Duisburg. „80 Millionen“ bis „Wenn sie tanzt“: Max Giesinger stand am Samstag vor 3000 Fans in Duisburg auf der Bühne. Was bei seinem Auftritt auffällt.
Vor dem Musikgenuss kam die Parkplatzsuche: Am Meidericher Parkhaus spielte Max Giesinger ein Open-Air-Konzert und bei etwa 3000 anreisenden Fans kann es in dem Stadtteil und im Stadtpark schon mal eng werden. Doch die meisten Besucherinnen und Besucher waren rechtzeitig gekommen und warteten freudig entspannt. Schließlich wusste alle, was sie erwartet: ein Abend mit Hits wie „80 Millionen“ oder „Wenn sie tanzt“.
Zunächst aber ist der Blick auf die beeindruckende Bühne durch eine weiße Folie versperrt. Dann gehen die Lichter an, man sieht die Schatten der Musiker auf der Bühne. Im Publikum werden die Smartphones hochgerissen und man will den Start der Show unbedingt festhalten. Die beginnt mit einem Knalleffekt. Die Folie fällt, das Licht geht an, federleichte blaue Luftschlangen werden in die Menge geschossen und punktgenau setzt Max Giesinger mit seinem ersten Hit ein.
„Irgendwann ist jetzt“ singt er. Fast alle singen mit und recken die Hände zum Himmel. Giesinger hat von der ersten Sekunde die volle Aufmerksamkeit des Publikums. Am Ende des Stücks reißt er die linke Faust zum Himmel, wie einst die Verkünder der Weltrevolution.
Max Giesinger bringt nostalgischen Rocksound auf die Bühne
Das Tempo ist hoch und Giesinger wird die erste halbe Stunde nicht langsamer, schiebt „Legenden“ nach. Er macht richtig Druck. Dafür sorgt seine Band mit zwei Gitarren, Bass, Drums und Keyboard. Ekstatische Momente steuert ein Saxophonist mit messerscharfem Sound bei. Musikalisch ist das wenig kreativ oder gar innovativ, sondern eher ein gut geölter, nostalgischer Rocksound. Aber er gibt den radiotauglichen Stücken die Energie für die große Bühne.
Locker bewegt sich der gut aussehende Sänger zwischen seinen Musikern. Lässig auch seine Kleidung. Zur schwarzen Hose trägt er das schwarze Hemd offen über dem weißen Shirt. Diese Alltäglichkeit passt zu seinem Publikum. Auch das hat sich nicht großartig gestylt. Die meisten dürften zwischen 30 und 50 Jahre alt sein und aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen kommen.
Ganz nah dran: Max Giesinger sucht Kontakt zum Publikum
Der 35-jährige Sänger sucht den Kontakt zum Publikum, flirtet mit ihm und sagt immer wieder mit Emphase, wie gut es ihm hier gefällt. Dann lobt er den Stadtpark in den allerhöchsten Tönen und bescheinigt gar ihm Urlaubsqualität. Das ist dann doch ein bisschen dick aufgetragen.
Giesinger schafft es, mit griffigen Melodien und eingängigen Textkürzeln Aufmerksamkeit zu wecken. Die Sehnsucht ist ein großes Thema seiner Lieder. Er singt vom neuen Leben, das irgendwann beginnt, sehr oft auch von Reisen. Dass man auch dorthin immer sich selbst mitnimmt, könnte dem recht erwachsenen Sänger vielleicht mal jemand leise ins Ohr flüstern. Seine Texte erinnern ein bisschen an Kalendersprüche und sind vielleicht deshalb so einprägsam.
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Musikalisch verlässt er sich nicht allein auf Bewährtes, spielt ein paar Stücke der Platte, die er gerade aufnimmt. Und die klingen neu und trotzdem vertraut. Vor allem „Butterfly Effect“ und „Menschen“ dürften die nächsten alltagsphilosophischen Hits werden.
Zwei Stunden ackern Giesinger und Band engagiert für ihr Publikum. Zwischendurch verlässt der Sänger mal die Bühne und singt aus dem Publikum nur zur Akustikgitarre „Country Roads“. Zum großen Finale kommt dann noch mal ein Energieschub, unter anderem mit „80 Millionen“ und „Wenn sie tanzt“. Keiner seiner Fans dürfte an diesem Abend die 60 Euro fürs Ticket bereut haben.
>> Max Giesinger: Lieder in Neuseeland entstanden
Max Giesinger ist ein Künstler, der nicht nur im Radio und auf der Bühne erfolgreich ist. Er war und ist auch an zahlreichen TV-Shows beteiligt. 2012 wurde er Vierter bei der Castingshow „Voice of Germany“. Später war er als Coach und Juror an anderen TV-Produktionen beteiligt.
Musik begleitet ihn von Kindesbeinen. Er spielte in zahlreichen Bands und sammelte als Straßensänger auch in Neuseeland Erfahrungen. Dieses Land scheint eine besondere Bedeutung für ihn zu haben. Bei einer Rundreise mit einem Camper seien dort die Songs seiner aktuellen, noch unveröffentlichten Platte erschienen, verriet er dem Duisburger Publikum.