Duisburg. Anneliese Evers feiert ihren 100. Geburtstag. Was ihr Lieblingsort in Duisburg ist – und warum sie ihre Heimat mal als „Kuhdorf“ bezeichnete.

„Wozu brauche ich noch eine neue Küche?“, hatte Anneliese Evers bei ihrem letzten Umzug hinterfragt. „Ich bin doch Mitte 80 und könnte morgen tot sein“, behauptete sie, während sie die Möbel mit der Schubkarre selbst bis in den ersten Stock schleppte – so bezeugt es ihr Enkel Christoph heute.

Das Skurrile: Ihr Umzug ist mittlerweile 14 Jahre her. Sie lebt noch immer in ihrer Wohnung in Rumeln-Kaldenhausen, macht das Frühstück und räumt es selbst wieder weg, kocht köstlichen Kaffee (eine Prise Salz ist das Geheimnis), geht einkaufen im „Generationen-Quartett“, also mit ihrem Sohn, Enkel und ihrer Ur-Enkelin. Und nun hat sie einen besonderen Geburtstag gefeiert: Am 18. Juni ist Anneliese Evers 100 Jahre alt geworden.

Duisburgerin feiert 100. Geburtstag: Was sie am Kaiserberg liebt

Sie selbst hat ihren 100. Ehrentag lange nicht kommen sehen: „Auch mit 98 Jahren habe ich nicht daran geglaubt, dass ich das Alter erreiche.“ Enkel Christoph war deutlich optimistischer: „Mir war schon vor 20 Jahren klar, dass du mal 100 wirst, und dass du deswegen auch neue Möbel beim Umzug brauchst“, lacht er.

Anneliese Evers mit ihrem Sohn Hans-Werner Evers. Er sagt über die 100-Jährige: „Sie nimmt jedes Problem Volley.“
Anneliese Evers mit ihrem Sohn Hans-Werner Evers. Er sagt über die 100-Jährige: „Sie nimmt jedes Problem Volley.“ © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Evers fühlt sich im Duisburger Westen zu Hause, ihre Familie stammt aber ursprünglich aus Kaßlerfeld. Dort wurde sie 1924 als fünftes Kind und erste Tochter geboren. Doch als sie kaum zwei Jahre alt war und ihr Vater verstarb, zog ihre Mutter mit Anneliese Evers und ihren vier Brüdern nach Neuenkamp.

Dass die nun 100-Jährige im rechtsrheinischen Teil der Stadt aufgewachsen ist, merkt man nicht nur daran, dass sie sich als „Duisburgerin“ bezeichnet. Einer ihrer Lieblingsorte ist bis heute der Kaiserberg: „Da sind wir mit der Familie so oft spazieren gegangen, das war so schön“, erzählt sie. Und nach den Spaziergängen ging es dann oft ins Tanzlokal „Stammhaus Monning“ in Mülheim direkt hinter der Stadtgrenze.

Erster Eindruck von Rumeln-Kaldenhausen: „Das war ein Kuhdorf“

In Neuenkamp lernte sie auch ihren späteren Ehemann Adolf Evers kennen. Die beiden waren Nachbarn, „da tut sich sowas schnell“, lacht sie. An die Hochzeit 1947 kann sie sich noch gut erinnern: „Wir hatten nicht viel, ich wohnte in einer Einzimmerwohnung. Also haben wir bei meinen Eltern im Schlafzimmer gefeiert und alle Möbel auf den Flur geräumt, um zu tanzen.“

Fünf Jahre später wurde ihr Mann als technischer Angestellter zur Zeche Fritz nach Rumeln-Kaldenhausen versetzt, also wechselten die beiden ihren Wohnort auf die andere Rheinseite. Ihr erster Eindruck: „Das war ein Kuhdorf.“

Weite Wiesen, viele Obstbäume, Bauernhöfe, Tante-Emma-Läden – es war genau diese Ruhe, die Evers lieben lernte. Genauso wie ihre Familie, die wenig später auch nach Rumeln zog. Und die 100-Jährige ist fest davon überzeugt: „Dass ich den Geburtstag erreicht habe, liegt auch an der guten Luft in Rumeln.“

Vormittags schwimmen, nachmittags turnen: Evers hat sich immer viel bewegt

Allein die Luft war es aber bestimmt nicht. Eine weitere Zutat für das Rezept ihres langen Lebens ist zum Beispiel: viel Bewegung. Seit der Kindheit bis zum Alter von 70 sei sie Mitglied im Turnverein gewesen. „Nachmittags hatte ich Turnen, vormittags war ich oft auch noch schwimmen.“

Auch die Familie habe ihr viel Kraft gegeben. Anneliese Evers brachte drei Söhne und eine Tochter zur Welt. Inzwischen hat sie acht Enkel und mehrere Urenkel. Viele Familienmitglieder leben direkt in der Nähe.

Ihr erstgeborener Sohn Hans-Werner Evers erklärt, dass die Familie noch oft zusammenkommt, nicht nur zum Einkaufen. Es gäbe niemanden, der ein schlechtes Wort über Anneliese Evers sagen würde: „Sie hat die Familie zusammengehalten und sich um alle gekümmert, sich aber nie beschwert. Sie nimmt jedes Problem Volley.“

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>> Duisburgerin tanzt bei ihrem 100. Geburtstag

  • Am vergangenen Samstag haben rund 50 Familienmitglieder und Freunde zusammen mit Anneliese Evers gefeiert, und zwar im Lokal „Schroeder‘s Tafelfreuden“ am Toeppersee. Dabei wurden ihr auch die Glückwünsche der Stadt und des Ministerpräsidenten übermittelt.
  • Bei der Feier sei die 100-Jährige plötzlich aufgesprungen, um zu tanzen. Ihr Enkel Christoph meint: „Sie hat getanzt wie eine junge Frau, das war unglaublich.“
  • Auf die Frage, wie das möglich ist, sagt Anneliese Evers: „Wenn man so lange geturnt hat, ist man selbst in dem Alter noch gelenkig.“