Duisburg. Immer wieder rücken Wasserretter in Duisburg aus – zuletzt an die Sechs-Seen-Platte. Eine Großübung war für die DLRG jetzt ein echter Stresstest.

Die Alarmierung erfolgt am Samstag gegen 11.20 Uhr. Einsatzkräfte der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) haben sich auf dem Gelände des Technischen Hilfswerks (THW) an der Buchholzer Sternstraße schon eine geraume Zeit bereit gehalten, um eine erstmals in dieser Form, großangelegte „Einsatzübung zur Menschenrettung“ am Toeppersee in Duisburg durchzuführen.

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Um für die Zusammenarbeit mit der Duisburger Feuerwehr Duisburg rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr einsatzbereit zu sein, sei es notwendig, dass alle Einheiten üben, hieß es im Vorfeld von der DLRG. Zuletzt war sie mit ihrer „Schnellen Eingreiftruppe“ beim dramatischen Bootsunglück am Dienstagabend an der Sechs-Seen-Platte hinzugezogen worden. Ein Duisburger (31) wird – so der Stand vom Wochenende – weiter vermisst.

Großübung der DLRG am Toeppersee in Duisburg

Aus Anstand wegen des Vorfalls auf dem Wolfssee an der Grenze zum Wildförstersee wurde die dort ursprüngliche geplante Übung an den Toeppersee verlegt. „Außerdem hätte sich das in Windeseile in den Sozialen Medien verbreitet, wenn wir jetzt schon wieder mit Blaulicht an die Seen gefahren wären“, erklärt der der DLRG-Bezirksvorsitzende Martin Flasbarth. „Wir hätten dort nicht mehr in Ruhe arbeiten können.“

Der Toeppersee in Duisburg war Schauplatz der besonderen Großübung für die DLRG.
Der Toeppersee in Duisburg war Schauplatz der besonderen Großübung für die DLRG. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Über die Szenarien der Übung und die Aufgaben der rund 35 beteiligten Retter hat im Vorfeld nur der engste Kreis um Einsatzleiter Christian Badzung, dem Katastrophenschutzexperte der Duisburger DLRG, Bescheid gewusst. Nach dem Marschbefehl macht sich der vom THW unterstützte Tross unverzüglich mit drei Bootstrupps, einem Tauch- und einem Strömungsrettungstrupp auf den Weg zum Toeppersee auf die andere Rheinseite.

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„Jeder Rettungstrupp hat seinen Einsatz“, erläutert Christian Badzung. „So ist eine erschöpfte Schwimmerin aus dem Wasser zu retten, eine auf dem See vermisste Person zu finden und sich in Not befindliche hilflose Personen in unmittelbarer Seenähe mittels Seiltechnik zu bergen.“ Dies sei ein echter Stresstest.

Funktionierende Abläufe und Kommunikationsketten sind wichtig

Von großer Wichtigkeit seien funktionierende Abläufe und Kommunikationsketten. Ausgangspunkt für die Übung ist das Gelände der Wassersportgemeinschaft Rumeln-Kaldenhausen (WRK). Am gegenüberliegenden nordöstlichen Teil des Sees ist der Tauchtrupp im Einsatz. Die Aufgabe ist anspruchsvoll: Er soll ein gekentertes Boot und dessen Insassen im See finden.  

Ein Tauchtrupp hatte die anspruchsvolle Aufgabe, ein gekentertes Boot und dessen Insassen im Duisburger See zu finden.
Ein Tauchtrupp hatte die anspruchsvolle Aufgabe, ein gekentertes Boot und dessen Insassen im Duisburger See zu finden. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Taucheinsatzleiter Rolf Zieschang erläutert, dass die bisher übliche Absuche des Grundes nach der „Scheibenwischer-Methode“ sehr aufwendig und nicht mehr zeitgemäß sei. Dabei haben die Taucher den Grund systematisch Stück für Stück in Halbkreisen abgesucht, um verunglückte Personen zu finden. Mit Hilfe der vom THW zur Verfügung gestellten Sonargeräte versucht die Tauchgruppe nun, die „Verunglückten“ am vermuteten Ort des Kenterns zu orten.

Suche gestaltet sich schwierig

Die Rolle der Vermissten übernehmen zwei Mitglieder der Tauchgruppe, die sich in 50 Meter Entfernung vom Ufer in sieben Metern Tiefe auf dem Seegrund „versteckt“ haben. Ganz so einfach wie vermutet gestaltet sich die Suche dann doch nicht. Tauchexperte Zieschang: „Die dunklen Tauchanzüge sind auf dem dunklen Seegrund im Moment schlecht zu erkennen, wir müssen jetzt versuchen, die Bilder auszuwerten. Aber genau diese Erfahrungen wollen wir mit unserer Übung ja machen.“

Gut ausgerüstet gingen die DLRG-Retter die Großübung an.
Gut ausgerüstet gingen die DLRG-Retter die Großübung an. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Derweil testet Joost Stadler von der Ortsgruppe Rheinhausen den Einsatz einer Drohne. „Ich habe von hier aus alle Einsatzorte im Blick“, sagt er. „Anhand der Aufnahmen können wir die verschiedenen Einsätze später gut analysieren.“ Der frühere Vorsitzende der DLRG-Jugend erwähnt einen weiteren Vorteil: „Mit der Wärmebildkamera können leichter Personen unter der Wasseroberfläche ausgemacht werden, das wird unsere Arbeit erheblich optimieren.“

DLRG-Retter stimmen sich hier für die Großübung am Toeppersee ab.
DLRG-Retter stimmen sich hier für die Großübung am Toeppersee ab. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Einsatzleiter Badzung zieht bereits kurz nach Ende der Übungspremiere eine erste Bilanz. „Insgesamt hat alles gut funktioniert.“

Dass die Retter im Einsatz für die Allgemeinheit oftmals selbst ihr Leben riskieren, wird am Beispiel des verunglückten Tauchers der Feuerwehr bei der Vermisstensuche an der Sechs-Seen-Platte vor einigen Tagen mehr als deutlich. Dazu Martin Flasbarth: „Das ist schon tragisch. Bisher kennt man die Ursache noch nicht. Im Allgemeinen sind die Retter gut ausgebildet – auch bei uns.“

„Die Baggerseen sind tückisch, oftmals sehr tief, das wird von vielen unterschätzt. Genauso wie die starke Strömung des Rheins.“

Martin Flasbarth, Bezirksvorsitzender der DLRG

Flasbarth warnt angesichts der immer wieder gemeldeten Badeunfälle im Sommer noch einmal eindringlich: „Die Baggerseen sind tückisch, oftmals sehr tief, das wird von vielen unterschätzt. Genauso wie die starke Strömung des Rheins.“ Er betont: „Auf Duisburger Gebiet ist das Baden im Rhein zudem verboten. Auch an den zahlreichen Seen herrscht ein Badeverbot.“ Trotz aller Warnungen gebe es pro Saison acht bis 14 „scharfe“ Einsätze.

>> DLRG: IM BEZIRK DUISBURG GIBT ES ÜBER 1000 MITGLIEDER

  • Die DLRG ist eine private Hilfsorganisation.
  • Dem Bezirk Duisburg, der aus den Ortsgruppen Duisburg, Rheinhausen, Homberg und Walsum besteht, gehören über 1000 Mitglieder an. Davon sind rund 60 Personen im Rettungsdienst aktiv.
  • Die Arbeit der DLRG wird zum großen Teil aus Spenden finanziert.