.