Duisburg. Der Campus Marxloh macht bisher vor allem über die steigenden Baukosten von sich reden. Doch was ist hier überhaupt geplant? Ein erster Einblick.

Die Gerüste sind abgebaut, die Sicht auf die außergewöhnliche Fassade des Campus Marxloh wird nur noch durch einen Bauzaun behindert. Im Inneren des Prestige-Objekts im Duisburger Norden wird daran gearbeitet, dass das Bildungs- und Integrationszentrum Anfang 2025 endlich an den Betreiber übergeben werden kann. Bisher hat das Gebäude vor allem mit immens steigenden Baukosten und Zeitverzögerungen von sich reden gemacht.

Campus Marxloh in Duisburg: Besucher bekommen einen ersten Einblick in das Bildungs- und Integrationszentrum

Jetzt hatte eine Gruppe von Akteuren, die das Konzept des Campus mit erarbeitet haben oder ihn später für ihre Angebote nutzen werden, erstmals die Möglichkeit, ein paar Schritte durch das Gebäude zu machen. Die Begeisterung ist groß. Es fallen Bemerkungen wie „So ein Gebäude hätten wir schon vor 30 Jahren im Stadtteil gebraucht“ oder „Der Campus ist wie ein Ufo, das in Marxloh gelandet ist.“

Bei der Besichtigung war nur ein Rundgang im Erdgeschoss möglich.
Bei der Besichtigung war nur ein Rundgang im Erdgeschoss möglich. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Doch was genau ist im Campus Marxloh geplant? Karen Dietrich, bei der Stadt zuständig für das Projekt, gibt einen Überblick. Das Foyer im Erdgeschoss wird verschiedene Funktionen erfüllen. Neben einem Empfang wird es einen offenen Bereich mit Tischen und Stühlen geben. Genutzt werden können sie etwa für Hausaufgabenhilfe, Beratungscafés oder von Frauengruppen, die sich zum Frühstück treffen wollen. Ein Automat versorgt die Nutzer mit Getränken und Süßigkeiten. „Wir wollen in diesem Bereich ein niedrigschwelliges Angebot ermöglichen“, sagt Dietrich.

Im Foyer wird es verschiedene Bereiche geben. In diesem können sich Menschen treffen.
Im Foyer wird es verschiedene Bereiche geben. In diesem können sich Menschen treffen. © as-if Architekten | as-if Architekten

Für vertrauliche Gespräche steht ein Raum zur Verfügung, der auch für Seminare genutzt werden kann. „Hier können sensible Beratungen stattfinden“, erklärt Dietrich. Vorhänge schützen den Raum vor neugierigen Blicken. Sie können aber auch geöffnet werden, denn grundsätzlich soll der Campus Marxloh ein offenes und transparentes Gebäude sein. Davon zeugen auch seine großen Fenster.

Karen Dietrich ist bei der Stadt für den Campus Marxloh zuständig.
Karen Dietrich ist bei der Stadt für den Campus Marxloh zuständig. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Nach 40 Jahren wird Marxloh wieder eine Stadtteilbibliothek haben

Hinter einer Glaswand wird eine Stadtteilbibliothek eingerichtet. „Damit haben wir dann nach 40 Jahren wieder eine Dependance der Stadtbibliothek in Marxloh“, freut sich Dietrich. Sie wird nach dem Konzept der „Open Libraries“ geführt und soll schwerpunktmäßig Kinder- und Jugendbücher anbieten – und möglichst in den Sprachen, die in Marxloh gesprochen werden. Eventuell wird die Bücherei mit der Schulbibliothek der benachbarten Grilloschule verzahnt.

Der Musikraum soll eine besonders gute Dämmung und einen beweglichen Flügel bekommen.
Der Musikraum soll eine besonders gute Dämmung und einen beweglichen Flügel bekommen. © as-if Architekten | as-if Architekten

Im ersten Obergeschoss wird ein Mehrzwecksaal zu finden sein, der als Aula, für Theateraufführungen oder Seminare genutzt werden kann. Er zeichnet sich durch eine bewegliche Bühne und eine variable Zwischenwand aus. Im Hauswirtschaftsraum können Koch- und Ernährungsseminare oder Schulunterricht stattfinden. Der Musikraum ist besonders gut gedämmt und soll mit einem beweglichen Flügel bestückt werden.

Im Hauswirtschaftsraum können zum Beispiel Kochkurse stattfinden.
Im Hauswirtschaftsraum können zum Beispiel Kochkurse stattfinden. © as-if Architekten | as-if Architekten

Das zweite Obergeschoss wird eine Holz-, sowie eine Textil- und Nähwerkstatt beherbergen. Wie alle Werkräume im Haus sind sie auf jeweils 16 Personen ausgerichtet. Im Computerraum werden keine Rechner stehen: „Der Campus wird mit Tabletts oder Laptops ausgestattet“, erklärt Karen Dietrich. Und natürlich auch mit W-Lan und entsprechenden Anschlüssen im ganzen Gebäude. Statt klassischer Tafeln bekommen die Gruppen- und Seminarräume moderne und interaktive Whiteboards verpasst.

Das Oberlicht trägt dazu bei, dass das Gebäude hell und luftig ist.
Das Oberlicht trägt dazu bei, dass das Gebäude hell und luftig ist. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

In der Malerwerkstatt können Übungswände tapeziert werden

Metall- und Malerwerkstatt werden im dritten Obergeschoss eingerichtet. Wer sich als Maler oder Lackierer probieren möchte, kann das in der Malerwerkstatt an Übungswänden tun. Die können bemalt und tapeziert werden. In den beiden Kunsträumen kann Unterricht stattfinden. Die Räume sollen aber auch von freien Künstlern genutzt werden. „Eine Idee ist, dass sie ihre Werke hier hinter einem Gitter lagern können, um andere zu inspirieren.“

Viel Glas soll für Transparenz sorgen.
Viel Glas soll für Transparenz sorgen. © as-if Architekten | as-if Architekten

Bleibt noch das Dach: Hier soll ein Garten mit verschiedenen Bereichen entstehen. Einer wird mit Hochbeeten bestückt, um die sich Gartengruppen kümmern können. Betreten werden darf das Dach nur in Begleitung. Karen Dietrich schwärmt von der Aussicht: „Man hat von da oben einen tollen Ausblick auf Thyssen.“

>> Wie viele Mitarbeiter werden für den Betrieb des Campus Marxloh benötigt?

  • Die Stadt wird im Campus etwa 20 Trägern der Sozial- und Bildungsarbeit kostenfrei Räume zur Verfügung stellen, die schon jetzt in Marxloh aktiv sind. Dazu zählen zum Beispiel Awo, DRK, Grillo-Gesamtschule, Stadtbibliothek, Kommunales Integrationszentrum, kirchliche Träger und weiteren Organisationen.
  • Ursprünglich war der Plan, drei Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen für den Campus Marxloh einzustellen: „Eine Person für die Leitung, eine Verwaltungskraft und eine sozialpädagogische Kraft“, zählt Karen Dietrich auf.
  • Momentan wird geprüft, ob dieses Team ausreicht, denn „das Gebäude soll theoretisch 365 Tage im Jahr von 7.30 bis 21 Uhr genutzt werden.“ Die Jobs sollen im Herbst ausgeschrieben werden.
  • Es wird ein Schließsystem geben, das es möglich machen soll, den Campus auch dann zu betreten, wenn keine Mitarbeiter da sind. Das gilt zum Beispiel für Vereine, die einen Nutzungsvertrag unterschrieben haben.